Sonntag, 24. Dezember 2023

jahreswechsel siebzig und älter



Nun ist wieder ein Jahr vorbei – wir sind hoffentlich etwas „gelassener“ geworden. Ist dies das richtige Wort? Manchmal könnte es auch „gleichgültiger“ heißen, oder müder, von den vielen Aufregungen, die sich später als weniger aufregend herausstellten. Und manche Dinge waren für uns unlösbar.

Ist dies nicht auch ein Ergebnis des Älterwerdens: Erkennen, das es Verhältnisse/ Umstände/Ergebnisse gibt, die nicht in unsere Macht liegen?

Wir mussten erkennen, dass sich Erfahrungen im Leben der Einzelnen und das Leben der Welt in unendlicher Kette wiederholen.

Als Kinder wussten wir, wie wir glücklich sein konnten, worauf es ankam. In unserem Erwachsenenleben können wir sehen, dass wir gut daran tun, uns immer wieder darauf zu besinnen, weil individuell gutes Leben möglich ist mit dieser Erfahrung.

So um die Siebzig wird uns bewusst, dass sich wahrscheinlich nichts wirklich Neues mehr in unserem Leben ereignen wird. Keine uns unbekannten Gefühle werden wir entwickeln, keine bisher unbekannte Lichtspiegelung wahrnehmen, keine ganz fremden Begegnungen in einer Stadt oder in einer Landschaft finden.

                                                                                                                                                        Das meiste ist Wiederholung, diese Erkenntnis erschreckt zunächst, verleitet vielleicht zur Sehnsucht nach irrationalen Abenteuern. Dies würde, da wir ja wir selbst sind, auch nicht zu völlig neuen Erkenntnissen führen, eher Erworbenes zerstören(wir haben immer uns dabei).

Nun heißt es unseren Platz im Leben annehmen und gleichzeitig, als Übung für das Kommende, loszulassen. Wenn wir nicht lernen, Augenblicke statt Antiquitäten zu sammeln, nicht Lachen und Freude statt Aktien und Schmuck, werden wir schwerer mit den Beschränkungen des Alters umgehen können. Die Begegnungen mit Menschen helfen uns, wir werden nicht allein inmitten der gesammelten Sachen sitzen und nichts zu erinnern haben.

Unsere Freundin Else, aber auch unsere Tante Hedwig (beide wurden weit über 90 Jahre), lehrten uns auch, das Glück mit Runzeln, grauen Haaren und verbogenen Knochen möglich ist, wenn wir lernen, wie Kinder den Augenblick zu spüren, ihn mögen, und nicht Vergangenem nachtrauern.Vielleicht gibt es nicht mehr so viel Neues, aber umso intensiver können wir spüren.

Hilfe, 23.00 Uhr: der Text war verschwunden, neu geschrieben, er hat jetzt eine Formatierung, warum? Wo war er?

10 Kommentare:

  1. Liebe Roswitha, ich kann deinen Gedanken nur zustimmen. Machen wir das beste draus!
    Schöne Festtage und komm gut ins Neue Jahr!

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    1. liebe calendula, schön von dir zu hören/lesen. auch dir sende ich viele gute wünsche und gedanken und hoffe, du bist froh unterwegs. herzlichen gruß, roswitha

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  2. "Das Wunder ist des Augenblicks Geschöpf."

    (Johann Wolfgang von Goethe)

    Herzlichen 1.Weihnachtsfeiertags - GRUß ✨🎄💖 ... alles Liebe von Annette 👩‍❤️‍👩

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    1. frohe weihnachten, liebe annette, danke für deine vielen kommentare und zitate. hoffen wir weiter auf gelegentliche wunder, dann reicht die kraft für alles. herzlichen gruß, roswitha

