Mittwoch, 22. März 2023

Rückschau ?

                                                                  Maar in der Eifel bei Daun

Mein Text vor fast genau zwanzig Jahren:  Stimmungstief ? Klimawandel?

Am 24. Mai 2004 legte die Forschungsgruppe Wahlen eine neue Umfrage über die Stimmung der Deutschen vor(Quelle: RNZ vom 25.04.04). Nach dieser Untersuchung bezeichneten 57 Prozent der Befragten die allgemeine Wirtschaftslage als schlecht, zehn Prozent mehr als im Februar 2004!

Die eigene wirtschaftliche Lage bezeichneten 44 Prozent der Befragten als gut. Im kommenden Jahr erwarten aber nur noch sechzehn Prozent von diesen eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, im Winter lag der Anteil der Optimisten noch bei zwanzig Prozent.

Brauchen die Menschen, denen es gut geht, überhaupt eine Verbesserung? Was passierte zwischen Februar und Mai?  Der Frühling kam.

Gibt es eine kollektive Depression? Geht es für viele Menschen nur noch darum, Besitzstände zu schützen? Nur keine Experimente, das war ein Wahlspruch in den Fünfzigern, der wieder hoch im Kurs steht. Entscheidungen werden nach allen Seiten abgesichert, fast niemand will Verantwortung übernehmen, angreifbar werden.

Lothar Späth meinte vor einigen Jahren spöttisch, wir darbten auf hohem Niveau. Viele können das Erreichte nicht genießen, es kommt nicht einmal beim Blick aufs Sparkonto Freude auf, weil sie z. B. denken, ihnen drohe Altersarmut. So ist Geld nicht Mittel zum Zweck, sondern wird selbst Zweck und Ziel aller Anstrengung, weil es scheinbare Sicherheit bietet.

Ich weiß aus der eigenen Familie, was Altersarmut bedeuten kann, die gilt es zu verhindern. Aber die Entsolidarisierung der Gesellschaft führt zu einer für viele bedrohlichen Situation, sie führt dazu, dass immer mehr im Mitmenschen eine/n Rivale/-in um Ressourcen sehen.

Dies wirkt sich im Umgang miteinander ebenso aus wie im Verhalten in der Öffentlichkeit. Unfähigkeit zur Kommunikation und Rücksichtslosigkeit werden zur weit verbreiteten Verhaltensoption. All dies schafft zusammen mit politischen Diskussionen um notwendige Reformen und durchgeführten Änderungen das Klima, in dem Pessimismus und Depressionen gedeihen.

Wir leben in einem der reichsten Länder der Erde. Die Zahl derer, die am Existenzminimum leben, steigt schneller als die der Millionäre, aber auch Sozialneid lähmt und verhindert neue Wege. Unsere Gesetzgebung begünstigt die Menschen, die etwas besitzen, und verhindert die Abschöpfung von Gewinnen z.B. durch Vermögenssteuer oder gerechtere Einkommenssteuer.

Warum sind wir nicht mutiger? Warum arbeiten wir nicht an unserer Hoffnung? Neugier und Kreativität sind keine Eigenschaften bestimmter Menschen, sondern ein Weg, um im Leben zu sein, miteinander in der Familie, in der Nachbarchaft, am Wohnort oder bei der Arbeit.

ACHTUNG: diesen text schrieb ich im jahr 2004! kopfschüttelnd las ich diesen zwanzig jahre alten text und fand ihn erschreckend aktuell. ich fand es unglaublich, wie wenig sich veränderte, und dazu noch wurde manches negativer. 

irgendwann habe ich einmal bei einem philosophen gelesen, das gelächter sei der hoffnung letzte waffe - lassen wir unser bebendes lachen erschallen.   

 

8 Kommentare:

  1. Du hast Recht, Roswitha, es hat sich seit 2004 nicht viel zum Besseren entwickelt - wenn man sich die Umwelt ansieht, dann eher zum Gegenteil.
    Aber was soll der einzelne Mensch auch machen, mit den finanziellen Entscheidungen der FDP muss er klar kommen, auch wenn er die Partei nicht gewählt hat. Ich habe das Gefühl, dass die Leute mit ein wenig und mit viel Geld alle wollen, dass sich nichts verändert oder gar verschlechtert - ihr Geld soll bei ihnen bleiben und ihren Wohlstand mehren.
    Jetzt will ich bald ins Bett und mich wieder ein wenig gesünder schlafen.
    Gute Nacht sagt Clara

