Sonntag, 7. Dezember 2025

aufmucken und schauen


Heidelberg mit Berghotel Königsstuhl
 
ich komme aus dem kopfschütteln garnicht raus: diese ach so engagierten jungen menschen der JU machen sich um ihr geld sorgen und mucken auf. dafür hätte es wahrlich schon driftigere gründe gegeben. mich wundert nicht das widersprochen wird, sondern der anlaß. wie war das mit dem klimaschutz und den kosten, wenn er ignoriert wird und extreme ereignisse milliarden kosten(ahrtal, ...)? warum sagt ihnen niemand, das wir keine ersatzerde haben? wir haben auch keine exterristischen trinkwasserspeicher, falls das wasser knapp wird. wir trinken auch in nordbaden bodenseewasser, aber diese versorgung ist angreifbar, und ohne strom klappt sie schon garnicht. 
es ist ja leider eine relativ homogene bevölkerungsgruppe, deren angehörige der berufsweg in die parlamente führt. halten sie es für gerecht, wenn ihre einkünfte nicht zur allgemeinen sozialversicherung herangezogen werden(natürlich wie die anderer, gutgestellter berufsgruppen)? warum reichen einige jahre im parlament, um mehr rente zu bekommen, als manche aus niedriglohngruppen nach vierzig jahren? 
ich will keine neiddebatte, aber die bessere kenntnis anderer lebensumstände würde sicher dazu beitragen, vorsichtiger mit forderungen an die gesetzgeber umzugehen. 
 
unsere demokratie ist nicht nur von rechts bedroht, sondern von allen menschen, denen chancengleichheit und gerechtigkeit gleichgültig sind. unser land braucht geld um diese lücken zu verkleinern, mit vermögenssteuer, erbschaftssteuer und abgaben aller für die sozialversicherungen. länder wie österreich und schweden haben die rentenreform vor jahren durchgeführt, wir verschlimmbessern immer wieder irgendwo. aufgeschoben für ausschüsse ist keine lösung, es gibt expertisen.
 
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Zu wissen dass wir zählen
mit unserem Leben
mit unserem Lieben
gegen die Kälte
für mich, für Dich, für unsere Welt"
(Aus: Ruth C. Cohn: "Zu wissen dass wir zählen", Zytglogge, Bern, 1990, Vorspann) 

 

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Begegnungen unterwegs

                                                  Begegnung, Foto Uli Boll, Manderscheid

es war ein tag voller freude, unsere erste enkelin saß im historischen kinderwagen und war mit ihren eltern teil des festumzuges. wir gingen mit unserer mitbewohnerin hedwig zum umzug, das war 1993. ich holte die enkelin mit dem kinderwagen ab, die großtante wollte zurück, so trafen mein mann und ich uns mit den gefährtinnen auf dem feldweg zwischen den dörfern. wir waren froh und unser freund hatte seine kamera dabei. eine bleibende erinnerung, das kind ist inzwischen dreiunddreißig, hedwig starb mit siebenundneunzig, wir sind nun grauhaarig und weniger aufrecht. 

gestern ging ich über den weihnachtsmarkt und durchs städtchen. als mir die beine schmerzten setzte ich mich auf den rollatorsitz. da lief eine familie mit einem kleinen jungen, vielleicht 2-3 jahre alt. er strahlte mich an, ich lachte, er ging hinter mich und wollte den rollator schieben. sein vater nahm ihn auf den arm und sagte, das könne er nicht. er weinte herzerweichend, auch mein winken tröstete ihn nicht. ich fühlte mich berührt.

begegnungen oder ein lächeln und spontane gesten geben uns nahrung zum leben. es trägt viel zur  atmosphäre im ort bei, wie wir einander begegnen. und genau hier liegt unsere macht, ein teil der menschen zu sein, denen nicht alles egal ist. 

