Samstag, 11. Februar 2023

unterwegs sein, ankommen


 »Im Sommer 2001 verliebte ich mich noch einmal und begann mein Gedächtnis zu verlieren.«            dieser roman begann so unglaublich, er berührte mich in der zarten beschreibung eines vorganges, den wir eher jungen menschen zutrauen: verlieben ohne sich vom kopf bremsen zu lassen. ein wunderbarer, kluger roman der mut machen kann. sehr lebendig und behutsam unterwegs zum lebensende.


"Beate ist Ende sechzig. Auch der Mann, in den sie sich verliebt, drei Jahre älter als sie, ist vom Leben gezeichnet, gesundheitlich angezählt. Aber die Liebe nimmt keine Rücksicht darauf. Weder körperliche noch geistige Defizite können ihr etwas anhaben."  amazon über den roman von 

Sibylle Knauss, Das Liebesgedächnis, Klöpfer & Meyer

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dieses gleichzeitige von freude und schrecklichem elend, von krieg und gezanke um macht beschäftigt mich sehr. ich will nicht, dass die menschen recht bekommen, die sagen, es hat alles keinen zweck und es ist naiv, hoffnung zu haben. 

weil bertold brecht gestern seinen 125. geburtstag feiern hatte, will ich heute ein gedicht nachreichen:

Bertolt Brecht: Vergnügungen 

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen

Das wiedergefundene alte Buch

Begeisterte Gesichter

Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten

Die Zeitung

Der Hund

Die Dialektik

Duschen, Schwimmen

Alte Musik

Bequeme Schuhe

Begreifen

Neue Musik

Schreiben, Pflanzen

Reisen

Singen

Freundlich sein 

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- die tage werden spürbar länger, der vollmond war beeindruckend, es kommt bald frühling. habt ihr den mond geschaut?

Gestern Abend sahen wir bei 3Sat: Herr Bachmann und seine Klasse, eine Doku über 3 Std und 28 Minuten(uns fehlt noch die letzte halbe Stunde wg. Müdigkeit, wir schauen fast nie nach 22 Uhr TV). Diesem Film wünsche ich viele Zuschauer/ -innen, sehr bewegend.




13 Kommentare:

  1. Brecht beschrieb so schön das Vergnügen an der Welt, am Sein!
    Wie könnte man da lange hoffnungslos sein!
    Möge die Freude Kreise ziehen und auch die Betrübten erreichen!
    Danke für deine schönen Zeilen und einen lieben Sonntagmorgengruss,
    Brigitte
    (Ja, den vollen Mond habe ich gesehen. Er gehört auch zu den Dingen, die Vergnügen bereiten.)

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    1. der mond kann auch ein erlebnis sein, so wir hinschauen. ich weiß auch nicht so richtig, wo die farbe herkommt. herzlichen gruß, roswitha

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  2. oh ja, das war ein sagenhaft großartiger feiner film! er folgte mir sogar in meine träume. gern wüsste ich, was so aus allen geworden ist, wie die wege weiter gehen. so ein lehrer! aber auch die anderen lehrenden haben mich beeindruckt, die schwangere frau, der junge mann mit den türkischen wurzeln. und die kinder erst. bin noch immer sehr verwickelt.
    zu dem anderen (nicht die recht bekommen lassen, die sagen es hilft eh alles nichts...). hörte gestern in einem gespräch (deutschlandfunk kultur, blaue couch) jemanden erzählen: Harry Belafonte habe einmal gesagt: nein, nein, wir lassen sie nicht gewinnen! oder so. und in meinem blog stand 2016 dieses zitat:
    „Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig helfen, die Schönheit am Leben zu halten. Wir müssen das Gegengift sein zu all dem Mist, der sonst passiert.“ (Charlie Haden, Jazzmusiker)
    https://www.youtube.com/watch?v=ISYsINi8rLw
    und solche listen wie die von Brecht: immer gut, immer hilfreich!

    oh ja, das war ja ein halber roman. wünsch dir einen feinen sonntag!
    Sylvia

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    1. liebe sylvia, ich freue mich darüber, dass dich mein text so angeregt hat, der film war wirklich hoffnungsvoll. ja, ich wüsste auch gerne, was aus diesen menschen wurde, auch aus dieter bachmann. ich bin mir sicher, dieses gemeinsame erlebnis aller werden sie nie vergessen. herzlichen gruß, roswitha

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  3. Die Dokumentation über Herrn Bachmann und seine Klasse kann vielleicht in der Mediathek nachgesehen werden? Zumindest von Ö aus habe ich Zugriff. Ist sicherlich hochinteressant, aber die Länge ist doch sehr fordernd ... Dennoch möchte ich zumindest einen Einblick nehmen, denn ich bin überzeugt, dass hier ganz wichtige Dinge angesprochen und gezeigt werden; ein schöner Anspruch, den Herr Bachmann hatte - und erst recht wunderbar, wenn er darin auch von seinen Kolleg*innen unterstützt wurde und auch der Kopf darüber (Direktion) niemanden behinderte. Leider habe ich gar solches bei recht engagierten Lehrer*innen immer wieder erleben müssen, dass sie von ihren Direktor*innen gebremst oder - noch schlimmer - als zu "alternativ" ausgegrenzt wurden.
    Selbiges kann man übrigens auch recht gut in div. anderen sozialen Bereichen erleben - engagierte Mitarbeiter*innen, die mit innovativen und hilfreichen Ideen voller Freude und Engagement in ein neues Team kommen, denen aber von Anfang an der Mund verboten wird. Gerade wieder mehrfach vernommen ...

