Dienstag, 19. April 2022

urmutter oder fette frau

 

                                          Foto aus:  http://waldviertelleben.blogspot.com/          

sie war eine der menschen aus ihrer familie, die alt wurde. einen liebhaber- künstler hatte sie, der schuf ein abbild, das auch nach 30 000 jahren noch bewunderung hervorruft. sie ist österreichs bekanntester archäologischer fund(1908), die venus von willendorf. vielleicht schuf ein künstler oder eine künstlerin mit dieser statuette auch eine göttin. im orginal ist sie nur elf zentimeter groß. 

würde diese frau heute zum arzt kommen, wäre die forderung zum abspecken/abnehmen/ diät oft das erste, was sie zu hören bekäme. auch wenn ihre blutwerte völlig normal wären und sie einfach nur eine routinekontrolle wollte oder den arm gebrochen hätte. mindestens kleidergrösse 50, wenn nicht mehr. so sieht heute keine gebildete frau mehr aus. aus der nummer mit folgenden gedanken ist diese venus aber wegen ihrer frühen geburt raus: "sicher hat sie zuviel cola getrunken und ißt immer fertiggerichte, keine disziplin, lässt sich einfach gehen. keinen sport, liegt nur faul herum."  die blicke des medizinischen personals sind manchmal ein einziger vorwurf. mit dieser figur ist frau kein gegenüber, sondern "die dicke", aus deren äußerem ohne viel nachdenken schlüsse gezogen werden.

" Die Dicken sind schuld: Sie sind zu oft krank, sie leisten zu wenig, sie haben sich nicht im Griff. Sie kosten die Gesellschaft Geld - und sie tun es mit Absicht. Das ist das herrschende Vorurteil. Politik, Krankenkassen und Pharmaindustrie haben die Übergewichtigen zu Sündenböcken erklärt, weil die Kosten explodieren und das Gesundheitssystem zu kollabieren droht." aus: "Dick, Doof und Arm?" Friedrich Schorb, Droemer Verlag, 2009  /    http://gewichtsdiskriminierung.de/


für mich ist diese venus eine göttin, ein kraftvolles weib, wie viele unserer urahninnen.






10 Kommentare:

  1. Wie ich gelesen habe, hatte diese Venus in etwa 130 Schwestern, quer über Europa verteilt.
    Die Gewichtsdiskriminierung ist nur eine von vielen Schmähungen, die sich Frauen immer noch gefallen lassen ...
    Erschütternd auch, wie wenig Solidarität oftmals auch untereinander herrscht. Wieviel Stutenbissigkeit und Hickhack! Schade, wir sollten unsere Kräfte gemeinsam bündeln und Wesentliches ins Auge fassen!

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    1. ja, das sollten wir weiter tun, ich gehe davon aus, dass wir es bereits machen. und wehrhaft bleibe ich ohnehin, auch wenn es manchmal einsam macht. freundliche grüsse, roswitha

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  2. 11 cm klein,
    liebe Roswitha,
    ich habe mir die mütterlich/grossmütterliche Venus von Willendorf immer viel grösser vorgestellt. So kann frau sich täuschen...

    Solche vorwurfsvollen Blicke und Schuldzuweisungen "zu dick, zu alt, zu arm, zu ..." sind völlig daneben. Punkt.

    Lieben Gruss von Hausfrau Hanna

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    1. danke, auch du hast ja recht, ist immer daneben, wenn menschen einfach einsortiert werden. lieben gruss, roswitha

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  3. Bei Ingrid - waldviertelleben - sah ich diese Figur schon öfter...
    Mit jeglichem Bewerten habe ich es nicht so. Wie Hausfrau Hanna schon sagt...
    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. von ingrid hatte ich das foto, und sonst, siehe oben. danke auch dir, gruss roswitha

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  4. Antworten
    1. war ein kleiner schritt, danke für deinen kommentar ;-)).
      hab es gut, roswitha

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  5. Zum heutigen TAG DER Erde,
    am 22.04.2022
    ein genialer Beitrag....

    🌌 MUTTER Erde 🌏

    ... klein, dick und wunderschön 🌿☀️🙏


    "Feuer, Luft, Wasser, Erde sind im Menschen, aus ihnen besteht er. Vom Feuer hat er die Wärme, Atem von der Luft, vom Wasser Blut und von der Erde das Fleisch; in gleicher Weise auch vom Feuer die Sehkraft, von der Luft das Gehör, vom Wasser die Bewegung, von der Erde das Aufrechtgehen.“

    — Hildegard von Bingen

    Herzlichsten Freitagsgruß... lb Roswitha 👩‍❤️‍👩
    (denke da auch an die Baumgöttin von Ingrid)

    von Annette ☀️🌿🌏💞🙋‍♀️

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    1. die erde ist sehr geschlagen mit uns menschen, dabei wäre genug da für alle. pflegen wir unsere hoffnung wider allen augenschein, weil wir sonst ja aufgäben. lieben gruss, roswitha

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