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"Simone Weil schrieb über Gleichgültigkeit, dass sie eine Form der Gewalt ist, die man nicht tolerieren dürfe, weil sie die menschliche Würde missachtet und die Übel der Welt verdeckt.
Ein zentrales Zitat ist nicht direkt verfügbar, aber ihre Gedanken zu Gleichgültigkeit finden sich in ihren Schriften, wie beispielsweise in Bezug auf das Leid und das Vermeiden, sich dem zu stellen, was sie als eine Lüge ansah. Sie sah die Gefahr der Gleichgültigkeit und die Notwendigkeit, sich dem Leid ohne Furcht zu stellen." Netzfund 

also sorge ich, wach zu bleiben und genau zu schauen. und gleichzeitig diesen kriegstreibern nicht die macht über meinen alltag zu lassen, sondern auch anderes zu suchen, zu sehen und zu erhoffen, den freiraum füllen, der uns gehört. 
 

Sonntag, 30. November 2025

Gedankensplitter

    Was wird?

 

                                                                           "Wenn wir es mit einem Geschöpf Satans zu tun haben,                                                                                                          müssen wir gegen Satan Krieg führen.                                                                                     Das heutige Europa in seiner gegenwärtigen                                                                  Form ist eine Schöpfung des Satans, und dies ist ein Heiliger Krieg."

Sergej Karaganow, Berater Putins & des Kremls
Zitat: Lemondedekitchi.blogspot.com

  Dieses Zitat  geht mir seit einigen Tagen nicht aus dem Sinn. Es erinnert mich daran, wie zerbrechlich unser Friede ist, welches Geschenk das Aufwachsen in einer Zeit ohne Krieg ist. Und es ist nichts gewonnen, würden wir wie ängstliche Karnickel vor einer Schlange verharren, unfähig des Denkens und Handelns. Es sind "allüberall" in dieser Weihnachtszeit nicht die Tannenspitzen, die unsere Aufmerksamkeit fordern, sondern machtgeile alte Männer. Was ist geschehen, ehe es zu diesem Zustand kam? 

Waren wir blind für alles außer der Maximierung der Gewinne und Rekorde, blind auch gegenüber den Schäden in den Ländern, die sich abgehangen fühlen gegenüber Europa? Sind deren Drohgebärden entstanden aus Neid oder aus Unvermögen? Die Erde ist unserer aller einziger Lebensraum.

Einige der Astronauten  "haben für diese Erfahrung das alte Wort "Ehrfurcht " verwendet, haben im Angesicht der unendlich empfindlichen Hülle der Biosphäre von "Respekt" und "Achtung" vor der Schöpfung ... gesprochen, haben aus diesem Erleben ein Gefühl der Verantwortung abgeleitet und sich in einer tieferen Bedeutung als "Erdenbürger" erkannt. (Roger Willemsen, Wer wir Waren, Fischer, 2016)  

Es klappt leider nicht, diese alten Männer zur Weltumrundung zu zwingen. Was führt uns weiter?

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gelesen haben ich unter anderem:

Helga Schubert, Luft zum Leben, DTV 2025 : Vom Einverstandensein mit dem Leben, so, wie es ist(Klappentext). Ein Buch, das mir auch neue Details übers Schreiben in der DDR nahebringt, zum Teil nicht nachvollziehbare Schikanen. Besonders der Versuch eines Interviews in Moskau mit einer Primaballerina, den ich wunderbar lakonisch beschrieben finde.

Linde Unrein, ARABESKENWERK, Königshausen & Neumann, 2024: Köstliche und überraschende Beobachtungen einer alternden Psychiaterin im ungewohnten Umfeld. Es geht auch um Vergänglichkeit und die Schuld der modernen Gesellschaft Europas. Vierzehn Tage in der Neubausiedlung in Stadtnähe.

    

                                                                             

 

Montag, 24. November 2025

Schaufensterwerbung? Berichte, Sprüche...


 heute machte ich einen kurzen spaziergang um ein eis zu kaufen. im schaufenster eines kleinen schmuckladens fand ich dieses kuhballett, darüber stand inmitten kleiner schmuckstücke aus gold und silber folgendes kärtchen:


 auf wen bezieht sich diese aussage? ich werde erkundigungen einziehen, meine lage ist wie immer.

euch gefielen diese werbesprüche aus alten zeiten, die sich alle als sehr überholt herausstellten. was aber  nicht heißt, dass es heute keine leeren versprechungen oder sprüche mehr gäbe. 

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„Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ war ein von der Deutschen Bahn gekaperter Slogan der 68er-Bewegung – wer vom Wetter redet, rede unmöglich von Politik, so die Annahme damals. (aus: Kulturstiftung des Bundes)

Inzwischen ist von der Bahn reden auch Politik. 

