Montag, 28. April 2025

wunsch und realität

 

                                                      Wassersuche

 Zitat aus dem ZEIT- Kalender vom 19./20.04.25:

"Bei einem Ausflug finden meine Enkel einen verletzten Vogel. Sie wollen ihn retten, doch das Tier stirbt. Lange wollen die Kinder das nicht wahrhaben. Als mein Sohn zum Weitergehen drängt und sagt, dass der Vogel wirklich tot sei, weil er sich jetzt schon eine ganze Zeit nicht mehr bewegt habe, mahnt einer meiner Enkel: "Papa, du musst nicht alles glauben, was du siehst."  (Harald Apel, Zingst)"

 diese begebenheit erinnert mich an das magische denken von jüngeren kindern. leider ist der wunsch nichts, was realitäten umkehren kann. und trotzdem ist sein einwand verständlich, da auch erwachsene manchmal die tatsachen nicht sehen wollen. es gibt auch von messbaren dingen verschiedene realitäten, z.b. vom klima oder der steuergerechtigkeit, je nach wunschdenken und ...


unser enkel jan froede bat mich diesen aufruf zu veröffentlichen. wenn viele menschen kleine beträge spenden, gibt es ausreichend. er hat jede hilfe verdient, mit viel mut und kraft hat er nach seinem unfall sein leben neu geordnet. auch im letzten jahr stand er schon auf dem siegerpodest, es fehlt für behinderte sportler und sportlerinnen einfach an sponsoren.     https://gofund.me/fdef6f0f

Mittwoch, 23. April 2025

innere Freiheit und Freude

                                                                  Zeche Zollverein, Essen

" Die Freiheit wird nicht erst dann geopfert, wenn andere uns vorschreiben, was wir sagen, wohin wir gehen und wie wir uns verhalten sollen. Eine Gesellschaft, die von sich behauptet, jedes ihrer Mitglieder könne sein Potenzial entfalten, die es aber nicht schafft, jene Strukturen zu ändern, die einen Teil der Mitglieder vom Erfolg fernhalten, ist ebenfalls repressiv. Und doch verlieren wir trotz aller Zwänge nie unsere innere Freiheit: die Freiheit, das Richtige zu tun." Auszug aus dem Epilog von FREI, Lea Ypi

dieses buch beschäftigt mich, führte mich in neue welten, die mir bisher unbekannt waren. so nah ist albanien, es ist einfach nie zur sprache gekommen. ein sehr bewegendes buch...

die freude kam bei der lektüre nicht zu kurz, neben allem anderen.

 

unser enkel jan froede bat mich diesen aufruf zu veröffentlichen. wenn viele menschen kleine beträge spenden, gibt es ausreichend. er hat jede hilfe verdient, mit viel mut und kraft hat er nach seinem unfall sein leben neu geordnet. auch im letzten jahr stand er schon auf dem siegerpodest, es fehlt für behinderte sportler und sportlerinnen einfach an sponsoren.     https://gofund.me/fdef6f0f

Freitag, 18. April 2025

Reiserouten am Himmel

 

 

Foto Barbara


An die Wolken

Und immer wieder,
wenn ich mich müde gesehen
an der Menschen Gesichtern,
so vielen Spiegeln
unendlicher Torheit,
hob ich das Aug
über die Häuser und Bäume
empor zu euch,
ihr ewigen Gedanken des Himmels.

Und eure Größe und Freiheit
erlöste mich immer wieder,
und ich dachte mit euch
über Länder und Meere hinweg
und hing mit euch
überm Abgrund der Unendlichkeit
und zerging zuletzt
wie Dunst,
wenn ich ohn Maßen
den Samen der Sterne
fliegen sah
über die Äcker
der unergründlichen Tiefen.

Christian Morgenstern
(1871-1914)

Allen hier lesenden wünsche ich angenehme Ostertage mit der Zeit, euch den Himmel anzuschauen und euren Gedanken nachzuhängen. Ich schaute die Kondensstreifen an und dachte daran, wohin die Menschen wohl fliegen. Ob sie dort das finden, was die Reise lohnend macht? Manche vergessen, dass sie sich selbst mitnehmen und damit ihre Filter, Dinge zu sehen. Wir werden lernen müssen, und es wäre ein Glück, wenn es aus Einsicht statt Not geschieht.

