Dienstag, 31. Dezember 2024

der 76. wechsel, viel geübt!

 


Das Gedicht „Jahreswende“ stammt aus der Feder von Ludwig Thoma.

Ich lob’ es nicht, das alte Jahr,
Ich schimpf’ es nicht. So wie es war,
So wie es jetzt noch vor uns steht,
Ehdenn es ganz von hinnen geht,
Verbraucht und alt, die Taschen voll
Von unerfüllten Wünschen, soll
Es meinethalb vergessen sein!

Das neue tänzelt nun herein,
Mit falschem Lächeln im Gesicht,
Die Augen leuchtend, und verspricht
Dem einen dies, dem andern das,
Und allen viel, und jedem was
Und spitzt das Maul, ist zuckersüß,
Das richtige Spinatgemüs!

Dem sag’ ich – gebt mir erst noch Punsch! –,
Dem sag’ ich: Ich hab’ keinen Wunsch.
Bring, was du mußt, nicht, was ich mag,
Und fahre ab am letzten Tag! 

 

(* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller und Rechtsanwalt)

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allen hier lesenden wünsche ich das, was sie sich selbst erhoffen vom neuen jahr. denkt dran, nur die jahreszahl ändert sich, sonst geht die reihe der tage weiter wie bisher. es kommt auch auf uns an, wie wir mit den tagen umgehen, was wir tun oder lassen. wir selbst weben die geschichte vom leben weiter mit, bis zu unserem tod.

Mittwoch, 25. Dezember 2024

Weide neben dem Strom

                   - unsere alte Krippe, aus einem Stück Linde geschnitzt, Schafe von den Enkelkindern
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Ich bin kein Fahnenträger,
kein adleräugiger Wegweiser
auf unsrer Reise in das Land von Morgen.
Ich bin eine Weide neben dem Strom,
durch die die Winde wehen,
von der der Geist des Aufruhrs in der Welt
eine einfache Flöte bricht,
um eine Melodie zu spielen,
in der es Sturm gibt, Schmerz, Liebe
und ein wenig Morgendämmerung.


Katri Vala, 1901 - 1944
finnische Lyrikerin

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euch allen ein paar gute tage, wie immer ihr sie haben möchtet, mit zeit zum lachen und zum denken, mit momenten voller sehnsucht und zuversicht, mit und ohne liebe menschen bei euch.

frohes fest wünscht roswitha

Freitag, 20. Dezember 2024

Sonntag vor Weihnachten 2024


leute, bereitet euren kartoffelsalat zu weihnachten selbst zu, bei vincents klink(https://www.wielandshoehe.de/vincents-tagebuch/) gibt es gute Rezeptvorschläge. in unserer tageszeitung sprechen sie vom kartoffelsalat-index: satte 4,6 % teuerung seit letztem jahr, für vier menschen kostet dieser fabriksalat 7, 29 euro. da fällt mir nicht mehr viel ein, außer dass er selbstgemacht gesünder und besser ist. riskiert es mal...

heute würde friederike mayröcker einhundert jahre, in wien soll es eine faszinierende ausstellung über sie geben. leider komme ich nicht dorthin, aber ihre gedichte begleiten mich schon lange. sie war die königin der zettelsammlungen, ihre wohnung in wien bezeichnete sie als schreibwohnung, überall gab es notizen.

Ein bekanntes Zitat von Friederike Mayröcker: "Ich lebe in Bildern. Ich sehe alles in Bildern, meine ganze Vergangenheit, Erinnerungen sind Bilder. Ich mache die Bilder zu Sprache, indem ich ganz hineinsteige in das Bild. Ich steige so lange hinein, bis es Sprache wird."

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übrigens findet weihnachten auch ohne schnee statt, es ist sogar so, dass es in bethlehem nicht geschneit hat, auch wenn manche krippen es vermitteln wollen. und es war ein stern am himmel, der den weisen den weg zeigte, nicht ein sternengewitter in erschlagender vielfalt. und das neugeborene sah ganz sicher aus wie andere neugeborene in dieser gegend, egal ob in gaza oder in jerusalem, nicht weiß und blondlockig wie oft in hiesigen krippen. und überhaupt hat der ganze hier veranstaltete rummel nichts mit friede auf erden oder dem christlichen weihnachten zu tun. die wirtschaft hat gewonnen, es geht um anderes. 


