Donnerstag, 31. Oktober 2024

altes, kleines Riesenrad


am wochenende ist wieder mittelaltermarkt, auch kunsthandwerker zeigen ihre waren. früher war dieses riesenrad sicher eine sensation, und das handbetrieben. den menschen gefällt es immer noch.

mir ist es oft zu lärmend auf diesen märkten, zuviel musik aus den lautsprechern, zu wenig aus den kehlen der sängerinnen und sänger. ich denke darüber nach, wie die kirchweihfeste früher waren: die familien trafen sich, es gab ein gutes essen und viel blechkuchen. man traf frühere schulfreunde und -freundinnen, die nachbarn, den alten lehrer. ich glaube, die menschen hatten auch zeit zum reden, ohne das laute musik die stimmen zu schweigen brachte. die ernte war eingebracht, nun galt es zu feiern, für den winter war gesorgt.

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Wir schnitten die Saaten, wir Knechte und Dirnen,
mit nackenden Armen und triefenden Stirnen,
von donnernden dunklen Gewittern bedroht.
Gerettet das Korn und nicht einer der darbe,
von Garbe zu Garbe ist Raum für den Tod.
Wie schwellen die Lippen des Lebens so rot.

-Conrad Ferdinand Meyer- 

es war die zeit, in der nachrichten nicht schneller als reiter vorwärts kamen, in der drei orte weiter unbekannt war, was der reiter erzählte. 

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Verschnaufpause und Gedanken


 - ich schaute aus dem küchenfenster und sah dieses insekt zitternd auf der nasenspitze der kleinen figur. schnell fotografierte ich durchs fenster, hätte ich geöffnet, wäre es weggeflogen. hach, wie freute ich mich über den schnappschuß!   

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Einen Blumenstrauß verschenken, einem armen Menschen zuhören, ein Kind erfreuen oder einem Menschen durch Verstehen helfen, Dasein für irgendeinen, den Gott verließ und der sich auf dieser schrecklichen Welt nicht mehr zu trösten weiß, dem sie alle hinweggelaufen sind, das sind die großen Dinge des Lebens!

Die ganz kluge Welt mit ihren Examen und Armeen und Richtern aller Sorten ist nicht das Große und Notwendige.

Helene Böhlau (1856-1940) deutsche Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte, verheiratet mit Omar al Raschid Bey

Aus ihrem Roman „Das Haus zur Flamm“ 1907


- habt alle einen guten Tag!

Freitag, 18. Oktober 2024

durch die zeit


 Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.

Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.

Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.

Ricarda Huch 1864- 1947

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wir, die nach dem krieg geborenen(ich glaube die meisten hier gehören dazu) haben erinnerungen an manches, was uns wegen des verlustes schmerzt. zunächst den tod geliebter menschen, mit zunehmendem alter steigt das risiko, abschiede häufen sich. wir konnten es nicht lernen, es ist immer eine individuelle aufgabe, für jede/jeden von uns.

unsere umgebung änderte sich in den jahrzehnten sehr. lange selbstverständlich hingenommenes ist plötzlich weg: so profanes wie z.b. telefonzellen oder inhabergeführte lebensmittelgeschäfte. aber auch  vögel und fledermäuse fehlen. erinnert ihr euch noch an windschutzscheiben nach längerer autofahrt im sommer? mühsam mussten die toten insekten abgekratzt werden von der windschutzscheibe, diese arbeit ist unnötig geworden. früher gab es immer irgendwo ecken, in denen kinder ungestört spielen konnten, nun ist alles aufgeräumt oder abgesperrt. wo sollten kinder eine kuhle drehen um mit murmeln zu spielen?

besonders unangenehm finde ich den sprachgebrauch und den teilweise ruppigen umgang der menschen miteinander. der tonfall mancher medienvertreter fördert diese sprache weiter und schürt angst. das ämter für die menschen da sind spüre ich leider auch nicht bei allen bediensteten. fürsorge und engagement zum nutzen der allgemeinheit wäre anders, ist mehr als vorschriften abarbeiten.

noch gibt es die jahreszeiten, jetzt werden die tage kürzer, aber bald schon geht es wieder aufwärts. so freue ich mich darüber in einem land mit eindeutigen jahreszeiten zu leben. es liegt an uns allen, ob unsere nachfahren das immer noch erleben können. 

um den rechtsruck auszubremsen braucht es euer aller einsatz, da wo ihr lebt.

