Der
Traum des Igels
Der
Igel erwachte aus dem Schlaf und lachte. Fröhlich kroch er unter dem
Reisighaufen hervor. Wunderbar duftete es nach frischem Gras,
Margeriten und Klatschmohn blühten. Ein Kater aalte sich in der
Abendsonne.
Er
fragte verdutzt: „Was ist denn mit dir los?“
„Stell
dir vor, ich habe geträumt die Erde sei eine Kugel! Ein herrlicher
Stern im Weltall, wie die vielen anderen Sterne, die wir nachts am
Himmel sehen. So etwas verrücktes !“
„Na,
dann vergiss es schnell, sonst fällst du bei deinen Spaziergängen
noch irgendwo runter, du Zwerg “, miaute der Kater gönnerhaft. Er
räkelte und streckte sich, machte einen Buckel und schmiegte sich an
die warme Stallwand.
Eine
Gartenameise belauschte das Gespräch. Sie meldete sich mit piepsiger
Stimme von einem überhängenden Fliederzweig: „Du, Igel, wenn die
Erde eine Kugel wäre, würde sie wegrollen. Wir kennen uns da aus,
wir kullern auch Körner in unsere Burg.“
Der
Igel dachte nach und fand alles logisch. Aber er konnte seinen Traum
nicht vergessen.
Beim
abendlichen Streifzug traf er ein paar Spatzen und eine Ringelnatter,
zuletzt einen verdammt frechen Hund. Alle lachten über ihn als er
den Traum erzählte.
Der
Hund spottete: „So einen Traum kann nur jemand mit so krummen
Beinchen wie ein Igel haben! Ich bin weit herumgekommen in der Welt
und weiß, dass ich nicht auf einer Kugel laufe. Nur im Zirkus gibt
es das!“
Der
Igel war ziemlich beleidigt wegen der Beine. Jeder ist richtig wie er
ist, dachte er, und ein Dackel sollte besser nicht von krummen Beinen
reden. Traurig lief er weiter mit der Nase am Boden.
Viele
Tage sprach er nicht mehr von seinem Traum, trotzdem vergaß er
nichts.
Zu
guter Letzt begegnete er auf der großen Pferdekoppel dem Pferd
Alexa, einer Freundin. Zaghaft erzählte er ihr den Traum.
„Weißt
du, ich habe es doch geträumt. Ich will gern wissen, ob es stimmt,
weil Träumen manchmal auch Wahrheit innewohnt.“
Alexa
war eine kluge Stute. Nachdenklich bemerkte sie: „Wir müssen einen
Zugvogel fragen. Von allen Tieren, die ich kenne, sehen sie am
meisten von der Welt.“
Wiehernd
rief sie eine Schwalbe. Ruck-zuck segelte eine Mehlschwalbe in großen
Spiralen vom Himmel und setzte sich auf den Zaun.
„ Na,
was ist los?“, fragte sie munter. Der Igel erzählte den Traum.
„ Natürlich
ist die Erde eine Kugel“, rief die Schwalbe sofort, „wir Zugvögel
ziehen doch mit dem Wind nach Süden in unser Winterquartier. Der
Horizont ist immer nur die Grenze für unsere Augen. Während wir
weiter fliegen, überqueren wir neue Wälder, Steppen und Felder.
Wolken sehen an der Sichtgrenze aus als berührten sie die Berge.
Kommen wir näher, sind sie hoch wie immer. Mit dem Regenbogen ist es
ebenso, er berührt nur scheinbar Meer oder Land. Die Erde ist so
groß, dass wir die Kugelform nicht bemerken.“
Der
Igel war sehr aufgeregt. Im Traum hatte er etwas Wichtiges entdeckt!
Rasch lief er weg, um allen von seiner Entdeckung zu erzählen.
Seit
dieser Zeit rollen sich Igel oft zu einer Kugel, wenn sie Menschen
oder Tiere treffen. Wir verstehen die Igelsprache nicht, so zeigen
sie uns mit ihrem Körper wie die Erde ist:
Ein
wundervoller, kugeliger Stern im Weltall.
©
...zauberhafte Geschichte ♥
AntwortenLöschenund ich möchte manchmal auch, ein IGEL sein ...
herzliche Sonntagsgrüße von Annette ✿
Dir schöne Pfingsttage, liebe Annette, ohne Stachelhemd- Notwendigkeit!
LöschenGruß Roswitha
Eine feine und fantasievolle Erklärung, die für Kinder bestimmt sehr erhellend ist.
AntwortenLöschenLieben Gruss,
Brigitte
Die Warum-Fragen der Kinder finde ich oft spannend. Dadurch fiel mir diese Geschichte ein.
LöschenAngenehme Pfingsttage für Dich, Gruß Roswitha