Donnerstag, 30. März 2023

Statue des Anstoßes

                                               die tanzenden frauen, marianne wagner, breuberg


ist das kunst oder pornografie? laut medien soll eine schuldirektorin in florida ihre arbeit verloren haben, nachdem sie im unterricht ein bild des nackten michelangelo- david gezeigt hatte. die lehrerin habe versäumt, die eltern über ihr vorhaben zu informieren, ein dort übliches verfahren vor dem zeigen klassischer kunstwerke(rhein-neckar-zeitung,28.03.23) die meldung kam auch in italien an und sorgte für grosses unverständnis, sogar der bürgermeister von florenz meldete sich zu wort und lud die lehrerin ein: " ...kunst ist zivilisation und wer sie lehrt, verdient respekt."

schiessereien und mord gehören im fernsehen zum alltag der meisten kinder in den USA, die filme zeigen oft grausamste details von verletzungen und tötungen. leider auch in deutschland nimmt die brutalität der darstellungen zu, es kommt zu körperverletzungen und sogar tötungen durch kinder. nähme man den kinderschutz ernst, müsste sich hier etwas ändern, ein nackter körper ist einfach ein nackter körper, keine gefahr geht von ihm aus.

welche welt gestalten wir unseren nachfahren?                                        

Lesetipp: Charlotte Wood, Ein Wochenende, keinundaber pocket - die geschichte einer jahrzehnte währenden freundschaft vierer frauen, alle anfang siebzig. eine stirbt, und drei treffen sich, um deren ferienhaus auszuräumen. alte und neue konflikte tun sich auf, aber auch humor und emphatie spürte ich.




Sonntag, 26. März 2023

expressionismus und musik

                                                                     Lampenfuß Erfurt


Ein Ballon bewegt sich leise.

Menschenhälse strecken sich.

Tramways stürzen aus dem Gleise.

Droschkengäule töten sich.

Auf den Dächern tanzen Greise.

Jungfraun platzen männertoll.

Ein Ballon bewegt sich leise.

Lächelnd und sehr würdevoll.

Freidrich Wilhelm Wagner (1892- 1931)
(aus dem Rabe- Kalender)

https://www.bing.com/videos/search?q=Aretha+Franklin+Respect&view=detail&mid=F322182CF90A3FF735D1F322182CF90A3FF735D1&FORM=VIRE

Aretha Franklin hatte gestern Geburtstag, 81 Jahre wäre sie geworden(gestorben 2018). 

wer lyrik nicht mag, sollte sich vielleicht einfach eine tulpe suchen und sie genau anschauen.
 

Mittwoch, 22. März 2023

Rückschau ?

                                                                  Maar in der Eifel bei Daun

Mein Text vor fast genau zwanzig Jahren:  Stimmungstief ? Klimawandel?

Am 24. Mai 2004 legte die Forschungsgruppe Wahlen eine neue Umfrage über die Stimmung der Deutschen vor(Quelle: RNZ vom 25.04.04). Nach dieser Untersuchung bezeichneten 57 Prozent der Befragten die allgemeine Wirtschaftslage als schlecht, zehn Prozent mehr als im Februar 2004!

Die eigene wirtschaftliche Lage bezeichneten 44 Prozent der Befragten als gut. Im kommenden Jahr erwarten aber nur noch sechzehn Prozent von diesen eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, im Winter lag der Anteil der Optimisten noch bei zwanzig Prozent.

Brauchen die Menschen, denen es gut geht, überhaupt eine Verbesserung? Was passierte zwischen Februar und Mai?  Der Frühling kam.

Gibt es eine kollektive Depression? Geht es für viele Menschen nur noch darum, Besitzstände zu schützen? Nur keine Experimente, das war ein Wahlspruch in den Fünfzigern, der wieder hoch im Kurs steht. Entscheidungen werden nach allen Seiten abgesichert, fast niemand will Verantwortung übernehmen, angreifbar werden.

Lothar Späth meinte vor einigen Jahren spöttisch, wir darbten auf hohem Niveau. Viele können das Erreichte nicht genießen, es kommt nicht einmal beim Blick aufs Sparkonto Freude auf, weil sie z. B. denken, ihnen drohe Altersarmut. So ist Geld nicht Mittel zum Zweck, sondern wird selbst Zweck und Ziel aller Anstrengung, weil es scheinbare Sicherheit bietet.