„Wie schwer es sein muss, hier einen Weg zu finden, kommt vielleicht am deutlichsten in der gängigen Redensart zum Ausdruck, das Vergangene sei noch unbewältigt, man müsse erst einmal daran gehen, die Vergangenheit zu bewältigen. Dies kann man wahrscheinlich mit keiner Vergangenheit, sicher aber nicht mit dieser. Das höchste, was man erreichen kann, ist zu wissen und auszuhalten, dass es so und nicht anders gewesen ist, und dann zu sehen und abzuwarten, was sich daraus ergibt.“ — Hannah Arendt aus: Rede am 28. September 1959 bei der Entgegennahme des Hamburger Lessing-Preises, zitiert in: diestandard, 11. Oktober 2006 diestandard. at

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/hannah-arendt/
„Wie schwer es sein muss, hier einen Weg zu finden, kommt vielleicht am deutlichsten in der gängigen Redensart zum Ausdruck, das Vergangene sei noch unbewältigt, man müsse erst einmal daran gehen, die Vergangenheit zu bewältigen. Dies kann man wahrscheinlich mit keiner Vergangenheit, sicher aber nicht mit dieser. Das höchste, was man erreichen kann, ist zu wissen und auszuhalten, dass es so und nicht anders gewesen ist, und dann zu sehen und abzuwarten, was sich daraus ergibt.“ — Hannah Arendt aus: Rede am 28. September 1959 bei der Entgegennahme des Hamburger Lessing-Preises, zitiert in: diestandard, 11. Oktober 2006 diestandard. at

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/hannah-arendt/

Sonntag, 13. Oktober 2024

erinnerungen


 

ein geniales verkehrsmittel ist diese schwebebahn, ohne stau fährt sie oberhalb von fluss oder straße. warum nur gibt es nicht mehr überlegungen ausserhalb der gewohnten wege? ein zweites positives beispiel ist die seilbahn in koblenz. wir sollten endlich über das vorhandene hinausdenken, nicht im sinne von höher-weiter-schneller, sondern für neue erfahrungen offen sein. 

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"Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
wie Sturmwind geflogen;
voll Jubel ertönt's vom Mast und vom Kiele:
»Wir nahen dem Ziele!«
Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise:
»Wir segeln im Kreise.«"

marie von ebner-eschenbach 

ist nicht der weg die eigentliche aufgabe? wir wissen ja nicht, wo wir ankommen in unserem leben. wir können sehr wenig unternehmen, um das ziel zu planen. der heutige tag ist zu unserer verfügung, und wir sollten uns freuen, am abend froh im bett zu liegen: ohne schmerzen, satt und warm, behütet von unserem zuhause. vielleicht denken wir auch daran, was wir für uns und andere an diesem tag taten.

haben wir genug gelacht?

Montag, 7. Oktober 2024

enkelkinder



Wir kommen weit her
liebes Kind
und müssen weit gehen
Keine Angst
alle sind bei Dir
die vor Dir waren
Deine Mutter,
Dein Vater
Und alle, die vor ihnen waren
weit weit zurück
alle sind bei Dir
keine Angst
wir kommen weit her
und müssen weit gehen
liebes Kind.

Dein Großvater

(Dieser Großvater war Heinrich Böll, der dieses Gedicht für seine Enkelin Samay geschrieben hat,  Heinrich Böll, Ansichten eines Anarchisten, 3 SAT/ZDF zum 100. Geburtstag Heinrich Bölls 2017)

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bei den freunden werden neue enkelkinder geboren, alle freuen sich und hoffen für sie auf ein erfülltes leben. ein ganzes dorf braucht es, um ein kind gesund aufwachsen zu lassen, wir alle sind die dorfbewohner für die kinder. 

setzen wir uns ein, dass diese kinder in freiheit und demokratie aufwachsen können, in einer gesunden umwelt, mit mehr chancengleichheit und gerechtigkeit für alle. diesen text von heinrich böll mag ich sehr in seiner klarheit.



Mittwoch, 2. Oktober 2024

hoffnung oder nicht?


                                              Skulptur: Marianne Wagner, Breuberg


Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
von bessern künftigen Tagen;
nach einem glücklichen, goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
sie umflattert den fröhlichen Knaben,
den Jüngling locket ihr Zauberschein,
sie wird mit dem Greis nicht begraben;
denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
erzeugt im Gehirne des Toren,
im Herzen kündet es laut sich an:
zu was Besserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
das täuscht die hoffende Seele nicht.

Friedrich Schiller

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- da braucht es noch viel, um die nun agierenden mächtigen aus den positionen zu bekommen, wie auch immer. zur zeit wird soviel unheil weltweit ausgeteilt, da werde ich fast sprachlos. 

und doch: heute wurde die neue präsidentin von mexiko vereidigt, die erste frau an dieser stelle, eine linke politikerin, die für mehr gerechtigkeit und vieles andere gute eintreten will. es nährt wieder eine verrückte hoffnung.

und wenn dann noch die frauen sich den machtmännern verweigern würden...

keine kinder in diese kriegswelten gebären...

nicht kochen und putzen und sorgen...

Wirrnisse

"Morgen kommt heute viel früher, gestern wird es heute viel schneller, und da steht man dann dazwischen und weiß nicht recht. Einiges ...