Sonntag, 2. April 2023

vorsorge und angst

                                                            Heiko Pippig


es gibt wenige dinge in unser aller leben, die so sicher sind wie unser tod. nur denken wir uns den meist in eine etwas fernere zukunft. wir wissen natürlich theoretisch von der unsicherheit unserer planungen, sogar neunzigjährige treffen noch verabredungen. das ist gut und richtig, es ist teilnahme am leben.

was ich nicht verstehe ist die angst vieler menschen vor der beschäftigung mit der eigenen sterblichkeit. man fällt nicht tot um, weil man eine vorsorgevollmacht, eine patientenverfügung und ein testament verfasst. es ist fürsorge für die menschen, die sich im falle unseres todes oder einer schweren erkrankung oder einem unfall mit unserem leben beschäftigen müssen. sie werden gefragt und brauchen antworten, im idealfall unsere vorsorglich verfasste antwort.

in der näheren und weiteren verwandtschaft und im freundeskreis gab es viele streitereien ums erben, es gab todesfälle von sehr alten menschen, die keine verfügung hinterlassen hatten und deren letzte behandlungen zum streit unter den kindern führte. es gab kinder, die den tod der mutter annehmen konnten, und welche, die jede mögliche behandlung verlangten, obwohl die frau nicht mehr ansprechbar war. 

die zahl der menschen, die ich in den tod begleiten konnte, oder deren tod mich betroffen machte, stieg mit meinem alter. trotzdem gibt es menschen in unserer umgebung, die im letzten drittel ihres lebens jede vorsorge auf später schieben. wann ist später? jede/ jeder darf für sich selbst entscheiden. ich schreibe hier einige bücher auf, die ich in den letzten jahren gelesen habe. sie halfen mir dabei meine haltung zu finden.

Bücher mit dem Thema: Simone de Beauvoir, Alle Menschen sind sterblich(Unsterblichkeit)  und Ein sanfter Tod(Sterbebegleitung bei ihrer Mutter),  Melitta Breznik, Mutter, Chronik eines Abschiedes, Gabriele von Arnim, Das Leben ist ein vorübergehender Zustand(langsames Sterben des Ehemannes), Luisa Francia, Wer nicht alt werden will, muss vorher sterben(Nachdenken über das Lebensende), Herrad Schenk, Am Ende    - ich beende die Aufzählung, manche dieser Bücher sind alt und begleiten mich Jahrzehnte.

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"Leider wird das Leben komplzierter, wenn man älter wird. Es ist herrlich, jung zu sein und ein einfaches Leben zu haben, ohne von allzu viel Notwendigem gestört zu werden."

Patricia Highsmith 




 
 

8 Kommentare:

  1. Oh ja, es schadet nichts, den letzten Dingen und Abmachungen ins Auge zu blicken und für die Zurückbleibenden etwas Ordnung und Klarheit zu schaffen.
    Danke für deine engagierten Worte und die Buchempfehlungen.
    Ich selber brauche keine solchen Ratgeber, da ich mir lieber meine eignen Gedanken mache, aber wer dafür empfänglich ist, mag sich da Unterstützung holen.
    Einen lieben Sonntagsgruss,
    Brigitte

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    1. liebe brigitte, so tragen wir gedanken in die welt mit unserer hoffnung, dass es für möglichst viele menschen eine gute welt sei oder werde. die bücher sind keine ratgeber, sondern fast alle romane über die gedanken/erfahrungen der autorinnen. eine gute osterwoche wünsche ich dir, herzlich, roswitha

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  2. Hallo Roswitha, ich hoffe, dass ich genügend Vorsorge getroffen habe. Alle notwendigen Papiere liegen ausgefüllt bei meinem Sohn und meine Patientenverfügung ist ziemlich eindeutig - dafür gibt es ja genug Ratschläge. Ich möchte nicht wochenlang im Koma am Leben erhalten bleiben. - Zum Glück ist der Punkt "erben" bei mir sehr einfach, weil da nicht so viel ist, dafür haben Augen, Ohren, Zähne und anderes viel Geld verbraucht.
    Liebe Sonntagsgrüße von Clara

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    1. liebe clara, da hast du, wie wir auch, alles geregelt. so können wir beruhigt älter werden. vielleicht auch etwas kopfschütteln über die menschen, die erkennen, dass das letzte hemd keine taschen hat. ich wünsche dir eine angenehme osterwoche mit sonne, herzlich, roswitha

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  3. Gerade lese ich von Helga Schubert „Der heutige Tag „, es geht um diese letzten Themen.
    Gruß von Sonja

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    1. eine gute autorin, ich habe ihr vorheriges buch mit interesse gelesen und hier vorgestellt(vom aufstehen). guten start in die osterwoche, herzlich, roswitha

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  4. Nicht viele Dinge haben in meinem familiären Leben geklappt, aber die wirtschaftliche Situation ist dank des Realitätssinnes meines Vaters (in dieser Hinsicht jedenfalls!) schon seit Jahren geregelt, die letzten Angelegenheiten sind nun an der Reihe. Auch hinsichtlich medizinischer Entscheidungen gibt es klare Anweisungen. Diese finde ich auch in schriftlicher Form wichtig, da im Anlassfall Angehörige dann doch sehr häufig unter großer Anspannung stehen - und Emotionen und eigene Befindlichkeiten dann sicher häufig im Vordergrund stehen.

    Ich bin ja schon sehr lange der Meinung, dass zuviel Besitz belastet und wenn ich lese, was manche Menschen hinterlassen, dann scheint es mir in materieller Hinsicht manchmal sogar sehr belastend zu sein: Es sind teilweise Beträge und Immobilienwerte, die - bei sinnvollen Ausgaben - nicht verbraucht werden können.
    Ich selbst würde, sofern ich solche Beträge überhaupt zu vererben hätte (was aufgrund Kinderlosigkeit und mangels Reichtum allerdings nicht der Fall sein wird!), auf kleine Vereine setzen, die so wenig wie möglich für teilweise sehr aufgeblasene Administrationen ausgeben. Hier mein Geld aufzuteilen, das wäre mir wohl das Wesentlichste ... Und schon zu Lebzeiten aufmerksam zu sein, wo man helfen kann.

    Ja, das Thema beschäftigt mich ebenso, vor allem aber in geistiger Hinsicht, eine Annäherung an den Tod will ich annehmen, in naher Zukunft u.a. in einem Seminar, das ich aufgrund beruflicher Fortbildung besuche. Bücher können ebenfalls anregend sein, wenn ich auch keine Ratgeber suche - ich kenne aber gerne Gedanken anderer Menschen.

    Herzliche Grüße, C Stern

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  5. liebe c stern, mit deinen ideen läufst du bei mir offene türen ein, ich finde die ungerechte verteilung in unserer gesellschaft skandalös. unser steuersystem biete zuviel vorteile für vermögende. und wer unten ist, kann sich kaum hocharbeiten. die idee mit den spenden an kleine hilfsorgannisationen haben wir auch, und setzen sie auch in unserem rahmen um(wir sind nicht "reich"). wenn ich lese, dass eine kieferspalten-op für ein kleinkind(asien) ihm ein normales leben ermöglicht und nur 160,- euro kostet(z.b.), dann ist jede fehlende op unerträglich. es gibt zum glück überall menschen die helfen. trotzdem muss der focus der demokratien auf andere dinge wechseln, wenn wir sie erhalten wollen. weg vom haben, hin zum sein für alle. eine gute osterwoche für dich wünscht roswitha

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