Männer wollen sich amüsieren.
An einem Sonnabend um 2 Uhr morgens gibt es auch in Berlin in der Nähe des Ku-Damms völlig menschenleere Reviere. Es gab nur wenige Fahrgäste und ich überlegte, ob ich Feierabend machen sollte.
Plötzlich sprangen vier Männer winkend vor mein Auto und wollten mitgenommen werden. Es waren Asiaten, wahrscheinlich Chinesen. Sie stiegen ein und diskutierten in ihrer Sprache wahrscheinlich über das Fahrziel. Auf dem Beifahrersitz saß einer und blätterte in einem Wörterbuch, Chinesisch – Deutsch und nannte mir das Ziel. „Bardal“, Bardal war damals eine große Firma, die Zusätze für Motoröl produzierte, und in dem großen Industriegebiet zwischen Charlottenburg und Wedding ansässig war. Dort gab es ein hohes Fabrik-Gebäude. Über diesem prangte in riesigen Leucht-Buchstaben der Name der Firma “Bardal“. Ich wunderte mich was die exotischen Fahrgäste mitten in der Nacht bei der Firma wollten, aber der Kunde ist König. So fuhr ich los und nach etwa 15 Minuten erreichten wir die Firma „Bardal“. Zu den Fahrgästen sagte ich: „Hier ist Bardal“ und zeigte auf die große Leuchtreklame. Lange enttäuschte Gesichter. wieder heftige Diskussionen auf Chinesisch. Der Chinese mit dem Wörterbuch blätterte aufgeregt hin und her und las mir dann vor: „Froidn-Hus“. Da klingelte es bei mir. Sie meinten nicht Bardal sondern Bordell. Also wieder zurück zum Ku'damm und dann in die Fuggerstraße. Die Fuggerstraße war damals die bekannteste Prostituierten-Meile Berlins. Als wir anhielten kamen auch sofort einige Damen zum Auto. Bei den Chinesen wieder heftige Diskussionen und hektisches blättern im Wörterbuch. Dann sagte mein Dolmetscher: „Mit Hus“? „Ja, ja“ sagte ich „mit Hus“. Von hinten tippte mir der Ruhigste der Fahrgäste auf die Schulter und gab mir eine Visitenkarte mit der Adresse: Hotel Hilton, Kurfürstendamm, und er machte eine Geste, dass ich weiterfahren soll.
Zurück zum Hotel verabschiedete ich mich freundlich, war eine gut bezahlte Stadtrunde.
(Aufzeichungen von Paul, geb. 1934, Künstler, damals auch Taxifahrer)
Paul hat mit seiner Frau Marianne zwei Kunstparks gegründet:
www.skulpturenpark-seckach.de und www.skulpturenpark-odenwald.de (bad könig)
- ich werde eine kleine reihe dieser berichte in meinen blog bringen weil paul keinen blog hat. ich finde, auch das ist zeitgeschichte. gerne leite ich eure anmerkungen an ihn weiter...
Da haben es doch heute die Leute mit der life-Übersetzung auf ihrem Handy viel einfacher - aber die Taxifahrer verdienen dann weniger.
AntwortenLöschenEin schönes Wochenende wünscht dir Clara
ist aber auch langweiliger, und verstehen die menschen einander wirklich besser? lieben gruß von roswitha
LöschenSo verwirrlich - und in diesem Falle lohnend für den Fahrer - können Sprachschwierigkeiten sein. Ja, Taxifahrer erleben wohl die spannendsten Geschichten. :--)
AntwortenLöschenMit einem Lächeln,
Brigitte
keine einfache arbeit, und den stundenlohn fürs stehen darf man auch nicht ausrechnen. zu erleben gab es viel, lieben gruß, roswitha
LöschenJetzt sitze ich da,
AntwortenLöschenliebe Roswitha,
mit einem Schmunzeln im Gesicht, habe ich doch erst am Schluss begriffen, dass es ein Taxifahrer war... beim Lesen stellte ich mir nämlich eine Taxifahrerin vor ;)
Nun bin ich gespannt auf weitere spannende Geschichten, Aufzeichnungen und Taxirunden mit Paul aus Berlin!
Lieben Gruss ins Wochenende
Hausfrau Hanna
dein schmunzeln freut mich, lieben gruß von roswitha
Löscheneine herrliche geschichte, danke! und ja, gute idee, gern ab und zu mehr solcher geschichten! lieber gruß Sylvia
AntwortenLöschendie nächste geschichte folgt sogleich, solange paul liefert...
Löschenlieben gruß von roswitha
JA, lb Roswitha 👩❤️👩
AntwortenLöschenandere Kulturen bringen Verwirrung und Amüsements... jedenfalls hier, in Deinem herrlichen Bericht/BLOG 💞 DANKE und gerne mehr 👍 mit herzlich, sonnig, heißem Sonntags - Gruß von Annette ☀️🌿🍓
toll dass du wieder da bist, liebe annette. die nächste geschichte folgt, und wenn mir mal jemand helfen würde, könnte ich auch die ablage sortieren und auffindbar machen.
Löschenhab einen schönen sonntagabend, gruß roswitha