Ich weiß aus der eigenen Familie, was Altersarmut bedeuten kann, die gilt es zu verhindern. Aber die Entsolidarisierung der Gesellschaft führt zu einer für viele bedrohlichen Situation, sie führt dazu, dass immer mehr im Mitmenschen eine/n Rivale/-in um Ressourcen sehen.

Dies wirkt sich im Umgang miteinander ebenso aus wie im Verhalten in der Öffentlichkeit. Unfähigkeit zur Kommunikation und Rücksichtslosigkeit werden zur weit verbreiteten Verhaltensoption. All dies schafft zusammen mit politischen Diskussionen um notwendige Reformen und durchgeführten Änderungen das Klima, in dem Pessimismus und Depressionen gedeihen.

Wir leben in einem der reichsten Länder der Erde. Die Zahl derer, die am Existenzminimum leben, steigt schneller als die der Millionäre, aber auch Sozialneid lähmt und verhindert neue Wege. Unsere Gesetzgebung begünstigt die Menschen, die etwas besitzen, und verhindert die Abschöpfung von Gewinnen z.B. durch Vermögenssteuer oder gerechtere Einkommenssteuer.

Warum sind wir nicht mutiger? Warum arbeiten wir nicht an unserer Hoffnung? Neugier und Kreativität sind keine Eigenschaften bestimmter Menschen, sondern ein Weg, um im Leben zu sein, miteinander in der Familie, in der Nachbarchaft, am Wohnort oder bei der Arbeit.

ACHTUNG: diesen text schrieb ich im jahr 2004! kopfschüttelnd las ich diesen zwanzig jahre alten text und fand ihn erschreckend aktuell. ich fand es unglaublich, wie wenig sich veränderte, und dazu noch wurde manches negativer. 

irgendwann habe ich einmal bei einem philosophen gelesen, das gelächter sei der hoffnung letzte waffe - lassen wir unser bebendes lachen erschallen.   

 

Sonntag, 19. März 2023

anteile und wirklichkeit


 "Wenn die Dinge normal laufen, dann ist das Luxus. Mehr kann man nicht verlangen vom Leben."

Anna Brüggemann, Trennungsroman

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Gestern hätte die von mir sehr geschätzte Schriftstellerin Christa Wolf Geburtstag gehabt. In Erinnerung an sie las ich wieder in verschiedenen Texten von ihr, und las mich fest, und fand überall Dinge, über die sich das Nach- denken lohnt.

"Was man lange und oft genug denkt, verliert allen Schrecken. Gedanken nutzen sich ab wie Münzen, die von Hand zu Hand gehn, oder wie Vorstellungen, die man sich immer wieder vors innere Auge ruft." - Kein Ort. Nirgends.- 

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und wie ist es, positive gedanken in sich zu fördern? werden diese auch zu einem stück unserer wirklichkeit? sollten wir nicht eher eine idee haben, wie es sein könnte, anstatt über fehlentwicklungen nachzudenken? 

was können wir verlieren, solange wir mutig bleiben und auf unserem teil der macht bestehen? 

Donnerstag, 16. März 2023

geduld gefragt

 

                                                

                                                      Graffiti am Stromkasten, Maler unbekannt

die zeit bis zum "richtigen" frühling dehnt sich scheinbar endlos, weil wir ihn manchmal ahnen können. und die immer ähnlichen nachrichten, gemischt mit schreckensmeldungen, helfen nicht zur besseren stimmung.

" Die Narren ertragen können. Stets sind die Weisen ungeduldig; wer sein Wissen vermehrt, vermehrt seine Ungeduld. Große Einsicht ist schwer zu befriedigen. Die erste Lebensregel ist nach Epiktet (antiker Philosoph, 50 - ca. 138 n. Chr.) das Ertragenkönnen, worauf er die Hälfte der Weisheit zurückführt.

Müssen nun alle Arten von Narrheit ertragen werden, so wird es großer Geduld bedürfen."

Balthasar Gracian(1601- 1658)

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die montagsdemos laufen wieder, wofür oder wogegen erschließt sich mir nicht. in der politik bereiten sie planungen für änderungen vor und gründen vorher mal einen arbeitskreis oder ausschuß. sechs monate dauerte es, eine software zu entwickeln, damit auch studierende energiezuschuß bekommen können. durch den antragsstau ab sofort wird es dauern, bis geld kommt. die kultusminister werben sich gegenseitig lehrerinnen und lehrer ab. in einer klinik im norden gibt es 10 000,-euro für die unterschrift auf einem neuen vertrag für krankenpfleger /-innen, wg. akutem personalmangel. die grundsteuerreform- anträge können nicht einmal die kommunen ausfüllen. sie stellten z.t. fest, dass ihnen die grundstücksnummern zu öffentlichen gebäuden fehlten. sie suchen noch, beantragen...

