kakao und wolkenzupfen

Damals...

Logopädie beim Kakaoeinkauf

Von meinem dritten bis zum zehnten Lebensjahr wuchs ich in der Burgfriedstraße  in Daun auf. Unser Vermieter war die Familie R, sie waren auch die Besitzer des Kaufhauses Meyer, direkt nebenan.

Im Alter von etwa vier Jahren durfte ich einmal Kakaopulver einkaufen gehen. Stolz ging ich mit dem Geld ins Geschäft, voller Freude auf den geplanten Marmorkuchen.

Leider konnte ich das Wort Kakao nicht richtig aussprechen, ich sagte immer Tadau. Der Geschäftsinhaber M. R. bediente zu der Zeit gelegentlich die Kundschaft in der kleinen Lebensmittelabteilung. Nachdem er begriffen hatte was ich kaufen wollte, sagte er mir, ich müsse das Wort richtig aussprechen, erst dann bekäme ich den Kakao.

Geduldig übte er wie ein Logopäde: machte die Mundbewegungen vor, sprach das Wort langsam und mit richtiger Betonung. Ich war sehe aufgeregt, er ermunterte mich immer wieder geduldig zum Nachsprechen.

Ich weiß noch heute, dass ich diesen Kakao unbedingt kaufen wollte und brav das Wort wiederholte bis es klappte. Sehr stolz kam ich nach Hause.

 was geschähe heute? wahrscheinlich nichts, weil niemand zeit und mühe investierte, um meinen kaufwunsch zu verstehen. und wenn doch, würden die eltern wegen des "sprachfehlers" eine empfehlung zum logopäden bekommen. manchmal kann es so einfach und integriert gehen...

und kindes dieses alters kann man nicht mal in kleinstädten alleine zum einkaufen schicken, und in dörfern fehlen die geschäfte.