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    1. liebe clara, die fdp braucht niemand, wenn er /sie etwas verändern will zum guten. und mut haben auch wenige menschen, weil den brauchts auch bei veränderungen. wenn nicht freiwillig, dann eben gezwungen werden änderungen kommen. aber wir können das. herzlichen gruß, roswitha

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  2. Liebe Roswitha,
    GUT, dass Du zum Schluss noch einmal daran erinnerst, dass Du Deine Gedanken im Jahre 2004 verfasst hast! Gänsehaut, mit welcher Genauigkeit Du das gesellschaftliche Gestern und das Heute abbildest! Genau so erlebe ich große Teile meiner Umwelt (engste Freund*innen sind davon dankbarerweise nicht betroffen), die Gesellschaft, das Gros der Menschheit. Es gibt keine Unterschiede, in Ö die gleiche Stimmungslage. 2004 gab es in Österreich einen Bundeskanzler, der die Sozialpartnerschaft zu Grabe tragen wollte. Welchen Interessen dieser Mann diente, das ist auch klar: Die Verwirtschaftung und Vergletscherung der Gesellschaft treibt mir Eiseskälte auf den Rücken. Auch im Jahre 2023 ist das nicht anders ...
    Schüssel und Haider waren einander damals in herzlicher Spargelfreundschaft zugetan und das ergab keine Politik für die kleinen Leute, wie es Regierungs-Wendehälse so gerne propagierten.
    Auch heute wird Politik auf Kosten der Armen und Ärmsten abgemacht - es ist erschreckend, wie viele Menschen (vor allem alleinerziehende Mütter mit Kindern) an der Armutsgrenze oder sogar darunter leben müssen. Ein Job allein genügt längst nicht mehr, um die Familie über die Runden zu bringen ... Wir wundern uns, dass so vieles in den Familien in Schieflagen gerät ... Kinder brauchen ihre Eltern, sie brauchen keine perfekten Eltern, aber sie brauchen Eltern, die sich für ihr Wohlergehen interessieren. Abends sind viele Eltern, vor allem die Mütter, erschöpft.
    Warum wird aufs Konto der Nachbarn geschielt? Warum immer dieses Vergleichen?
    Ich höre es jeden Tag, von denen, die viel (zu viel?) haben, wird auf hohem Niveau gejammert. Kinder werden mehrmals pro Woche in Vereine und Clubs chauffiert, das kostet Geld, dafür muss noch mehr gearbeitet werden. Kopfschüttel! Dies alles geht auf Kosten von Menschlichkeit, Nähe und auch Gesundheit ...
    Es wird mir zuviel kollektiv gejammert - von denen, die genug haben. Die, die darben, sind meistens ganz leise.

    Mein Gelächter bleibt mir angesichts dieses Blickes in Abgründe im Halse stecken. Ich möchte Wege finden, um es wieder zu befreien! Hoffnung und der Glaube an die Menschheit sind mir schon sehr wichtig ... aber ich brauche auch Zeichen, dass beides berechtigt ist!
    Liebe Grüße, C Stern

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    1. liebe/r c stern, lachen ist auch eine art die zähne zu zeigen, und wenn wir zu vielen lachen, kann es uns stärken und die uneinsichtigen ängstigen(nachdenklich machen?). herzlichen gruß und danke für deine beobachtungen, die sich mit meinen decken, roswitha

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  3. Gelächter, Humor und Neugier, was sonst...
    Gruß von Sonja

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    1. ja, du hast recht, das ist stark, wenn wir beobachten, lachen und dabei den humor behalten(auch über uns lachen). herzlichen gruß, roswitha

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  4. Dein Text,
    liebe Roswitha,
    ist 20 Jahre alt. Eine lange Zeit!
    Ich hielt als junge Seminaristin einen Vortrag (den ich mit Wandtafelzeichnungen illustrierte) über "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Romes.
    50 Jahre ist das her...
    Das Schwanken zwischen verschiedenen Zuständen ist mir sehr vertraut. Und ja, Lachen und Humor hilft. Immer wieder...
    Mit einem herzlichen Gruss
    Hausfrau Hanna

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  5. liebe hausfrau hanna, auch ich arbeitete dieses buch durch und war ganz sicher, die erkenntnisse würden veränderungen möglich machen. in den arbeitsgruppen der 70-er jahre waren wir hoffnungsvoll und eifrig, nun hoffe ich noch. herzlichen gruß, roswitha

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