"modern denken, entschlossen handeln, besser leben" - die CSU 1969,

 "Wir haben die richtigen Männer" - SPD 1969,   oder:     F.D.P. "Die Liberalen – Zukunft durch Leistung"

neu war: "Deutschland. Aber normal" - hieß es im vergangenen Jahr. Was bedeutet normal? Und kann es sein, dass  die Denkweise des grossen Friedensstifters jenseits der Meere übernommen wird und unseren Focus so begrenzt?

Den heute verantwortlichen Werbeleuten merkt man an, dass sie viele Dinge des Alltags nicht mehr kennen. Auch bei Reportagen gruseln mich manche Fragen der Berichtenden. Könnte es sein, dass die Fragenden bei Reportagen in einer Blase leben und wenig über ihren Tellerrand hinaus wissen? Ich fühle mich nicht berührt, wenn Heu mit Stroh verwechselt wird, sondern wenn Menschen ohne jede Emphatie befragt werden. Sie werden nachträglich bloßgestellt.   

 

Mittwoch, 19. November 2025

Werbesprüche der siebziger Jahre

                                                                   Berlin 2006

 

damit ihr seht dass es früher nicht alles ohne Tadel war, hier mal ein paar Werbesprüche aus den siebziger Jahren:

Die leichte Würze eines schönen Tages - Lux Filter-Zigaretten

Damit wir mit Ihnen die Zukunft gewinnen -  Bundesbahn

Der Silence- Effekt ist das besonders leise Spülen..., durch eine spezielle Schalldämpfung wird kraftvolles Spülen zum leisen Vergnügen.  - AEG Geschirrspülmaschine 

Wir haben herausgefunden, daß die meisten Menschen gar nicht mehr merken, wenn der Frühling wiederkommt.  - Fleurop 

Hier findet das Familienglück seinen Höhepunkt - Signal Versicherungen

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine verständnisvolle Frau  - Alka Selzer  

alle aus: Hab Sonne im Herzen, Hetmann/Stiller, Ravensburger 

  

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Überall Überall ist Wunderland. Überall ist Leben. Bei meiner Tante im Strumpfenband Wie irgendwo daneben. Überall ist Dunkelheit. Kinder werden Väter. Fünf Minuten später Stirbt sich was für einige Zeit. Überall ist Ewigkeit. Wenn du einen Schneck behauchst, Schrumpft er ins Gehäuse. Wenn du ihn in Kognak tauchst, Sieht er weiße Mäuse.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler


 

Sonntag, 16. November 2025

krimis, guter schlaf und nachbarschaft

in unserem landkreis ist die anzahl der straftaten im vergleich zum vorjahr um rund 20 % gesunken, auch die zahl der verdächtigen ging um 12 % zurück. die gewaltkriminalität nahm um über 25 % ab, die der rauschgutkriminalität um fast 36 %.(Kriminalstatistik 2024) 

etwas mehr wohnunseinbrüche gab es, und fast gleich viele betrugsfälle wie schockanrufe und ähnliches. diese straftaten haben sicher auch mit der größer werdenden anzahl alleinlebender senioren zu tun. die menschen haben keine ansprechpartner im notfall. zum glück gibt es nun schon häufiger bankmitarbeiter, die einen schaden verhindern. es wäre im rahmen einer guten und vertrauensvollen nachbarschaft sicher manches zu verhindern.

dann schauen wir aufs fernsehprogramm, da gibt es morde in allen sendern. neben wenigen sendungen zur aufklärung gibt es viele sendungen, die reisserisch aufbereitet alte kriminalfälle darstellen. und da gibt es politiker, weniger politikerinnen, die vor der gewalt warnen und bestimmten gruppen mehr kriminalität zuschreiben. sie schüren eine angst, die ihnen die wähler/-innen zutreiben soll. auch denen nehmen wir als freundliche nachbarn den wind aus den segeln. 

dieses reden von einer bedrohung der einzelnen menschen durch kriminalität oder auch zuwanderung lenkt ab von den bedrohungen, die es wirklich für viele gibt: menschen brauchen sauberes trinkwasser und umwelt, eine funktionierede infrastruktur, gewissheit über ein auskömmliches leben im alter, bezahlbare krankenversorgung, arbeitsplätze in jungen jahren und bezahlbare wohnungen. 

die rattenfänger bieten einfache lösungen  an, die gibt es nicht. 

