Samstag, 31. Juli 2021

hier wird gespart

 



in einer gemeinde des rhein-neckar-kreises ist eine große baustelle in der ortdurchfahrt. dies führt zu einer vollsperrung der straße, aber die ampel davor hat dauerhaft grün. einige einwohner beschwerten sich wg. stromverschwendung.

antwort der gemeinde: wir hätten nicht gedacht das dauergrün jemanden stört. es sei eine bewußte entscheidung aus kostengründen. wenn wir die ampel ausschalten wollten, müssten wir einen techniker damit beauftragen. der müsste die ampel nach abschluß der arbeiten auch wieder einschalten. die kosten dafür wären höher als die stromkosten, zumal den strom der kreis als betreiber der ampel zahlen muß, den fachmann müsste die gemeinde zahlen.

frage an die gemeinde: und warum zeigt die ampel nicht dauergrün, um den widerspruch mit der vollsperrung aufzulösen?  

antwort der gemeinde: es handelt sich um eine bedarfsampel die immer, wenn ein fußgänger den knopf drück, auf rot springt. der gemeindevertreter gesteht ein, dass das grünsignal sinnlos sei. aber auch eine andere lösung wäre mit mehrkosten verbunden: man hätte die ampel mit einer schwarzen haube verdecken können. dazu hätte man einen hubsteiger benötigt, dessen zweimaligen einsatz auch die steuerzahler zahlen müssten.

- unkonventionell und im sinne der einwohner der gemeinde ist die lösung immerhin-

Schönes Wochenende allen Leserinnen und Lesern mit Gelegenheit zum Schmunzeln! 




Montag, 26. Juli 2021

mit-der zeit-gehen


 

"Wir waren die, die verschwanden. Wir lebten als der Mensch, der sich in der Tür umdreht, noch etwas sagen will, aber nichts mehr zu sagen hat. Wir agieren auf der Schwelle- von der Macht des Einzelmenschen zur Macht der Verhältnisse. Von der Macht der Verhältnisse in die Entmündigung durch Dinge, denen wir Namen gaben wie <System>, <Ordnung>, <Marktsituation> , <Wettbewerbsfähigkeit>. Ihnen zu genügen, nannten wir "Realismus" oder politische "Vernunft".

Auf unser Überleben bestanden wir nicht. Denn unser Kapitulieren war auch ein "Mit-der-Zeit-Gehen".  Zitat aus: Roger Willemsen, Wer wir waren, S. Fischer, 2016,  Seite. 51/52

immer noch lese ich sätze wiederholt und finde dabei neue aspekte des gelesenen. das buch begleitet mich im alltag, all unser "fortschritt", die vermehrung an wissenschaft über unserer und der erde zustand führte nicht zum aufstand der menschen. wir glaubten nur, was in unser weltbild passt.

greta thunberg und ihre mitstreiter/-innen wurden als schulschwänzer beschimpft. dabei können wir ihre und unsere zukunft nur erleben, wenn wir hier und jetzt die gegenwart annehmen und handeln.

dabei müssen wir unsere aufmerksamkeit auf das jetzt richten, weder auf reißerische glücksversprechen, noch auf das display elektronischer geräte...

das foto: um das jahr 1800 bestimmten männer die geschicke der stadt, ihre knochen liegen mit denen der beherrschten unter der erde. 

 


Dienstag, 20. Juli 2021

zeit zur wende


"Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung.

So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten."

aus: Roger Willemsen(1955- 2016), Wer wir waren, S. Fischer Verlag 2016

diese worte sind für mich schockierend wahr. ich habe dieses kleine buch, eine rede, gehalten am 24. juli 2015, mit großer zustimmung und erschrecken gelesen. warum nur lernen wir so schwer aus erfahrungen, warum schützt uns wissen nicht vor unglück?  

ich höre nach den katastrophen der vergangenen tage nun erstmals versuche, dafür schuldige zu finden. und ich sehe in den berichten der tageszeitungen und dem fernsehen, wohin die menschen reisen werden, weil sie denken, es steht ihnen zu. und dann hörte ich von der parallelewährung bitcoin,  rein elektronisch, deren herstellung und verbrauch immense mengen energie benötigt.  

und ich sehe, menschen kaufen energiesparbirnen und vermehren gleichzeitig die anzahl der leuchten. oder kaufen einen fernseher, der energiesparend ist, dafür wird der neue aber immer größer, und braucht damit mehr energie. elektroautos werden angepriesen, als führen sie mit wasser, aber es ist immer strom. die anzahl der menschen, die im netz streamen, musik oder filme, wird immer größer, deren energiebedarf dadurch auch.

dieses immer mehr, weiter und nochmals mehr, ohne bedenken der beschränkten ressourcen unserer erde, überhitzt alle, auch die erde. wir in westeuropa sind teil des problems.

das leid der betroffenen menschen in den hochwassergebieten ist unvorstellbar groß. so viele dinge sind auch mit geld unersetzbar: fotos, briefe, manche bücher, erinnerungsstücke. eigentlich das ganze lebensumfeld weg.  

ich, die nicht leben kann ohne bücher, möchte meine bücher gerne teilen mit bücherfreundinnen, deren bücher vernichtet sind. 


