Dienstag, 24. Juni 2025

entfremdet ohne fremde



Eine Frau

Noch keine Seniorin, ist sie gleichwohl vergreist. Das macht die Angst vor dem Unfassbaren, Angst, die sich nicht an bestimmten Dingen festmachen lässt, sozusagen frei galoppierende Angst. Keine besorgniserregenden Vorkommnisse, keine schlimmen Lebensumstände oder körperliche Bedrängnis gehören zu ihrem Leben.

Sie lebt jeden Tag einzeln, die Tage sind unendlich lang. Wenn sie zurück schaut, sehr selten, sind die Tage einfach verschwunden, es bleibt wenig an Erinnerung.

Sie sagt, das Leben geht zu schnell vorbei. 

Sie ist niemanden wichtig, nicht einmal sich selbst. Andere Frauen in ihrer Situation hätten sich eine Liebhaberei zugelegt, manche sogar einen Liebhaber. Dazu fehlt ihr die Phantasie.

Leben ist Arbeit und anständig seine Pflicht tun.“

Sie fühlt sich zu unwichtig, um Ansprüche zu stellen. Schnell ist sie gekränkt, wenn andere von ihr als selbstverständlich angesehene Normen nicht erfüllen, fordern, sich behaupten.                                     Die Mauer zwischen ihr und dem Leben ist hoch, fast unüberwindbar. Angst lässt nur kleine Lücken.

So lebt sie in einer Art getroster Verzweiflung.

Kein ausländisches Essen sagt sie, damit hat sich einmal der Vetter den Magen verdorben. Keine moderne Kunst, ist alles Quatsch, nicht notwendig.“

Die ganze Welt besteht aus Seilschaften um uns kleinen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Keine Chance hat man, wenn man nicht dazu gehört!

Überhaupt, die Umstände, in die man geriete, würde man im Ausland Urlaub machen und krank werden. Da fahren wir nicht hin, dann kann uns das nicht passieren.

Wir machen immer am gleichen Ort Urlaub. Im Allgäu. da kennt man alles und wird nicht bestohlen.“



10 Kommentare:

  1. Ein Leben wie im Teigmantel, mir wäre das zu wenig! Gruß von Sonja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. das trifft es leider gut, lieben gruß, roswitha

      Löschen
  2. "Wie im Teigmantel" - zutreffender Begriff! Ich war erst mal bedrückt nach dem ersten Lesen. Dann, während des Frühstücks simeliert, ob ich jemanden kenne, der/die so ist. Die beiden Frauen letzte Woche auf dem Friedhof, die hatten so was an sich. Aber hier in meiner Blase? Eher nicht. Vielleicht ist es auch die rheinische Einstellung zum Leben. Wir sind hier sehr viele Witwen ( ja auch vereinzelt Witwer ) und jede hat ne positive, dem Leben zugewandte Art, dass frau jedesmal beschwingt heimgeht, wenn wir uns begegnet sind.
    Ich hoffe, in deiner Umgebung sind auch mehr von DER Sorte.
    Alles Liebe!
    Astrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. liebe astrid, diese frau ist keine rheinländerin, aber leider gibt es diese haltung überall. mir liegt auch mehr die rheinische art. leider konnte ich auch mit mühen kein lächeln in ihr leben bringen, ich hab aufgegeben. es gibt menschen, die echte energieräuber sind, da muß ich fliehen, ich will meine kraft anders einsetzen. herzlichen gruß, roswitha

      Löschen
  3. Wenn man so gar keine Freude an nichts hat und auch so gut wie nichts an sich heranlässt, wäre für mich die Frage, wofür sich dann noch das Leben lohnt? - So möchte ich nicht leben, denn das überwiegende Gefühl ist wohl Angst.
    Lieben Gruß von Clara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. diese menschen beobachten und erwarten immer das schlimmste, ziehen die stimmung ihrer umgebung herunter und verstärken angst bei dafür empfänglichen menschen. zum glück bist du nicht so, ich auch nicht. viele grüsse nach berlin, roswitha

      Löschen
  4. Backen ist aus Teig geformte Liebe ... oder,
    so als Metapher: Teigmantel umhüllt die
    (Eigen - ) Liebe 🍞💞👩🏻‍🍳
    Sonst wäre mir der Text zu traurig 🤷🏻‍♀️

    Sonnig ... hotten Mittwochsgruß ☀️
    mit mittags 27 Grad 🌹
    von Annette🥵

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. es braucht keinen teigmantel, besser gelegentlich ein festes drücken lieber menschen. ja, liebe annette, der text ist so traurig wie die frau lebt. sei du umarmt von der hitzegeplagten roswitha(ich gehe einfach nicht raus)

      Löschen
  5. Ein Leben voller Begrenzungen -
    besonders "Überhaupt, die Umstände, in die man geriete, würde man im Ausland Urlaub machen und krank werden" erinnert mich an die negativen Glaubenssätze meines Vaters. Und auch beim Essen war er sehr heikel, bis heute. Als Kind hat mir das schon gar nicht gefallen, aber ich konnte nichts dagegen machen.
    Wenn jemand so leben möchte, bitteschön - aber anderen Menschen darf das nicht zugemutet werden.
    Nachdenkliche Grüße, C Stern

    AntwortenLöschen
  6. liebe c stern, du hast recht, diese menschen begegnen uns, wir müssen ihnen als erwachsene nicht folgen. liebe grüsse von roswitha

    AntwortenLöschen

gedanken zu manchem

                                                      Treffen der Behausten, Foto Barbara eigentlich möchte ich mehr satire als lamentieren ...