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„Nichts bleibt, mein Herz. Bald sagt der Tag Gutnacht.
Sternschnuppen fallen dann, silbern und sacht,
ins Irgendwo, wie Tränen ohne Trauer.
Dann wünsche Deinen Wunsch, doch gib gut acht!
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.“
Erich Kästner

 

 

 

Mittwoch, 12. November 2025

eines von viele Maaren und Denken

                                             Meerfelder Maar bei Manderscheid, Foto Uli Boll

eigentlich möchte ich immer wieder für die eifel werben, hier im norden von baden- württemberg waren kaum menschen einmal dorthin in ferien. von hier geht es eher nach süden, obwohl es kaum weiter als zum bodensee ist. wißt ihr, wie angenehm das schwimmen in einem maar ist?

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künstliche intelligenz kann dichten, stand in der zeitung. sie sucht sich worte im netz und stellt sie neu zusammen. warum sollte sie das tun? doch nur, weil jemand es befiehlt mit entsprechenden vorgaben des anlasses.                                                                                                                                                            was dabei fehlt, sind die dem text entsprechenden emotionen. selbst beste wortfolgen können der KI kein herzklopfen erzeugen. die KI kann weder lachen noch weinen, nur im stromverbrauch ist sie groß.

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und wieder Roger Willemsen gelesen: " Als brauchten wir zum Handeln einen neuen Klimabericht, einen neuen Schadensbericht über die Weltenmeere, den Regenwald, die grassierende Armut. Aber aus all den Fakten ist keine Praxis entsprungen, die auf Höhe der drohenden Zukunft wäre." Wer Wir Waren,            S. Fischer, 2016

darüber sollten wir nachdenken in der gewißheit, das viele menschen an vielen orten eine welle an vernunft auslösen können- muss nur jede/ jeder bei sich beginnen.                                             

 

 
 

Sonntag, 9. November 2025

suchbild und likör

                                                             Foto Uli Boll, Manderscheid

 

wie könnten wir an diesem geschenk der natur vorbeigehen? die farben schienen unglaublich, als hätte sich über ein paar nächte alle farbe der sonnenstrahlen auf die müden blätter gelegt. ein goldenes straßen- geländer auf einen kleinen grünen hügel, phantastische leitplanken. 

und es ist suchbild, bin gespannt, ob ihr die tiere seht. (draufklicken und vergrössern) 

es fällt mir schwer etwas fröhliches zu schreiben, obwohl die welt und die zeitung manchmal auch kuriose meldungen bringen. so stand letzte woche in der RNZ:  der schutzverband der spirituosen-industrie befürchtet eine verwirrung der verbraucher/-innen und zog gegen einen kleinen hersteller vor gericht. das gericht gab dem beklagten recht. auf dessen flaschen steht "Likör ohne Ei", er ist vegan. der verband argumentierte, diese bezeichnung stelle eine gedankliche verbindung zu eierlikör her und sei nicht erlaubt. der vertreter des schutzverbandes, william verpoorten, kündigt berufung vor dem OLG an, das landgericht sei zu dem ergebnis gekommen, dass mit einer verbotenen anspielung nur eine vereinnamende anspielung gemeint sei, nicht aber eine abgrenzende.                                                                                                        das ist doch nun wunderbar, was unterscheidung zwischen vereinnahmend und abgrenzend ist lernen wir nun alle.😉

euch allen eine gute 46. woche im jahr 2025, sonnige herbsttage wünsche ich außerdem. 


