Sonntag, 24. März 2019

Entdeckungen Berlin April 1990



Das Jahr Null nach dem Fall der Mauer




Einmal Vier- Tage- Tourist -Ticket Berlin, um endlich die ganze Stadt zu "erfahren". Die Berliner Freunde lachen, ich habe keine Zeit für Kaffeestündchen, muss Kilometer
machen, die Karte abfahren.

In der ächzenden, dreckig-gelben S - Bahn Menschen mit grauen Stadtgesichtern. Die Gewinner der Einheit fahren wohl selten S - Bahn. Jedenfalls nicht vormittags nach Köpenick. Rentnerinnen mit kleinen Gießkannen kommen vom Friedhof. Eine junge Frau lächelt mich an. Ich erwidere ihr Lächeln und sie setzt sich dicht neben mich. Verwirrende Details einer ehemaligen Stasi - Verfolgung prasseln auf mich ein, sie redet, als müsse sie mir alles erklären. Bahnhöfe rauschen vorbei.

Das depressive Einheitsgrau der Fassaden schreit nach Hundertwasser. In Potsdam eine erste Döner - Bude auf dem durch Löwenzahn begrünten Asphalt. Es riecht nach Zweitaktern mit Knoblauch.
„ Mit oder ohne Knoblauchsoße?“ - die kennen Touristen- Wünsche!

Warum beschleicht mich am Bahnhof Friedrichstraße ein komisches Gefühl? Ich denke an die Röntgenstrahlen, die früher hier alle durchleuchteten.
Hurra, die schlechtgelaunten Grenzer sind weg! Sind die jetzt alle Hausmeister oder Schaffner bei der Bahn?

Größer ist Berlin mit seinem Hinterland, keine Insel mehr. Viel Grün gibt es, auch zwischen den Häusern. Ich gehe durch das Brandenburger Tor und mir kommen Tränen. In meinem Kopf Bilder dieses Bauwerks aus der Kaiserzeit, und vom April 1945 mit der zerschossenen Quadriga. Ein paar Schritte weiter der unbegreifliche Ausverkauf der früher hochgeschätzten Urkunden und Auszeichnungen der DDR. Wie gehen die Menschen mit diesen Veränderungen um, die an dieses Land glaubten?

Die Aschenbecher an den Mülleimern „ Unter den Linden “ sind verschwunden. Hundehaufen und Fast- Food Abfall überall. Früher undenkbar, ist die Stadt nun in diesem Bereich eine Einheit, der Müll überall gleichmäßig verteilt.

Trotz alledem : Freude über das Hin und Her entlang der Mauerreste, Dankbarkeit für die Möglichkeit einer Entwicklung auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze.
Und Hoffnung, dass die Politikerinnen und Politiker die Chance ergreifen.




2 Kommentare:


  1. DANKEschön...
    und DIR einen ✿ frühlingshaftentspannten SONNTAG wünsch ♥

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    1. Ich freue mich, auch Dir einen entspannten Sonntag und einen guten Wochenstart!

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