Montag, 14. April 2025

der alte rabe schüttelt sich

"In meinem Fall nehme ich gerne eine schöne Dusche, um mich um meine wunderschönen Haare zu kümmern", sagte ... bei der Unterzeichnung des Dekretes. " Ich muss 15 Minuten unter der Dusche stehen, bis sie nass sind." Die neue Verordnung werde "Amerikas Duschen wieder großartig machen", teilte das Zollhaus am Mittwoch mit.

ist das nicht wunderbar, haare statt regenschirm zu haben? der regen perlt ab, wie anderes... 

in anbetracht aller ereignisse, die nicht in meiner macht liegen, noch folgendes zitat:

 „Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.“ Martin Luther



 

Samstag, 12. April 2025

freitagsblumen



ein holzhase gesellt sich zu steineiern, sattsehen kann ich mich an den blüten. in einer woche ist ostern, ich denke zurück an die alten geschichten. in der karwoche läuten keine katholischen kirchenglocken, die sind in rom, wurde uns kindern erzählt. dafür durften die kinder kleppern, mit holzgeräten durchs dorf ziehen und singend krach machen. und es gab eine belohnung am karsamstag.

in unserer familie gab es in der karwoche kein fleisch, wir warteten sehnsüchtig auf das kirchenläuten um 12 uhr am karsamstag, würstchen mit kartoffelsalat standen schon beim ersten glockenschlag auf dem tisch.

nachtrag zum letzten blog:

"Tradition ist die Weitergabe der Flamme,
nicht die Verehrung der Asche"    - Gustav Mahler

nichts sollte immer weiter getan werden, weil es immer so war. es kann auch varianten oder etwas ganz neues geben, was besser passt. leben ist in bewegung...


 

Donnerstag, 10. April 2025

Übergänge in Stufen

 


"Ohne Zweifel: Die Gesellschaft, in der wir leben, hat viele traditionelle Riten des Überganges über Bord geworfen, Lebensläufe sind heute nicht mehr nach Stockwerken gegliederte Wege. Keine Aufstiege in ein vollgültiges Erwachsenenleben, mit allem, was dazugehört. Abschied von der Kindheit, erste Freiheiten, Abschied von den Eltern. Ehe, (dieses Gespenst des Endgültigen!). Dann womöglich Scheidung, Alter, Tod. Es ist nicht neu, dass sich die Dinge verändern."    aus: Frank Witzel, Die Möglichkeiten einer Micky Maus - hier aus der Laudatio auf Frank Witzel von Paul Jandl, Verbrecher Verlag, Reihe Wortmeldungen 

gestern war ich in der buchhandlung als eine frau nach einer gratulationskarte zur jugendweihe fragte. die junge buchhändlerin wusste nicht welche feier das ist, eine andere frau sagte, das sei wie konfirmation.  die jugendweihe ist ein übergagsritual, ebenso wie die konfirmation, das jugendliche kind wird in die erwachsenenwelt aufgenommen. inzwischen finden beide feiern immer weniger statt, haben für die meisten ihren wert verloren. die säkularisierung des alltags, die verschiedenen weltanschauungen und die verlorene verankerung der menschen an einem festen ort führen nicht wie früher zu jahrgangsweisen feiern in einer schulklasse oder kirchengemmeinde. dies trifft nicht nur auf diese jugendweihe oder konfirmation zu, auch hochzeiten sind nicht mehr unbedingt im kirchlichen rahmen, oder trauerfeiern.
man mag auf manche auswüchse dieser konventionellen feiergestaltungen gerne verzichten, aber die anlässe sind doch immer ein innehalten wert gewesen und sind es noch. wo finden wir neue arten der gestaltung unserer übergänge? der einzelne mensch war mittelpunkt, zum ersten mal herausgehoben aus seiner gemeinschaft wurden die jungen menschen gefeiert. es gab besondere kleidung und geschenke, ohne etwas dafür zu tun.