üben wir uns, so wir noch nicht ausreichend geübt sind, unsere geduld wachsen zu lassen, am besten schneller als die bürokratie. und schauen wir derweil schafen zu, oder kühen, oder meisen.

                                                          





 



Montag, 13. März 2023

taghell in der nacht?

                                    

SWR 2, 13.03.23, Johanna Vering, Langenberg, Wort zum Tag:

"Nacht ist in Gefahr! Das Verrückte ist: gerade Licht wird der Nacht gefährlich. Unsere Nächte sind zu hell. Künstliches Licht macht der Dunkelheit zu schaffen und lässt die Nacht nicht mehr sein, was sie war: geheimnisvoll. Sie bietet Schutz, Tarnung, Zeit für Ruhe und Erholung und sie ist eine Zeit für alle Nachtaktiven.

Nachtlichter. Klingt romantisch, ist aber ein Riesenproblem. Weil unsere Welt nachts so hell ist, sehen wir die Sterne nicht mehr. In Städten z.B. machen beleuchtete Straßen, Shops und LED-Werbescreens die Nacht für den Menschen zum Tag. Weil es an vielen Orten zu hell ist, verblassen die Sterne. Schon jetzt kann man längst nicht mehr überall in Europa die Milchstraße sehen. Das wirkt sich negativ auf uns Menschen aus, auf unser Bedürfnis, sich zu erholen, Kraft zu sammeln. Unser Biorhythmus kommt durcheinander. Der Tierwelt geht es genauso, und natürlich leiden auch viele Pflanzenarten unter der Dauerbestrahlung. Außerdem braucht das alles Unmengen an Strom. " 

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mich hat dieser beitrag von frau vering sehr angesprochen. er schenkte mir eine wunderbare erinnerung an einige nächte im französischen burgund auf einem hochplateau weitab der städte. dort legte ich mich nachts auf eine wiese und sah mir sterne an. so unglaublich viele sterne, ich dachte, so viele hatte ich noch nie gesehen. es war das erste mal dass ich bewusst sternenbilder erkennen konnte.

ich fühlte mich verbunden mit den menschen, die vor mir gelebt hatten und die sterne anschauten, wie mit denen, die gleichzeitig mit mir zum himmel schauten. fast genau fünfzig jahre ist das nun her und hat sich tief in meine erinnerung vergraben. inzwischen sah ich oft den sternenhimmel, besonders am meer stören nicht zuviel lampen. aber es gibt viele flugzeuge, autoscheinwerfer und leuchttürme.

dort in frankreich war ich dem himmel nah und fühlte mich geborgen in der weite.


Freitag, 10. März 2023

skulptur und mehr

                                  Foto: Uli Boll, Manderscheid, Skulptur Erich Kohaupt Skulpturenpark Seckach)

EIGENSINN

Die Scheiterhaufen

sind schon vorbereitet

es bleibt nicht viel übrig

von der Kraft

und dem eigenen Sinn.

Trotzdem

stolz die Brust gereckt,

kalt, gebrochen.


Nur noch wenig eigenes

gilt es loszulassen.

- Roswitha-

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es wurde von anderen bloggerinnen nach zehn alltagsdingen gefragt, auf die wir nicht verzichten möchten. nicht gerne verzichten will ich auf:

1. brillen, 

2. bücher,

3. kunst an den wänden, 

4. notizbüchlein und bleistift/kuli, 

5. mp3- player(swr2 und musik von grieg und jan gabarek bis wader und mey,  plus podcasts, 

6. bequeme barfussschuhe

7. blumen oder zweige in der vase

8. wolldecke für mittagsschlaf

9. kerzen und schöne leuchter

10. festnetztelefon 

(leider weiß ich nicht, wie solche aktionen verlinkt werden können,wer will es mir zeigen?)

euch allen ein angenehmes wochenende, egal wie der wind weht, roswitha

Mittwoch, 8. März 2023

weltfrauentag nr. 102

Einige Daten aus dem Leben der Studentin Eva Musterfrau, geboren im Krankenhaus Mosbach 1998:

In ihrer Kindheit wohnte Eva in der Renzstrasse. Sie ging in den Pfalzgraf- Otto- Kindergarten, später in die Wilhelm- Stern- Grundschule.

