Samstag, 4. März 2023

unerwartete nachricht

                                                               Der Zettel, Franz Hohler, 2003:

Oha 

dachte ich

als ich heim kam nachts

und am Boden

den hellen Flecken sah

da liegt

eine Nachricht für mich

auf der Treppe.

Doch sieh da

es war nur

das Mondlicht.

Und 

fiel mir später ein

ist das etwa

keine Nachricht?

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auch die sonne sandte eine botschaft, mangels mondlich-fotos soll dieses bild euch erfreuen. ein wunderbarer text, fördert unter anderm das um-die ecke-denken und die aufmerksamkeit für die gegenwart. auch das ist gegenwart, selbst erlebt, jenseits auf uns einprasselnder meldungen.

ich las heute von der insolvenz von peek & cloppenburg und außerdem, das der vorstand von SAP, christian klein, im vergangenen jahr einen gehaltsrückgang von 1 196000 euro hatte, weil es im vorjahr einen sonderbonus wegen corona gegeben hatte. keine angst, er hatte immer noch ein einkommen von  
4 674000 euro. damit will ich keine neiddebatte anstossen, auch fussballer oder deren trainer bekommen monatlich oft so viel geld, wie die verkäufer und verkäuferinnen jährlich erhalten. ein streikender busfahrer sagte gestern, er verdiene monatlich im dreischichtbetrieb rund 2000 euro netto.

was macht das mit unserer gesellschaft, wenn die schere der einkommen immer weiter auseinander geht? die FDP kämpft gegen jede steuererhöung und gegen vermögenssteuer, es gibt mehr lobbyisten als abgeordnete im bundestag. 

 

 

6 Kommentare:

  1. Am 1. März durfte Franz Hohler seinen 80. Geburtstag feiern.
    Das ist auch eine schöne Nachricht.
    Und das Mond- oder Sonnenlicht darf uns immer wieder bezaubernde Nachrichten schicken.
    Von der Ungerechtigkeit im Lohnwesen mag ich grad nicht sprechen. Sie ist einfach grotesk.
    Einen lieben Sonntagsgruss,
    Brigitte

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    1. können wir nicht ändern, aber manchmal daran erinnern in gesprächen, da es sonst selbstverständlich wird. lieben gruß, roswitha

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  2. Genau damit,
    liebe Roswitha,
    wollte ich auch beginnen:
    Franz Hohler feierte am 1.März seinen 80.Geburtstag.
    Ich mag ihn sehr. Immer schon.
    Sein neues Buch 'Rheinaufwärts' liegt bereit zum Lesen :)
    Das Gedicht 'Die Nachricht', das du ausgewählt hast, schreibe ich mir auf: Danke!
    Lieben Sonntagsgruss vom Rheinknie
    Hausfrau Hanna

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    1. ja, solche texte lesen wir gerne, und seine bücher begleiten mich schon lange. die anderen nachrichten überfallen mich immer mal. lieben gruß, roswitha

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  3. Besondere Nachrichten, jedenfalls die von Mond und Sonne!
    Solche bekomme ich gerne. Und ich lasse mich gerne von ihnen ins Hier und Jetzt führen.

    P & C insolvent - das erinnert mich an ein von mir geschätztes Lokal, dem es ebenso ergeht. Und da kaum ein Platz zu bekommen ist, frage ich mich, wie so etwas bei einer so guten Auslastung möglich sein kann? Immer noch die Folgen der Pandemie? Für die Mitarbeiter*innen, die angesichts solcher geschäftlicher Schieflagen unsicheren Zeiten entgegensehen, tut mir das immer sehr leid!

    Von Neid kann man ohnehin bei einer kritischen Betrachtung von absurden Auswüchsen nicht reden! Es ist befremdlich, was in manchen Sportarten und auf so manchen Chefsesseln zu verdienen ist. Realitätsfremd - mit solchen Gehältern zu leben, lässt einen nicht mehr auf dem Boden der Realität aufkommen. Ich finde das in höchstem Maße eigenartig, angesichts dessen, wo es in anderen und sehr wichtigen Berufen an menschenwürdigen Gehältern fehlt. Ich denke an Menschen im Gastgewerbe, ich denke an Friseur*innen, an Verkäufer*innen, an Reinigungskräfte, an Menschen in sozialen Bereichen, ... .

    Wenn Leuten die Bodenhaftung abhanden kommt, wird das für eine Gesellschaft gefährlich - denn solche Leute nehmen Einfluss auf den Staat, auf Politiker*innen und letztendlich auf unsere Lebensbedingungen.
    Nächtliche liebe Grüße, C Stern


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    1. viele menschen mit verantwortung in der öffentlichkeit können sich die not anderer menschen nicht vorstellen. sie haben es nie selbst gefühlt, sie kommen aus einem anderem umfeld. eine alleinerziehende verkäuferin z.b. hat keine zeit und kein geld, sich über parteigremien in bezahlte politik hochzuarbeiten.
      eigentlich könnte ich ein buch schreiben darüber...
      herzlichen gruß, roswitha

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