Montag, 7. März 2022

frauentag auch für elsa und hedwig


 8. März Weltfrauentag 2022 

auf dem foto sind die schwestern elsa, geboren 1900, und hedwig, 1907. elsa war ungewöhnlich klug und der lehrer wollte die eltern dazu überreden, dass sie aufs gymnasium nach karlsruhe gehen sollte.  der vater lehnte ab weil sie ja ohnehin heiraten würde. früh heiratete sie ihren schulkameraden aus der nachbarschaft, einen selbstständigen schneidermeister. immer arbeitete sie mit in der werkstatt, und sie bekam 1921, 1925 und 1928 kinder. der 1925 geborene sohn musste in die krieg und starb mit 19 jahren als soldat in russland. elsa hatte ein schweres und trauriges leben, die jüngste tochter heiratete einen amerikanischen soldaten und zog mit ihm in die usa. noch bevor sie 60 jahre wurde starb ihr geliebter mann. danach pflegte sie zuerst ihre mutter, später ihren vater. sie bekam nur eine sehr kleine rente, da sie ja nie irgendwo gearbeitet hatte, sagten die leute. ihr mann hatte wenig in die rentenversicherung eingezahlt, der verdienst war zu gering.

ihre schwester hedwig beobachtete dieses leben. sie wurde hausgehilfin, später haushälterin in einem geschäftshaushalt mit vielen gesellschaftlichen verpflichtungen. auch dies war ein arbeitsintensives leben. wenn die herrschaften ins wochenendhaus im schwarzwald fuhren, musste sie im herbst dorthin mitfahren und im obstgarten ernten und einkochen. diese arbeiten waren beschwerlicher als in der stadt, und alles musste verpackt und dorthin zurückgebracht werden. hedwig hatte nie einen freund. als sie über 90 jahre war, erzählte sie, sie habe das schwere leben ihrer schwester gesehen, die immer ohne bezahlung arbeiten musste und nur wenig geld hatte. da habe sie sich gedacht, da bliebe sie lieber haushälterin. wenn hedwig ein paar tage urlaub hatte fuhr sie zu ihrer schwester und half ihr. sie arbeitete fast bis zum 70. geburtstag. dank ihrer rente konnten die schwestern im alter ein ruhiges, aber bescheidenes leben führen, sie wohnten gemeinsam in elsas familienwohnug.

das foto oben zeigt sie fein herausgeputzt an einem festtag, froh und unternehmenslustig. es war ein schöner tag, erzählte hedwig. ich habe dieses foto im alltag immer vor mir und denke an die beiden und an diesen moment. 

nicht vergessen werden soll die mutter von elsa und hedwig. sie gebar elf kinder, acht überlebten das erste jahr. die beiden schwestern waren die einzigen mädchen, sechs jungen waren der stolz des vaters.  kein badezimmer, toilette im hof, garten und acker zur versorgung der großen familie, arbeit gab es viel. 

11 Kommentare:

  1. Eine bewegende,
    liebe Roswitha,
    tief berührende Geschichte zweier Frauen und Schwestern,
    die trotz ihres entbehrungsreichen, harten Lebens froh und positiv blieben. Wie dein Bild zeigt.

    Ich kenne übrigens eine ähnliche Geschichte von meiner Grossmutter mütterlichseits (*1896) und ihrer Schwester (*1897).

    Danke für deinen Beitrag und einen herzlichen Gruss in den Frauentag
    Hausfrau Hanna

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    1. diese frauen waren stark und wussten was recht und unrecht ist. sie waren auch mutig, aufgeben war nie eine möglichkeit für sie.
      schön dass auch deine grossmutter und ihre schwester einander hatten. lieben gruss, roswitha

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  2. JA, beeindruckende Lebensgeschichten...💞🙏

    Könnte da auch, aus der Familie ähnliches erzählen... BEWUNDERNSWERT NORMAL, für die damaligen ZEITEN!

    WAS wird wohl - rückblickend - für dieses Jahrhundert, so an Lebensgeschichten bleiben ... außer Umweltkatastrophen, Seuchen und KRIEG... 😭😱😞

    DIE MENSCHEN WERDEN ES ERTRAGEN MÜSSEN 💔🙏❣️

    Herzlichst, traurigen Mittwochs-Gruß ☀️🕊️🍀 von Annette 🙋‍♀️

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    1. liebe annette, kein trauriger mittwochsgruss, und still ertragen wollen wir doch garnichts. wir können auch laut, wir hatten in unserem leben glück, siebzig jahre frieden gab es nicht oft bei unseren vorfahren. wir werden manches ändern, gut so. herzlichen gruss von roswitha

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  3. und die frauen auf dem foto sehen sehr taff aus!

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    1. die konnten auch ganz schön verschmitzt sein, hedwig hat 10 jahre bei uns gelebt und wir konnten lernen(und unsere kinder und enkel). gut wars, lieben gruss, roswitha

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  4. deine würdigung ist wunderbar! wie viele
    solcher geschichten werden nicht gehört und nicht
    gesehen, leider. die lebensgeschichten meiner eltern
    habe ich aufgeschrieben und ich habe mich sehr gefreut,
    dass da ein enkel war, der sich dafür interessierte.
    danke und lieber gruß
    Sylvia

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    1. Ach, wie schön 💞🙏

      Ich möchte auch, dass was ich noch weiß (auch aus Erzählungen) für meine Enkeltöchter aufschreiben.... 📝
      Zu schade, wenn's verloren ginge... 🙏

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    2. liebe annette, mache das unbedingt, ich hatte meine mutter überredet, ihre fluchtgeschichte 1945 aufzuschreiben. und ich habe mir ganz viel erzählen lassen und geschrieben. unsere enkel heute interressiert das sehr, wichtig ist es außerdem.

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    3. liebe sylvia, wir frauen müssen mehr schreiben und fragen, sonst geht gerade frauengeschichte oft verloren. nur von vielen erzählte geschichte wird ein authentisches bild zeichnen. lieben gruss, roswitha

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  5. oh ja..
    so war das damals
    gerade die Mädchen mussten meist das tun was die Eltern sagten
    Ausbildung und Beruf eher selten
    man ging ev. noch in "Stellung" um das Haushaltswesen zu lernen und heiratete dann
    sehr schön hast du die Lebensgeschichte beschrieben
    meine Oma hatte auch ein hartes Leben

    liebe Grüße
    Rosi

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