weihnachten oder ostern, ramadan oder das jüdische neujahrsfest - alles fällt bei vielen menschen der beliebigkeit anheim, sie verabschieden sich von bräuchen, die das jahr gliederten und gemeinschaft förderten. was gibt es stattdessen?

sehen wir noch den rhythmus der natur und deren sinn? vorfreude auf die jahreszeiten, wie vorfreude auf feste helfen uns über vieles hinweg.                                                                                            

 Leseempfehlung: Lea Ypi, FREI, Suhrkamp Tb - Deutschlandfunk: "Voller unvergeßlicher Szenen und Figuren, ein Buch, das man nicht aus der Hand legen mag."  so war es...

Jane Campbell, KLEINE KRATZER, Kjona Verlag TB, "Irre schön"- Christine Westermann, Dreizehn Heldinnen, die sich nicht aufs Altenteil schieben lassen.

Montag, 7. April 2025

Dekorationen früher und heute


 
mit wieviel liebe zum detail verzierten früher die menschen ihre gebäude, dachten daran, der nachwelt etwas mitzuteilen. hier sind nur drei von vielen in unserer altstadt, mit dem baujahr und initialien der bauherren versehen werden die gebäude ein teil der geschichte des ortes. der bretzelbäcker zeigte auch seine arbeit an. neue dekorationen gibt es nicht mehr, aber neu ist die kunst am bau:
 
inzwischen ist das flatterband weg, aber das kaputte fenster mit der angeklebten palette gibt es jetzt fast genau ein jahr. vielleicht kann es zum jahrestag hübsch geschmückt werden? die denkmalämter in mosbach und in karlsruhe können den eigentümer zu nichts bewegen, da sie keine handhabe haben. die vielen  besucher schauen immer ganz bestürzt, neulich meinte gar jemand, es sei erst passiert.

Christian Morgenstern
Unter Zeiten


Das Perfekt und das Imperfekt
tranken Sekt.
Sie stießen auf Futurum an
(was man wohl gelten lassen kann)

Plusquamper und Exaktfutur
blinzten nur.


ich wünsche euch eine angenehme, spannende woche mit viel detailfreude.
übrigens ist dies mein 751. blogeintrag, ich kann es fast nicht glauben.


Freitag, 4. April 2025

Freitagsblümchen und mehr


 

Heutige Weltkunst
Anders sein und anders scheinen,
Anders reden, anders meinen;
Alles loben, alles tragen,
Allen heucheln, stets behagen,
Allem Winde Segel geben,
Bös’ und Guten dienstbar leben;
Alles Tun und alles Dichten
Bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen,
Kann politisch heuer heißen.
 
„Heutige Weltkunst“ wurde im Jahre 1654 zur Zeit des Barock von dem deutschen Dichter Friedrich von Logau (1605–1655) verfasst. (Wikipedia)
 
das dies wahrheit sein könnte, wollen wir nicht glauben. aber einzelne "entgleisungen" in diese richtung gibt es. genau dem müssen wir information und geduld, freundlichkeit und zuversicht entgegensetzen.
es gab immer zeiten wie "unsere", und immer ist eine mehrheit der menschen leider zu gleichgültig. singen wir lieder mit ihnen, heute war ein straßenmusiker da und es war wunderbar, wie sich die gesichter der menschen aufhellten, wenn sie ihn gewahr wurden. auch schön war, wie kinder geld in die gitarrenkoffer warfen: schüchtern ankommen, geld hineinlegen und fröhlich weghüpfen. als sei eine schwere aufgabe erledigt.
 
ja, die kinder...