    Auch ich will nicht, dass die recht haben, die meinen, es habe alles keinen Sinn, ich möchte aber auch insofern ehrlich sein, als solche Kämpfe, das Gegenteil beweisen zu wollen, sehr mühsam sind. Mich haben sie gleich mehrfach in eine unfreiwillige Auszeit getrieben. Seitdem versuche ich, genauer hinzusehen und zu entscheiden, was für mich machbar ist und was nicht (mehr). Meine Gesundheit ist mir schon was wert!

    Auf all das, was unser Herz freudig stimmt - und wenn es eine späte Liebe ist. Eine Zahl kann doch die Liebe nicht bremsen!
    Herzliche Grüße,
    C Stern

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    1. liebe/-r c stern, der film war für uns so fesselnd, dass wir die zeit vergessen haben! wenn du den dieter bachmann googelst, gibt es einen bericht über sein lehrersein. es scheint so zu sein, dass lehrer/-innen mutiger sein könnten. und wenn jemand den mund verbietet, muss ich nach alternativen suchen, wenn es wichtig ist(auch mal konflikte aushalten).
      machen wir wach weiter, schritt für schritt, und netzwerken wir, wo es geht. herzlichen gruß, roswitha

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    2. Liebe Roswitha,
      über den Herrn Bachmann habe ich schon gestern gegoogelt und eben jetzt wieder weiter. Bei mir bleibt da viel von menschlicher Kompetenz hängen, von Nähe und Nestwärme, von miteinander reden und singen, und auch vom Schlafen, wenn mal jemand unausgeschlafen in den neuen Tag kam. Das sind auch immer meine Überzeugungen gewesen, aber sie stehen halt im krassen Gegensatz zu (wenig aussagekräftigen und aus meiner Sicht ziemlich sinnlosen!) PISA-Testungen, bald um sich greifenden KI-Unterricht, Tablets und Frontalunterricht.
      Wenn man junge Menschen so abholt, wie Herr Bachmann, dann ist dies einfach nur beGEISTernd.
      Ja, ich sehe es auch so, dass Lehrer*innen mutig sein sollten, dazu braucht es aber auch eine gute Kollegenschaft. Das habe ich durchaus (auch am eigenen Sein) anders erlebt, Konflikte sind da mitunter in lange Mobbingszenarien ausgewachsen. Und dann muss man wirklich entscheiden, was zu tun ist.
      Ich glaube, bei allem Enthusiasmus und bei allem Brennen für den geliebten Beruf muss man vor allem eines: auf sich selbst gut achten!
      Ganz liebe Grüße, C Stern

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    3. ja, das ist das wichtigste, wer nicht auf sich selbst achten will/kann, der verliert auch die fähigkeit, anderen zu helfen, auf sie zu achten. ich freue mich, dass bachmann möglich war(ist?). gruß, roswitha

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  4. Hallo Roswitha, sofort und gleich habe ich in meinem onleihe-Verzeichnis nachgesehen, ob sie dieses Buch haben. Ja, es ist da und ich hätte es auch gleich ausleihen können. Aber da ich erst noch ein anderes lesen will, habe ich es auf dem Merkzettel gespeichert. -
    Ich weiß gar nicht, ob ich das noch einmal wollte - aber vielleicht, wenn es überraschend kommt, hätte ich gar keine Zeit, nein zu sagen.
    Ich wollte jetzt gerade eine schmale Metallleiste sägen, um sie als Windschutz unten an meine Eingangstür zu kleben - ging aber nicht, weil ich keine Metallsäge gefunden habe, der Nachbar auch nicht. - Also muss ich auf den Sohn warten, wenn er aus dem Urlaub zurück ist.
    Liebe Grüße zu dir von Clara

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  5. liebe clara, ich hoffe sehr das buch gefällt dir so wie mir. zuerst kam ich nicht richtig rein, gegen ende kamen tränen. ich schneide fast alles mit einer gartenschere(rosenschere), weil die auch dünnes metall schneidet. du findest immer eine arbeit- aber was stand in der werkstatt beim sohn, ich warte? hab es gut und wenig streß mit deinen kopfarbeiten, herzlichen gruß, roswitha

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    1. Das könnte man nie und nimmer mit einer Gartenschere schneiden, denn ich hatte mich schon ca. 20 Minuten sägend versucht. Dazu ist das Metall zu dick und außerdem zum U-Profil gebogen. - Der Sohn sägt es elektrisch mit seiner Flex.
      Bis jetzt habe ich Beiträge für den Blog vorbereitet.
      Lieben Gruß zurück von Clara

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  6. DANKE 🙏
    lb Roswitha 👩‍❤️‍👩

    Dein BLOGBEITRAG gibt mir wieder viel Anregung (auch die Kommentare 🤗) und Bestätigung ... 😉
    Brecht schreibt so wundervoll 🙏
    +
    Mediathek ich komme 📺 👍

    Heute 💐 zum Valentinstag ❤
    die allerherzlichsten Grüße 🌼🥂☀️

    "Der Sinn des Lebens ist ein Leben mit Sinn."
    (Robert Burns)

    Herzlichst Annette 💞🙋‍♀️

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    1. liebe annette, da hast du den tollen film ja noch vor dir, gäbe es doch bloss öfter solche filme, statt ein übermaß an krimis(schaue ich mit auswahl manchmal gerne) und diskussionen mit viel selbstdarstellungen. da grüsse ich dich auch zum valentinstag, wobei unser uropa V. ein arger patriarch war. herzlichen gruß, roswitha

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