Ab der 5. Klasse besuchte sie die Pestalozzi- Realschule. Wegen ihrer Hochbegabung wechselte sie zur 7. Klasse in das Nicolaus- Kistner- Gymnasium.  Ab der 10. Klasse ging sie in die Ludwig- Ehrhard- Schule weil diese Schule besser zu ihrem Berufziel passte.

Nach dem Abitur immatrikulierte sie sich an der Ruprecht- Karl- Universität HeidelbergSie wohnt in Heidelberg in der Friedrich- Ebert- Anlage.

Eva lernt eine muslimische Kommilitonin aus Pakistan kennen. Als Fatma Evas Lebenslauf liest, staunt sie sehr.

Fatma fragt, ob es eine alte Tradition sei, Strassen und Bildungseinrichtungen ausschließlich nach Männern zu nennen.


 Die Frauenfrage im Mittelalter, Karl Bücher, 1910

Verlag H. Lauppsche Buchhandlungen, Uni- Bib. HD

S. 19: Im Ganzen können wir sonach behaupten, dass im MA die Frauen von keinem Gewerbe ausgeschlossen waren, für das ihre Kräfte reichten. Sie waren berechtigt, Handwerke ordnungsgemäß zu lernen, sie als Gehilfinnen, ja selbst als Meisterinnen zu betreiben.

S. 23 : Ferner hat es während des ganzen XIV und XV JH in den meisten Städten weibliche Ärzte gegeben. Zwischen 1389 und 1497 können in F nicht weniger als 15 Ärztinnen nachgewiesen werden, unter diesen 4 Judenärztinnen und 3 Augenärztinnen.

S 6: Das Frankfurter Stadtarchiv besitzt noch einen großen Teil der Listen, welche über die Erhebung der Vermögenssteuer (Bede) im XIV und XV JH geführt wurden.

Nach zahlreichen statistischen Ermittlungen welche die Jahre 1354- 1510 umfassen, machten in diesem Zeitraum die Frauen den sechsten bis den vierten Teil aller Steuerpflichtigen aus.




Fotos: Uli Boll, Manderscheid, Skulpturen Paul A. Wagner, Breuberg (Skulpturenpark Seckach)

Heute hat die Rhein-Neckar- Zeitung eine Ausgabe mit vielen Artikeln zum Weltfrauentag. Und ich frage mich, wieso ist das besonders? Es sind normale Berichte, die immer in die Zeitung gehören.


Samstag, 4. März 2023

unerwartete nachricht

                                                               Der Zettel, Franz Hohler, 2003:

Oha 

dachte ich

als ich heim kam nachts

und am Boden

den hellen Flecken sah

da liegt

eine Nachricht für mich

auf der Treppe.

Doch sieh da

es war nur

das Mondlicht.

Und 

fiel mir später ein

ist das etwa

keine Nachricht?

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auch die sonne sandte eine botschaft, mangels mondlich-fotos soll dieses bild euch erfreuen. ein wunderbarer text, fördert unter anderm das um-die ecke-denken und die aufmerksamkeit für die gegenwart. auch das ist gegenwart, selbst erlebt, jenseits auf uns einprasselnder meldungen.

ich las heute von der insolvenz von peek & cloppenburg und außerdem, das der vorstand von SAP, christian klein, im vergangenen jahr einen gehaltsrückgang von 1 196000 euro hatte, weil es im vorjahr einen sonderbonus wegen corona gegeben hatte. keine angst, er hatte immer noch ein einkommen von  
4 674000 euro. damit will ich keine neiddebatte anstossen, auch fussballer oder deren trainer bekommen monatlich oft so viel geld, wie die verkäufer und verkäuferinnen jährlich erhalten. ein streikender busfahrer sagte gestern, er verdiene monatlich im dreischichtbetrieb rund 2000 euro netto.

was macht das mit unserer gesellschaft, wenn die schere der einkommen immer weiter auseinander geht? die FDP kämpft gegen jede steuererhöung und gegen vermögenssteuer, es gibt mehr lobbyisten als abgeordnete im bundestag. 

 

 

spazieren und sehen und spüren

die möwe emma geht über die wiese spazieren. warum geht sie zu fuß, obwohl sie fliegen könnte? sie verrät es nicht, sie will einfach gehen, ...