Freitag, 2. Juni 2023

bunte welt belauscht


 

Belauscht, es ging nicht anders, ich saß allein und sie redeten als seien sie allein:

Das ältere Paar am Nebentisch der griechischen Gaststätte hatte sich viel zu erzählen. Der bedächtig sprechende Mann war wohl erst kurz im Ruhestand, er berichtete von seiner Verabschiedung im Büro. Geplänkel unter ehemaligen Kollegen, die Frau kannte die Personen, über die berichtet wurde.

Sie erzählte von ihrem fünfundsiebzigsten Geburtstag. Davor hatte sie sich eine Lidstraffung bei einem Schönheitschirurgen gegönnt, sagte sie. Leider habe dieser die Haut zu straff angezogen, nun sehe sie, wenn sie auf eine Lampe schaue, eine Korona um die Lampe.

Das Lieblingsthema vieler Ruheständler war gefunden: Ärzte und Heilpraktiker und ihre Handlungen. Der Schwiegervater der Frau hatte nach dem Tod seiner Gattin einige Jahre allein gelebt. Ihr war irgendwann aufgefallen, dass immer mehr Wertgegenstände und Bilder aus seinem Haus verschwanden. Durch beharrliches Nachfragen stellte sich heraus, dass der alte Mann diese Dinge seinem Arzt aus Dankbarkeit schenkte. Seit die Ehefrau zu Hause gepflegt werden musste kam der Arzt regelmäßig ins Haus, über diesen Tod hinaus. Sie spielten Schach miteinander.

Der Notartermin stand kurz bevor, fast hätte dieser Arzt alles geerbt. Sie hat den alten Mann nun unter Betreuung gestellt, sagte sie zornig.

Ihr Gegenüber erzählte, diese Vorgehensweise der Bereicherung kenne er nur von Heilpraktikern. Er kenne einige Fälle, in denen sie geerbt hätten. Eine Heilpraktikerin habe sich so über Jahre ein beträchtliches Vermögen erworben.




4 Kommentare:

  1. Ach, es gibt so unschöne Vorkommnisse und die alten Menschen sind oft viel zu vertrauensselig und dadurch leichte Beute für Kriminelle. Auch die Telefonbetrügereien nehmen ständig zu.
    Man kann nur auf der Hut sein und ein gesundes Misstrauen an den Tag legen...
    Einen Seufzer und einen lieben Gruss,
    Brigitte

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    1. wir lernen immer ständig weiter, gut so. herzlichen gruß, roswitha

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  2. Dieser Satz macht mich nachdenklich, fast zornig: "Der Notartermin stand kurz bevor, fast hätte dieser Arzt alles geerbt. Sie hat den alten Mann nun unter Betreuung gestellt, sagte sie zornig."
    Es machte nicht den Eindruck, als wenn der die Dinge an seinen Arzt verschenkende Mann schwachsinnig oder so wäre - er wusste, er braucht nicht mehr so viele Sachen und die Freude, mit dem Arzt Schach spielen zu können und die Erinnerung an die Betreuung seiner Frau hat ihn dem Arzt gegenüber dankbar gemacht. - Die Frau, die den Notartermin und die Betreuung organisiert hat, hatte nur Angst um ihren eigenen Erbteil.
    Warum kann er nicht so handeln, wie ER es für richtig hält.
    Liebe Grüße von Clara

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    1. sehe ich auch, außerdem finde ich die rede über den senior sehr würdelos, sie hätte ihn mal regelmäßig besuchen können. wo sind wir, wenn wir alten nicht mehr selbst entscheiden können, was mit unserer habe geschieht? herzlichen gruß, roswitha

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