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  3. Liebe Roswitha, erfreulicherweise ist Dein Text wieder da, denn ich empfinde Dein Nachdenken voller Dankbarkeit als kostbar anregend. (Ich frage mich übrigens auch von Zeit zu Zeit, warum in meinem Blog neue Formatierungen aufgedrängt werden. Ohne, dass ich entscheiden könnte ...)
    Sehr aufmerksam lese ich in Deinen Gedanken: Mir wurde in den letzten Jahren bewusst, dass ich eine gewisse Scheu vor dem Älterwerden feststelle. Es ist die Angst vor einem verfallenden Körper, denn ich bin immerzu damit beschäftigt. Es ist die Sorge, gar nicht gut mit gravierenden Einschränkungen klarzukommen, wie ich sie beispielsweise bei meinen Eltern wahrnehme.
    Es wächst die Erkenntnis, wie wichtig gelebte gepflegte Beziehungen sind, überhaupt ein sozialer Zusammenhalt. Für mich tatsächlich auch ein Lernprozess, denn ich suche immer wieder den Rückzug, wenn es mir zu laut und zu fordernd unter Menschen wird.
    "Werdet wie die Kinder!", diese geläufige Stelle aus der Bibel scheint mir eine gute Anregung zu sein. Oder: "Bleibt wie die Kinder!"
    Unseren Platz im Leben annehmen, ja, das ist wichtig - und vielleicht auch um Kraft bitten?
    Herzliche Grüße und auf gute restliche Tage in diesem 2023! C Stern

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    1. um kraft dürfen wir immer bitten, liebe c stern, auch andere menschen. den wechsel zwischen rückzug und mittendrin-sein kenne ich auch. für mich denke ich, es ist eine art selbstschutz. auch die akzeptanz des körperlichen unvermögens trainiere ich, ich werde dazu gezwungen und kann nur noch entscheiden, den umgang zu lernen oder den rest des lebens zu jammern. dann suche ich doch lieber, was noch geht, wo ich kompensieren kann. und manchmal finde ich dinge dafür. ich bin froh über die 13 jahre hausgemeinschaft mit unseren alten frauen, wir durften lernen, manchmal auch durch streit, alltag halt. und du darfst ja auch schritt für schritt lernen alt zu werden, meist kommt nichts plötzlich. herzlichen gruß voller zuversicht, roswitha

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  4. Deine Überlegungen, liebe Roswitha, gleichen auch meinen. Ja, wir tun gut daran, das Alter zu akzeptieren und damit klar zu kommen.
    Allerdings schreibst du: "So um die Siebzig wird uns bewusst, dass sich wahrscheinlich nichts wirklich Neues mehr in unserem Leben ereignen wird." Das sehe ich ein wenig anders:
    Mein Mann und ich, beide über siebzig, haben unser inzwischen zu grosses Haus verkauft und werden im Frühling in eine Wohnung in einem anderen Ort einziehen. Das wird sicher eine grosse und neue Herausforderung für uns sein und unser Leben nochmals ziemlich auf den Kopf stellen. Aber ich freue mich darauf.
    In diesem Sinne herzliche Weihnachtsgrüsse und auf gute alte und neue Tage,
    Brigitte

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    1. liebe brigitte, wir haben diesen wandel schon über zehn jahre hinter uns. unser altes haus hat unsere enkelin, wir wohnen ebenerdig zu miete nun in der kreisstadt. wir fanden wichtig, möglichst viel dinge zu fuß erledigen zu können, ohne auto. der nahverkehr hier ist unzumutbar. es war wie befreiung, dieses loslassen, auch bücher, vom haus in eine 3-zimmerwohnung.
      ich vermisse nichts von vorher, es ist anders und auch gut. liebe grüsse, roswitha

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  5. Hallo Roswitha, wenn ich nur 30 bis 40 % deines Optimismus hätte, würde ich wahrscheinlich besser durchs Leben kommen. Für mich ist ein Glas IMMER halb leer, ich weiß nicht, ob es mit der bipolaren Erkrankung zusammen hängt, erworben oder ererbt ist - aber bin ich fast 80 damit geworden, kann ich auch noch 81 und mehr werden.
    Gute Nacht sagt dir Clara

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    1. liebe clara, der optimimus ist manchmal hart erkämpft. sieh doch, das glas ist noch halb voll, da macht es mehr freude zu feiern. geht es mir besser, wenn ich aufzähle, was alles schlecht gelaufen ist? nein! glaub mir, ich erinnere mich immer wieder an die vielen erfreulichen wendungen, damit ich im alltag nicht von altersbeschwerden und unerfreulichen geschehnissen niedergedrückt werde. gute nacht auch für dich, herzlich, roswitha

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