Sonntag, 19. März 2023

anteile und wirklichkeit


 "Wenn die Dinge normal laufen, dann ist das Luxus. Mehr kann man nicht verlangen vom Leben."

Anna Brüggemann, Trennungsroman

                              _________________________________________________

Gestern hätte die von mir sehr geschätzte Schriftstellerin Christa Wolf Geburtstag gehabt. In Erinnerung an sie las ich wieder in verschiedenen Texten von ihr, und las mich fest, und fand überall Dinge, über die sich das Nach- denken lohnt.

"Was man lange und oft genug denkt, verliert allen Schrecken. Gedanken nutzen sich ab wie Münzen, die von Hand zu Hand gehn, oder wie Vorstellungen, die man sich immer wieder vors innere Auge ruft." - Kein Ort. Nirgends.- 

                             ___________________________________________________

und wie ist es, positive gedanken in sich zu fördern? werden diese auch zu einem stück unserer wirklichkeit? sollten wir nicht eher eine idee haben, wie es sein könnte, anstatt über fehlentwicklungen nachzudenken? 

was können wir verlieren, solange wir mutig bleiben und auf unserem teil der macht bestehen? 

12 Kommentare:

  1. Ich muss gestehen, dass ich von diesen vielen Aufforderungen zum positiven Denken schon bissl (ziemlich) genug habe. Vielleicht ists auch meine Art, an die Dinge im Widerspruch heranzugehen, auf jeden Fall habe ich den Gedanken, dass man vielleicht nicht positiv denken, sondern dass man vielmehr ganz tief in die negativen Dinge hineingehen muss - um auf der anderen Seite herauszukommen? Anders: vollständiger (?), mit wirklich nach vorne gerichteten, neuen Ideen herauszukommen, als man hineingegangen ist? Bissl katharsismäßig. ... Nur so als Zusatzgedanke.
    Liebe Grüße, Andrea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. liebe andrea, ich will nicht die realität schönreden oder denken, sondern sehen. mich nicht lähmen lassen, sondern überlegen oder suchen, wie verändert werden könnte. dazu muss ich die realität untersuchen, aber wenn ich in sie versinke, werde ich mutlos. katharsis kann gut sein, vielleicht gleich mit mitstreiter/-innen? jedenfalls bin ich dafür, nicht in der schweigenden zu verharren, sondern stellung zu nehmen. ich will das ziel sehen hinter die mauer davor. lieben gruß, roswitha

      Löschen
  2. Es kommt ganz nah heran, worüber ich oft nachdenke: Was man oft genug und lange denkt, verliert seinen Schrecken. Das gilt vor allem auch für Missstände, die irgendwann auf diese Weise "normal" werden, weil sie sich in unserem Denken zementieren. Man hat dann das Gefühl, dass man ohnehin nichts dagegen machen kann.

    Ich glaube fest daran, dass es wichtig ist, auf unserem Teil der Macht zu bestehen. Ein Beispiel aus meinem Alltag: Ich verweigere Selbstbedienungskassen. Ein einziges Mal habe ich diese versucht, um mich zu vergewissern, dass ich sie bedienen könnte. Das hat mir gereicht, dann habe ich so eine Kassa nie wieder in Anspruch genommen, auch, wenn mich die dort abgestellten Mitarbeiter*innen der Supermärkte immer wieder dazubitten. Mehrmals schon habe ich das Gespräch gesucht, um zu erklären, dass sie damit ihre eigenen Arbeitsplätze wegrationalisieren. "Das bleibt sowieso", ist immer die Meinung. "Das bleibt nur, wenn es angenommen wird", ist meine Überzeugung.
    Ich kann nicht verstehen, wie wir uns wie die Lemminge in den Abgrund führen lassen, bei so vielen anderen Themen auch. Ja, es braucht Mut und Widerspruchsgeist, damit wir selbstmächtig bleiben ...
    Ganz liebe Grüße,
    C Stern