 
 
 

Donnerstag, 3. April 2025

ostern vor achtzig jahren, eine wanderung


vor genau achtzig jahren ging meine zukünftige, neunzehnjährige mutter mit ihrer gleichaltrigen freundin gerda aus aachen und dem siebzehnjährigen jupp aus st. vith in belgien quer durch deutschland. dieser tage las ich ihren bericht wieder, da überall an das achtzigjährige kriegsende gedacht wird. 

voller dankbarkeit über mein leben ohne krieg werde ich dabei, wir "nach dem krieg" geborenen hatten glück und hielten unser leben für selbstverständlich. aber krieg hatte es immer irgendwo gegeben, nur so nah war er uns nie gekommen. was haben wir falsch gemacht, dass machthungrige alte männer so mit dem leben der menschen spielen können? nehmen wir unsere lebenserfahrung und unsere dankbarkeit, um daraus die kraft zu schöpfen, die wir für unseren widerstand brauchen. setzen wir uns ein in familie und nachbarschaft und gesellschaft. helfen wir mit unsere demokratie zu erhalten. 

 

"Die Ereignisse überstürzten sich im Ende Februar. Unsere Arbeit wurde eingestellt, jeder wollte nach Hause, aber wie? Kein Zug fuhr mehr Richtung Heimat. Am Gasthof Lindenhof standen meine Freundin Gerda und ich oft mit anderen, um eine Möglichkeit zur Heimreise zu finden. Durch unseren rheinischen Dialekt fielen wir einem jungen Mann auf. Jupp war erst siebzehn Jahre und stammte aus St. Vith in Belgien. Da Gerda aus Aachen war, hatte er fast den gleichen Weg und durfte sich an unseren Reisevorbereitungen beteiligen. Er konnte seine Taschenuhr gegen einen Handwagen tauschen, der sich sehr bewährte.

Nach einer Woche gingen wir los. Unsere einzige Orientierung war eine Bahnstreckenkarte. In der Nähe war ein Verpflegungslager gesprengt worden, hier luden wir unseren Handwagen voll mit Kunsthonig, Grieß und Zucker. Eine Zeltplane als Abdeckung kam darüber, wir fühlten uns reich und frei, bereit für den langen Weg. Aber auch mit unseren gehorteten Schätzen zahlten wir das Notwendige. Unser Geld wollte niemand! Entgegen der Erwartung meiner Zimmerwirtin fiel der Handwagen nicht auseinander, wir kamen in der Karwoche 1945 am Rhein an. Amerikaner griffen uns auf und trieben uns mit vielen anderen Menschen in einen großen Hof. Dort wurden wir alle mit DDT eingestäubt, zur Bekämpfung eventueller Läuse oder Flöhe.

Über eine Brücke kamen wir nach Rheinhausen, endlich waren wir linksrheinisch, unsere Heimat rückte näher! Um neunzehn Uhr mussten wir von der Straße sein, es gab Ausgangssperre. Die Berichte der Menschen aus dem Westen waren düster, an dieser Front wurde noch gekämpft. Die Ortsansässigen sagten uns, wir sollten nur auf der Strasse laufen, um Überfällen von Fremdarbeitern zu entgehen.

An einer großen Kreuzung bei Mönchengladbach fragten wir eine ungefähr vierzigjährige Frau nach dem Weg Richtung Aachen. Auf diese Frau machten wir einen so guten Eindruck, dass sie uns fast nötigte, über Ostern bei ihr zu bleiben. Es war Gründonnerstag, 29. März 1945! Bis Dienstag nach Ostern blieben wir bei ihr, sie hatte Mann und Sohn im Krieg und wollte Ostern nicht allein sein. Zum Dank gaben wir dieser Frau unsere Reste vom Grieß, Zucker und Honig. Alle hatten wir beim Abschied Tränen in den Augen."

die strecke von porta westfalica nach aachen beträgt ca. 300 km. laut routenplaner beträgt die reisezeit mit dem auto ca. drei stunden. die jungen leute damals brauchten etwa sechs wochen. sie kamen alle gut an, den handwagen gibt es immer noch, oftmals aufgearbeitet, in der eifel.

morgens im odenwald und muffin

muffin trabt gemütlich vor sich hin mit der reiterin. beide freuen sich, die mittagshitze kommt noch lange nicht. es liegt der geruch der wi...