Montag, 12. Juli 2021

der fröhliche Querschwimmer

 


Der Querschwimmer


Der bebrillte Schwimmer durchfurchte den rechten Rand des Beckens. Ohne Pause spurte er seine Bahn.

Niemand kreuzte seine Bugwelle.

Die anderen, meist Frauen, schwammen unterschiedliche Bahnen, flexibel, wo immer sie Platz fanden. Mal verschnaufte eine am Rand, mal schwammen ein paar als kleine Gruppe und schwatzten miteinander. Ertrunkene Insekten von der Wasseroberfläche sammelten sich in Dekolletés.

Rückenschwimmen gab es nach Lust und Laune oder nach Sonnenstand. Problemlos, ohne Zusammenstoß oder ungesunde Drehung des Halses glitten die Schwimmbadbesucher entspannt durch das Wasser.

Alles hatte seine Ordnung, alle waren zufrieden und genossen das allmorgendliche Ritual - bis zu jenem Dienstag Anfang Juli.

Plötzlich war ein Neuer da, nicht mehr ganz jung. Auch ihm wird freundlich zugenickt, bevor die tägliche Routine beginnt. Der bebrillte Schwimmer strebt zu seiner Bahn, zwei Frauen suchen sich ihre Bahnen in stummer Rücksichtnahme.

Der Grauhaarige zögert noch.

Die beiden Frauen und der Sportschwimmer schwimmen fünfundzwanzig Meter hin, fünfundzwanzig Meter zurück, hin und zurück, im je eigenen Rhythmus. Die fast meditative Stille wird nur durch den Wellenschlag unterbrochen.

Dann geschieht das Unerhörte: der Fremde plumpst von der Seite ins Wasser!

Plätschert einfach quer durch das Becken! Schwimmt von rechts nach links zwischen den Frauen hindurch, allerdings ohne sie zu behindern.

Ihre Blicke krallen sich in seinen Rücken. Was wagt dieser Neuling?

Er schwimmt lächelnd ohne Plan und Ziel!

Der Sportschwimmer zieht autistisch seine Bahnen, die beiden Damen aber dümpeln miteinander tuschelnd am Rand.

Es dauert einige Schönwettertage, ehe die neue Erfahrung alltäglich wird.


RGP


Freitag, 9. Juli 2021

altbekanntes und verwirrungen


 dieser tage kam mir etwas sehr seltsames in den sinn: warum nur mussten wir vor monaten stunden und tage am pc verbringen, um einen impfcode und impftermin zu ergattern? manche fuhren 80 kilometer ohne den impfstoff wählen zu können. sie mussten auch zum zweittermin dorthin. auch über die hotlinie der kbv war es nicht einfacher, irgendwann klappte es aus unbekannten gründen. rückfragen waren nicht möglich, terminverschiebungen auch nicht. ehepaare konnten keine gemeinsamen termine bekommen, alte menschen und behinderte mussten ebenso weite strecken mit hilfen und taxen überwinden.

ein bürokratisches monster wurde aufgebaut, diktiert vom mangel an impfstoff, masken und unkenntnis, es fehlte vieles, was nun im übermaß vorrätig ist. natürlich konnte niemand vorher üben, aber vorhandene Erfahrungen wurden nicht genutzt(DRK, THW...). stattdessen wurde die gelddruckmaschine angeworfen und großzügig temporäre arbeitsplätze geschaffen in den impfzentren, gute mieten für leerstehende hallen gezahlt(alles weiterhin) und subventionen zu herstellung von impfstoff und masken ausgegeben(z.T. ohne angemessene verträge). jetzt sind in den impfzentren wenig menschen und die arztpraxen überlastet.

vieles werden wir wahrscheinlich erst im nachhinein richtig einordnen können, vielleicht auch verstehen. 

leider sagen viele etwas zur pandemie. ich fordere einfach einmal redeverbot für zwei wochen von politikerinnen und politikern, besonders der gesundheitsminister sollte dringend prüfen, ob seine ideen auch von den angesprochenen umgesetzt werden können(apotheken und ärzte stöhnen wegen kurzfristiger änderungen...). 

und ganz wichtig: nicht über jedes hingehaltene stöckchen hüpfen, sondern selbst denken und mutig sein. habe ich gelernt. außer den pc -kenntnissen, die sich verbessert haben dank des  training von jens und mitrednerinnen und rednern. 



Montag, 5. Juli 2021

grosse villa


                                                        Rolltreppe Zeche Zollverein, Essen


nichts mit stufen gehen, gefahren werde ich. ich überlege den technischen aufwand für diese wohltat. die arbeiter, die früher hier zur schicht mussten, wären sicher sehr dankbar für diese beförderung gewesen. 

der chef baute sich ein haus mit 269 zimmern, 8100 m2 nutzfläche. das ganze in einem park mit 28 hektar fläche - heute ist es ein sehenswertes museum. aber was dachten sich solche bauherren? für die handwerker am bau hoffe ich, dass er wenigstens ein fairer auftraggeber war. 


Veränderungen

                                               Kunstpark Seckach   Marie von Ebner-Eschenbach Das eilende Schiff, es kommt ...