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. liebe/-r c stern, du hast mich verstanden, freut mich. jahrelang hatte ich keine ec-karte und hob das geld an der kasse ab. immer wieder erklärte ich dem filialleiter, sein arbeitsplatz verschwände, wenn alle an den automat gingen. sogar die filiale verschwand, stattdessen ein automat. und wenn wir die letzten sind, die kein onlinebanking machen, egal. es geht nicht nur um dienstleistungen, sondern auch um begegnungen mit anderen menschen. es geht nicht darum, es menschen "einfacher" zu machen, sondern sie automatenkompatibel. menschen sind soziale wesen, unterschiedlich, aber wir brauchen einander, auch in unserer verschiedenheit. lieben gruß, roswitha

      Löschen
  3. Das sind schöne Impulse und Anregungen, die ich gerne mit in die neue Woche mitnehme.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. danke, liebe brigitte, gehen wir weiter und schauen. lieben gruß, roswitha

      Löschen
  4. Liebe Roswitha, ob es damit anfing, dass ich die Menschen immer schlechter akustisch verstand, so dass ich mir Dienstleistungen und anderes viel lieber und besser ohne Menschen suchte, weiß ich nicht genau. Inzwischen verstehe ich sie ja akustisch sehr viel besser, nur mental nicht. Wenn ich mich hier bei dem vielen Dreck, der Unverschämtheit und Unverfrorenheit vieler gegenüber sehe, die Aggressionen im täglichen Umfeld oder die Dummheit meiner Mitbewohner, die durch ständig geklappte Fenster auch bei tiefsten Temperaturen unser aller Heizkosten in die Höhe treiben - ich habe es total verlernt, positiv über meine Umwelt zu denken und versuche deswegen, selbst so menschenfreundlich wie nötig zu sein, weil ich mich normal verhalten will. Allein unser relativ abgeschlossenes Wohngebiet, wo kaum Fremde durchgehen, ist nur durch die Arbeit unserer Hausmeister erträglich sauber.
    Ich BRAUCHE Menschen nur in wenigen Momenten - leider ist es so und ich bin im Laufe der vielen Jahre hier in Berlin so geworden. Bis zu einem gewissen Grad bin ich auch ein soziales Wesen, deswegen gehe ich ja regelmäßig zum Doppelkopfspielen oder lade Leute zu mir ein.
    Ich hoffe, dass ich für die "geplanten" ca. 10 Jahre Lebenszeit noch einigermaßen gut über die Runden komme.
    Liebe Grüße zu dir von Clara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. liebe clara, so geht jede von uns ihren weg und ich freue mich über deine unternehmungslust und neugierde. und in berlin will ich ja auch nicht mehr leben, mir reicht unsere kreisstadt für alles im alltag. möge deine kartenrunde dir noch lange erhalten bleiben, herzlichen gruß, roswitha

      Löschen
  5. Ich erinnere mich,
    liebe Roswitha,
    nur noch an Christa Wolfs Buch 'Kassandra', das mich damals (war es Anfang der 80er-Jahre?) beim Lesen in den Bann zog.
    Danke fürs Erinnern an Christa Wolf!
    Und einen herzlichen Gruss in den Montag
    Hausfrau Hanna
    PS. Mein aktueller Roman ist: 'Das Leuchten der Rentiere' der schwedischsamischen Autorin Ann-Helén Laestadius!

    AntwortenLöschen
  6. liebe hausfrau hanna, da lohnt es sich sicher nochmal zu christa wolf zu greifen, ich finde immer wieder zu ihr. herzlichen gruß, roswitha sind die wintergäste- möwen schon wieder weg?

    AntwortenLöschen
  7. Ja,
    liebe Roswitha,
    die weissen Wintergäste, die Möwen, sind seit gut einer Woche weg...
    Herzlich vom Rheinknie
    Hausfrau Hanna

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. danke, jetzt bin ich beruhigt, sie machen auch weiter...Gruß

      Löschen

gedankensprünge

                                                   Kunstplatz Bad König, Paul A. Wagner ein wunderbares kleines Buch voller Gedankensprünge:...