Samstag, 21. Januar 2023

kreuzfahrt in der arktis


                                                                Abendrot, Foto Enkelin Nina 

"Passagiere in Funktionskleidung warteten mit leeren Tellern an den Vitrinen und Tresen. Ein stets dumpfes Brummen mischte sich mit Stimmengemurmel und dem Klappern von Besteck auf Porzellan. Ich spazierte um das Büffet. Von allem gab es zuviel: Fisch, Fleisch, warm, kalt, süß, salzig, Vorspeisen, Kaffee, Brot, Käse."

"Doch die Leute hier? Es mochte daran liegen, dass sie sich ähnlich kleideten, viele im gleichen Alter waren, um die sechzig. Sie trugen Praktisches im knalligen Petrol, leuchtendem Gelb, grellem Violett. Der Tarnung konnten diese Farben nicht dienen, es sei denn, sie hatten vor, jede Nacht durch den Sonnenuntergang zu fliegen. Vielleicht gab es bei Expeditionskreuzfahrten, so wie bei Surfern eine Art Kleiderkodex - hier, so ziehen wir uns an, damit ihr wisst, wer wir sind."

Zitate aus: Arezu Weitholz, Beinahe Alaska, mareverlag Hamburg 2020 - sehr empfehlenswert, sarkastisch und warmherzig und nachdenklich geschrieben.

in fremde welten eintauchen, etwas lesen, was ich nie erleben werde, ist sehr entspannend. ich muss nicht in funktionskleidung auf einem kreuzfahrtschiff die tour der titanic nachfahren, um den klimawandel zu sehen. ich brauche nicht am vollen büfett stehen und mir anhören, wie teuer alles geworden sei, und dann beim essen die besten tipps, wie steuern "gespart" werden können. da wird schweröl in die luft gepustet, um in der arktis zu beobachten, wie die eisberge schmelzen und nach süden treiben. wunderbare schilderungen! 

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Man muss alles im gesellschaftlichen Geschehen wie im Privatleben nehmen: ruhig, großzügig und mit einem milden Lächeln.

Rosa Luxemburg (1870 - 1919)           - aber wundern darf ich mich schon ...

Heute ist der Todestag zweier von mir geschätzter Menschen: 

am 21. Januar 1950 starb in London George Orwell (Farm der Tiere nochmal lesen)

und in Zürich 1975 Mascha Kaleko:

 

»Man braucht nur eine Insel
Allein im weiten Meer
Man braucht nur einen Menschen,
den aber braucht man sehr.«

Mascha Kaléko


8 Kommentare:

  1. Feine Gedanken und Zitate präsentierst du uns und das Foto der Enkelin ist auch ein Highlight.
    Lieben Dank und schöne Grüsse ins Wochenende,
    Brigitte

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    1. da schicke ich gleich noch ein foto hinterher, weil es für die beiden jungen frauen uns uns so schön war. lieben gruß, roswitha

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  2. Was für ein schöner BLOGBEITRAG 🙏
    DANKE 👩‍❤️‍👩 lb Roswitha 🌷🌿
    Heute am/zum Weltknuddeltag... fühle DICH herzlichst umarmt 💞
    Wünsche ein schönes, winterliches WE ❄️☃️☀️
    alles Liebe von Annette 🙋‍♀️

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    1. bei uns ist nur etwas kälte, der schöne schnee ist weg. ich hoffe, du hattest es gut am we, herzlich, roswitha

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  3. Die unstillbare Neugier vieler Reisender, die alles mit eigenen Augen gesehen haben wollen, macht unsere Umwelt wie vieles andere auch, immer kaputter. Der viele Flugverkehr, die Kreuzfahrtriesen und die überhand nehmenden SUVs zeigen mir, dass viel zu viele Leute immer noch viel zu viel Geld haben, mit dem sie nicht Gutes tun wollen, sondern sich selbst das "Beste" zukommen lassen wollen.
    Ach Roswitha, könnte ich doch so positiv denken wie du und viele hier.
    Einen schönen Sonntagnachmittag wünsche ich dir

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    1. liebe clar, ich denke keineswegs nur positiv, aber ich bemühe mich darum, mich nicht aufzuregen über dinge, die nicht in meiner hand liegen. und ich versuche meine lebenserfahrung, die du ja auch hast, anzuwenden wo es geht. mutig war ich immer, manchmal aufmüpfig, ich denke gerne selbst. die dauerberieselung mit krimis und dummen filmen, mit wichtigtuenden medien habe ich sehr eingeschränkt. es gibt viel anderes, du findest es ja auch. herzlichen gruß, roswitha

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  4. Das Foto Deiner Enkelin Nina, liebe Roswitha, ist für mich
    das HIGHLIGHT des Tages! Was für eine unfassbar heilige Stimmung, zum wohl besten Moment am richtigen Ort war sie! Ich sehe das Foto mit Begeisterung im Großformat, wie fein sich doch der Nebel in die Baumgruppe einschleicht ...

    Grundsätzlich finde ich es nachvollziehbar, dass Menschen die Welt kennenlernen möchten. Da es ohnehin nicht jeden in die Weite zieht, kann ich damit gut leben, sofern jemand wirklich Land und Leute kennenlernen möchte, sich mit der Kultur und auch mit den Lebensumständen beschäftigt.

    Ich selbst bevorzuge es, in der Nähe zu bleiben. Es gibt genug Menschen, die noch nicht einmal ihr Umfeld kennen, aber durch die Welt jetten. Dazu gehöre ich nicht.
    Ich lasse mich gerne, so wie Du, von Büchern (und auch Filmen oder Dokus!) begeistern, wenn sie mir etwas über die Fremde erzählen.

    Ganz liebe Grüße, C Stern

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    1. wir machen es wie du, liebe/-r c stern,wie schauen dokumentationen und lesen, gehen mit offenen augen und ohren herum. ich habe so viele menschen von ihren urlauben erzählen gehört, die nicht eine fremde welt, sondern eine europäische enklave besucht haben. das weißt du ja alles selbst, im neuen blogbeitrag lieber nochmal ein bild von hier. herzliche grüsse, roswitha

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