Freitag, 26. August 2022

dirndl und lederhose für ostfriesland verboten?

                                                      Vogelfrau, gestaltet von Marianne Wagner

 https://www.youtube.com/watch?v=KwHg5pNHfpI   - so stelle ich mir ein Miteinander vor, Prof. Hüther erklärt am Beispiel der Stadt Tulln wie eine Stadt im Idealfall eine Gemeinschaft werden kann. Diese guten Anregungen begeistern mich und lassen mich denken, wir können alle an einer Änderung unserer Gesellschaft arbeiten.

Wir können dabei nichts verlieren und so viel gewinnen. Es kann doch nicht sein, dass die Mittelschicht sich aus Angst vor kalten Wohnungen mit Heizlüftern eindeckt und weder an die Ressourcen denkt noch an die Menschen, deren Spielraum sehr viel enger ist.

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In der Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg vom 24.08.22, Seite 11, las ich unter anderem folgendes:

"Gemeint ist, dass Menschen sich einer Kultur bedienen, die nicht die eigene ist, zum Beispiel durch Musik oder Kleidung. Kritisiert wird vor allem, wenn Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft sich Elemente der Kultur einer Minderheit bemächtigen, sie kommerzialisieren und aus dem Zusammenhang reißen...In Bern wurde ein Konzert der Band Lauwarm abgebrochen, weil sich einige Besucher daran störten, dass sie jamaikanische Musik spielte und die weißen Mitglieder der Gruppe teils afrikanische Kleidung und Dreadlocks trugen. Zuvor hatte die Hannoveraner Ortsgruppe von Fridays for Future die weiße Musikerin Ronja Maltzahn... wegen ihrer Dreadlocks ausgeladen."

In anderen Ländern gibt es diese Debatte um die Aneignung kultureller Identitäten schon länger. Die deutsche Ethnologin Susanne Schröter findet diese Diskussion problematisch. Die ..."geforderte Nutzungsbeschränkung würde dazu führen, dass bei jeder Form kulturellen Ausdrucks die Urheber ausfindig gemacht und ihr Gebrauch auf diese beschränkt werden müsste." Begonnen hatte diese Diskussion dadurch, dass der Ravensburger Verlag zwei Kinderbücher zum neuen Film  "Der junge Häuptling Winnitou" zurückzog. (Werden sie nun verbrannt?) Dem Verlag wurde vorgeworfen, er bediene mit der Veröffentlichung ein romantisierendes Klischee über indigene Völker weitab von deren Realität.

Der Held meiner Kindheit war für mich eine Romanfigur, die Bücher von Karl May sind keine Sachbücher aus denen ich mein Wissen über fremde Kulturen lernen konnte. Und die Aneignung fremder Kulturen findet täglich überall statt, rund um die Welt, in Musik, Kleidung, Lebensweise...

Es liegt an uns, den Erwachsenen, dafür zu sorgen, dass auch Minderheiten ihr Recht bekommen, dass ihre Bodenschätze wie ihre Sprache und Kultur geschätzt werden und geachtet werden. Und da bin ich bei den jungen empörten Menschen: Schaut eure Handys an, eure Kleidung, eure Nahrung - wie viel ist davon Aneignung zu Ungusten von Minderheiten? Und was ist mit den Bildern auf Plakaten, der Farbe, wie bewegt ihr euch von Ort zu Ort, welche Musikinstrumente spielt ihr?

Und bayrisches Kulturgut wie Dirndl und Lederhose gehören nach Bayern, sind alpenländische Tracht, alles andere ist auch Aneignung. Wo soll dies Denken enden?


 

9 Kommentare:

  1. Da ist viel Bedenkenswertes dabei.
    Vielleicht schiessen wir mit der Aneignungsdebatte ja übers Ziel hinaus - wie so oft - und sehen den Splitter in den Augen der anderen, nicht aber den Balken vor unseren...
    Einen lieben Gruss ins Wochenende,
    Brigitte

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    1. wir hatten zuviel vertrauen in die medien, leider war daran viel die bildzeitung beteiligt. aber es braucht ein sorgsames umgehen miteinander. lieben gruß, roswitha

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  2. Hallo Roswitha, über die nicht so guten Lautsprecher meines Computers habe ich keine Lust, den sicher sehr guten Gedanken des Ausführenden fast zwei Stunden zu lauschen.
    Ich habe schon sehr, sehr lange das Gefühl, dass das menschliche Miteinander aus den Fugen geraten ist, unter anderem, weil die reichen Länder über Jahre hinweg ihren Reichtum auf Kosten der armen und ausgebeuteten Länder aufgebaut haben - und das von fast allen als vollkommen normal angesehen wurde.
    Wie es in den nächsten Jahren weiter gehen wird, werde ich ein wenig ängstlich gespannt verfolgen und selbst versuchen, mich menschlich und mitmenschlich zu verhalten.
    Lieben Gruß aus dem feuchtkühlen Berlin - ich warte auf den nächsten Regen, der kommen soll

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    1. liebe clara, lass dich nicht so ängstigen, manches wird schon sehr aufgebauscht von den medien. dein plan dich mitmenschlich angenehm zu verhalten hilft dabei, die allgemeine stimmung deiner umgebung zu ändern. das ist ganz wichtig und gut, lieben gruß, roswitha

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  3. "Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden."