 

Donnerstag, 6. November 2025

Bücher, Neckar, eigene und anderleuts Gedanken

                                                              da ist der Neckar...

und hier sind die beiden zuletzt gelesenen bücher:
6 aus 49, Jacqueline Kornmüller, Galiani Verlag Berlin - ein Roman über starke Frauen, beginnend in den 20er Jahren in Bayern, in der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen, viel über beginnenden Tourismus kommt auch vor. 
Die Büglerin, Heinrich Steinfest, Piper Verlag -  eine Frau, die alles aufgibt, ihren Beruf, ihr Zuhause und ihre Stadt, um sich zu bestrafen. Eine persönliche Traumabewältigung mit überraschenden Ergebnissen, spannend in einem weiten Bogen vom Leben auf einer Segelyacht vor Chiles Küste bis an die Küste Mallorcas.
 
ich hadere ein wenig mit meiner gesundheit, ohne das es neue befunde gibt. das gehen fällt schwer, ich mag stark sein und möchte manchmal von herzen bedauert werden. dabei weiß ich natürlich, eigentlich bin ich noch gut dran, sehe ich mich um, von der welt garnicht zu reden. aber die beine...
mich motivieren und weniger tabletten schlucken ist mir wichtig. leider gibt es keinen arzt/-in zur begleitung. vielleicht ändert das sich in meinem leben nicht mehr, wenn ich den betrieb in den praxen sehe. habe ich unangemessene wünsche, wenn ich ein ermutigen zuspruch erwarte, ohne darum zu bitten? ist es so, weil ich mehrgewichtig bin und dies als grund meiner beschwerden gesehen wird.      

ich schrieb irgendwann einmal, wenn der augenarzt demnächst auch sagt, ich müsse unbedingt abnehmen, lauf ich schreiend aus der praxis. wir übergewichtigen sind die gruppe, gegenüber der sich viele ein diskriminierendes verhalten herausnehmen. meine blutwerte beweisen meine gesundheitsbewußte lebensweise, vom ersten schultag bis heute war ich immer mehrgewichtig. ich bin fachfrau für gesundes kochen und ernährung, auch die viele bewegung früher machte mich nicht schlanker. nun schmerzt mich jeder schritt und ich gehe zu wenig.

schön ist das schreiben und lesen, radio hören und ins cafe gehen. ja, ich bin privilegiert, und bald achtzig jahre.  

 noch etwas zum gruseln, zeitlyrik:

Gruselett, von Christian Morgenstern 

Der Flügelflagel gaustert durch Wiruwaruwolz,

die rote Fingur plaustert, und grausig gutzt der Golz. 

 

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Oma Anna

 

solche sonnenuntergänge erinnern mich oft an meine oma anna. sie war jahrgang 1890 und wegen der kriege wurde sie erst spät oma, ich war das erste enkelkind. wenn es im herbst abendrot gab erzählte sie mir, die engel seien schon bei den weihnachtsvorbereitungen, sie backten plätzchen. 

am samstag ist allerheiligen, da ging sie mit meinem bruder und mir abends auf den friedhof lichter schauen. es hatte etwas geheimnisvolles dorthin zu gehen, obwohl es mitten im ort neben unserer rodelwiese war. in den lämpchen auf den gräbern brannten kleine kerzen, straßenlicht gab es nur wenig. sie erzählte uns, die lichter würden brennen, damit die seelen der toten in den himmel fänden.
 
meine oma hatte drei kinder, der jüngste sohn starb im krieg in russland, knapp zwanzig jahre alt. nach ihm heißt mein bruder hans(er war johann). den brief mit der todesnachricht bewahrte sie sorgfältig auf, holte ihn voller trauer manchmal irgendwo hervor. im alter hatte sie es schwer, amputation eines beines und schlaganfall waren schlimm für eine frau, die fast nie im leben einen arzt aufgesucht hatte. leider starb sie allein im krankenhaus, da war sie jünger als ich heute. einen heimlichen luxus gab es in ihrem altersleben: gelegentlich ein kleines gläschen asbach. den brachte ich ihr in einem kleinen fläschen mit und sie verbarg ihn im nachtschrank.
 
ich liebte diese etwas wortkrage frau, die mal die älteste von vierzehn kinder gewesen war und nie urlaub und luxus kannte. ihre haare lies sie wachsen, flochte sie zum zopf und machte einen knoten. zu muttertag schenkte unsere familie ihr eine scharz- weiße baumwoll- kittelschütze, zum geburtstag gab es die pralinen. alles war vorhersehbar. 
sie kochte das beste holundergelee der welt und machte wunderbare mehlklöße mit eingemachten zwetschgen.  
 

 

aufmucken und schauen

Heidelberg mit Berghotel Königsstuhl   ich komme aus dem kopfschütteln garnicht raus: diese ach so engagierten jungen menschen der JU machen...