Freitag, 13. Dezember 2024

erneuerung und kreislauf

                                              was neu war wird alt und aus altem wächst neues...

bei vielem menschen verursacht die krisenhafte weltlage ein gefühl von ohnmacht. ohne macht sind wir aber nur im bezug auf die fernen krisenherde und kriege. wir sollten lernen, den blick auf das geschehen um uns zu richten, hier können wir eingreifen: reden, helfen oder was immer notwendig ist tun. Wichtig ist in einer demokratie wählen zu gehen, sich nicht von rattenfängern locken zu lassen. selbst denken ist wichtig, nicht von medien einlullen lassen. 

Heinrich Heine zum Geburtstag(13.12. 1797)

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

 


Montag, 9. Dezember 2024

neue Serviererin? ein Ober?



                        

Begegnung mit Robby


Vor einigen Wochen waren wir in einen Lokal zum Mittagessen verabredet. Eine junge Kellnerin kam mit einem MiniPC an unseren Tisch und tippte die Bestellung ein. Flott brachte sie unsere Getränke und kündigte das Essen per Robby an.

Ist Robby eine neue Bedienung?“, fragte ich. „ Nein“, antwortete sie lachend, „das ist unser Befehlsempfänger.“

Kaum hatten wir einen Schluck getrunken, kam aus der Küche ein etwas über einen Meter großer Roboter leise angefahren: weiß, mit großen Kulleraugen auf dem Bildschirm vor seiner Brust. Am Körper war eine Ablage mit den beiden bestellten Tellergerichten. Zielgenau kam er zu uns, begrüßte uns mit einem Text auf dem Display und freundlichem Augenzwinkern.

Die Bedienung kam und stellte die Teller auf unsere Sets. Ich  fragte interessiert nach dieser Hilfe. Sie erklärte, der Roboter erleichtere ihre Arbeit, er bringe vollbeladen mit schmutzigem Geschirr alles problemlos in die Küche und erspare schweres Tragen.

Es folgten noch einige Erklärungen, zum Beispiel sollten die Tische nicht verrückt werden, weil sonst die Tischnummern nicht mehr stimmten. Und fest auf den Tisch hauen wäre nicht gut, dass begreife Robby als Angriff und gäbe Alarm.

Wir bestellten noch ein Dessert und beobachteten Robby bei seiner Arbeit. Elegant wich er Menschen aus, es gab keinem einzigen Rempler. Leider konnten wir nicht mit ihm sprechen und er konnte nichts vom Fest des Vortages erzählen.

Nachts muss man nur seine Batterie laden, ein Bett braucht er nicht. Nicht einmal Trinkgeld will er. Oder ist es eine sie?

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Christian Morgenstern

 Wieviel Schönheit ist auf Erden
unscheinbar verstreut,
möcht' ich immer mehr des inne werden,
wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
in bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
macht es holder doch der Erde Flur,
wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen...



Dienstag, 3. Dezember 2024

gedanken an politik

                                                      Pfahlbauten Überlingen Wandzeitung?


Friedrich von Logau (1604 - 1655) : Heutige Weltkunst 

Anders sein und anders scheinen,

Anders reden, anders meinen;

Allen heucheln, stets behagen, 

Allem Winde Segeln geben,

Bös` und Gutem dienstbar leben;

Alles Tun und alles Dichten

Bloß auf eigenen Nutzen richten;

Wer sich dessen will befleißen,

Kann politisch heuer heißen.

- ich konnte fast nicht glauben, dass dieser text so alt ist. aber eigentlich klar: die menschen ändern sich nicht grundsätzlich. und trotz alledem können wir auch lachen, und manchmal die emsigen bemühungen belachen, die uns vorgeführt werden. ausklinken aus diesem alltag geht garnicht. es gibt auch echtes engagement.

dazu noch ein zitat einer klugen frau:

Unpolitisch sein läßt politisch sein, ohne es zu merken.  

Rosa Luxemburg



 

wünsche und sprache

 aus dem Abreißkalender der ZEIT:  am tag vor dem vatentinstag beim bäcker. die kundin vor mir verlangt ein "flammendes herz".    ...