    Friedrich von Schiller (1759-1805)

    LB Roswitha... 👩‍❤️‍👩
    DEINEN BEITRAG 💯 % unterschreibe 🙏
    Gestern..
    . kaum Regen im Frankfurter Raum 💧 SEUFZ

    Herzlichsten WE - GRUß von Annette 🌻🌾🙋‍♀️

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    1. liebe annette, wir stehen unbedingt zusammen wenns notwendig ist. vorerst hoffen wir auf regen, herzlich, roswitha

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  4. Liebe Roswitha,
    ich bin sehr erfreut darüber, dass Du so wichtige Gedanken hier teilst. Ich habe erst letzte Woche davon erfahren, dass der neue "Winnetou"-Film solche Debatten ausgelöst hat. Ich war einigermaßen schockiert, wo wir inzwischen mit scheinbarer politischer Korrektheit angelangt sind. Mir scheint, jetzt schießt einiges über das Ziel hinaus, wenn wir gewisse Bücher nicht mehr lesen sollten, wenn wir nicht wenige Filme auslassen müssten, Theaterstücke verbieten müssten, usw.
    Ich trage gerne afrikanische Kleidung und Schmuck, ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass ich hiermit jemanden beleidigen könnte. Wenn schon, dann könnte man mir "vorwerfen", dass ich mich für andere Kulturen interessiere - das ist nämlich definitiv der Fall. Darf ich nun auch nicht mehr Englisch sprechen?
    Ich hoffe, dieser mediale Zirkus ist bald wieder beendet, denn es geht in unserer Welt genau um das, was Du hier auch deutlich hinterfragst: Es geht um Respekt für all jene Menschen, denen wir vieles an Rohstoffen und Bodenschätzen für all unseren (oft überflüssigen!) Luxus wegnehmen, indem ihre Länder ausgebeutet werden. Wollen all jene, die jetzt aufschreien, auch auf all diese Produkte verzichten? Dann könnte ich sie ernstnehmen. Es interessiert mich, wie diese Menschen leben ...

    Ganz toll finde ich ebenso, dass Du hier noch einmal den Link zu Hüther's Ideen zu einem gedeihlichen Miteinander bekanntgibst.
    Ich habe diesen Link noch nicht geöffnet, bin aber jedenfalls neugierig. Und hoffe, dass die Stadt Tulln umsetzt, was sie so groß verkündet. Ich kenne ein anderes Beispiel so eines Projektes aus meinem eigenen städtischen Umfeld, hier konnte man vom Thema leider so gar nichts an Gelebtem entdecken. Ich habe mich dafür begeistert und war angetan von der Idee, aber die Umsetzung fand jenseits des medialen Aufbauschens leider in keinster Weise statt. "Respekt", aus diesem Gedanken hätte man damals viel machen können ...

    Liebe Grüße, C Stern

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  5. liebe c stern, ja die debatte um aneignung und umgang mit minderheiten ist sehr in eine richtung gegangen, vielleicht magst du diesen artikel aus dem blog dem "vorspeisenplatte.de" lesen: “Datenanalyse der Winnetou-Debatte, Der erfundene Shitstorm: Chronologie eines Medienversagens”. die anhäufung der in ähnliche richtung gehenden berichte hatte auch mich beunruhigt.
    mein fazit ist nicht anders nach der lektüre, aber ich habe wieder etwas gelernt. zu tulln: durch meine früheren engagements habe ich großartige erfolge wie klägliches scheitern von gemeinschaftsarbeit erlebt. es scheint ganz elementar, dass die macherinnen und macher daran glauben und sich einsetzen, ohne sich hervorzuheben. ich will die hoffnung nicht aufgeben. danke für die ausfühliche antwort, liebe grüße, roswitha

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    1. Ich danke Dir herzlich für den Hinweis auf den sehr ausführlichen Artikel auf vorspeisenplatte.de. Ich bin aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.
      Es macht was mit mir, wenn ich weiß, dass ich dieser von einer gewissen "Zeitung" inszenierten Medienorgie ebenfalls aufgesessen bin. Ich darf mich sicherlich als kritisch einschätzen - so ist es mir doppelt unangenehm.
      Wir müssen uns damit auseinandersetzen, noch weitaus mehr Recherche zu betreiben. Das braucht allerdings Zeit, aber muss wohl gerade bei Themen wie diesem sein.
      Das Internet verbindet uns so rasch und auch weltweit, es bietet zweifellos einige Vorteile, hat aber eben auch seine riesigen Schwächen. So schnell hat sich etwas wie ein Lauffeuer verbreitet, der Brand selbst kann dann oft nur mit viel Mühe gelöscht werden ...
      Nachdenkliche Grüße!

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