Donnerstag, 28. Oktober 2021

von opa und oma lernen

 


Von Opa und Oma lernen - nachhaltiger Konsum ist notwendig

Was möchte ich unseren Enkelkindern mitgeben? Zunächst fällt mir auf, dass es in der Ausschreibung um nachhaltigeres Leben geht, um Ressourcenschonung. Es soll sich also etwas ändern, entgegen den zahlreichen Ratgebersendungen im Fernsehen und einem weit gefächerten Buchangebot, in dem es hauptsächlich ums Sparen geht, ist das Ziel bei diesen Überlegungen, bewusster und auf Dauer anders zu leben.

Hinzu kommt, dass das Selbermachen Freude und Befriedigung bringt, egal ob es ein gebackenes Brot, eine Reparatur oder eine Handarbeit ist. Viele der dazu benötigten Fertigkeiten gehen verloren. Waren werden in entfernten Ländern durch Ausbeutung von Menschen und Natur hergestellt und sind bei uns fertig billiger zu kaufen, als hier das Material dazu.

Wir sollten unseren Nachgeborenen vermitteln, dass es auch eine Ethik des Konsums gibt. Wenn die Großeltern dieses ethische Denken vorleben, ändert sich etwas. Es geht dann z. B. nicht mehr darum, möglichst preiswert einzukaufen, sondern möglichst regional oder ökologisch. Nicht jeder Trend muss mitgemacht werden. Den Unsinn, dass gute Kleidung wegen einer neuen „Frühjahrsfarbe“ weggeworfen wird, oder dass Möbel billig gekauft und nach einigen Jahren durch ähnlich wenig werthaltige ersetzt werden, ist nicht mehr zeitgemäß.

Der neue Trend des „Upcycling“ greift das Bedürfnis nach Nutzung vorhandener Kleidung oder Möbel zur Gestaltung neuer Gebrauchsgegenstände auf. Spannend zu sehen, was alles aus altem entstehen kann, von einer Tasche, die früher eine Jeans war, bis zum Nachtschrank, der ein neues Flurmöbel wurde. Mit einer Nähmaschine oder Schleifpapier und Farbe entstehen erstaunliche neue Objekte.

Es gibt die Möglichkeit, elektrische Geräte auszuleihen oder gemeinsam mit Nachbarn oder Verwandten zu beschaffen und im Wechsel zu nutzen.

Auch einen Garten zum Gemüseanbau könnte man als Mehrgenerationen- Projekt anlegen. Dabei aber keinesfalls vergessen, an Beeträndern die Blumenstauden und Zwiebelblumen früherer Zeiten zu pflanzen. Heimische Blumen und Freude an Ästhetik gehören dazu! Junge Menschen könnten zunächst zuschauen und bei der körperlich schweren Arbeit helfen, sie lernen gleichzeitig direkt vor Ort viel über Gemüseanbau im Verlauf der Jahreszeiten. Und zur Ernte gäbe es eventuell ein Erntedankfest für alle! Dieses Lernen ist nachhaltiger als ein Buch darüber zu lesen. Vielleicht lernen die Enkelkinder (Nachbarskinder?) dabei auch noch den einen oder anderen Vogel kennen, oder Kochrezepte für das geerntete Gemüse. Viele junge Menschen wissen nicht mehr, welches Gemüse und Obst hier in der Region in welchen Monaten angebaut wird.

Großeltern, die gerne mit ihren Enkelkindern in der Natur sind, denen Schwimmen oder Wandern, Nüsse sammeln und mit Kastanien basteln Freude macht, sind eine gute Grundlage für ein Beieinander.

Im Gespräch bleiben ist wichtig, gemeinsam alte Fotos anschauen oder einen Kuchen backen, etwas renovieren oder am Fahrrad schrauben.

Und wenn die Enkelkinder nicht vor Ort wohnen, so können sie in Ferien kommen oder man könnte gemeinsam Urlaub machen.

Unsere Vorfahren, die Urgroßeltern der heutigen Kinder, kauften noch fast ausschließlich saisonal und regional ein.

Ich erinnere mich an das Feinkostgeschäft Grießbach in der Lindenstraße in Daun. Dieses Geschäft war vielleicht ein Vorbild für die heutigen „neuen“ Unverpackt- Läden, gab es doch eine große Zahl von Lebensmitteln unverpackt. Käse wurde vom großen Käselaib runter geschnitten, man musste ein Glas mitbringen und konnte Ölsardinen oder saure Gurken aus dem Holzfass kaufen, es gab Salzheringe zur passenden Zeit.

Ganz besonders erinnere ich mich an den ungewöhnlichsten Einkauf bei Grießbach. Im Februar (vielleicht) 1957 musste ich eine der raren Salatgurken kaufen gehen. Mein Vater war krank, Mutter überraschte ihn mit seinem Lieblingssalat..

Dieser Gurkensalat war ganz besonders.


gelesen: Tove Ditlevsen, Kindheit, Aufbau-Verlag, den ersten Teil einer Triologie.

Zitat: "Die Zeit verging, und die Kindheit wurde dünn und platt wie Papier. Sie war müde und fadenscheinig, und an schlechten Tagen sah es nicht so aus, als würde sie halten, bis ich erwachsen war. Anderen fiel das auch auf."

Teil 2: Jugend, Teil 3: Abhängigkeit

Eine fesselnde Sprache, intensiv, ich konnte nicht aufhören zu lesen, ich freue mich auf die beiden folgenden Bände. Es beginnt übrigens vor 100 Jahren, die Autorin wurde 1917 in Kopenhagen geboren. 













Sonntag, 24. Oktober 2021

luftwurzeln im altweibersommer

 

                                                                       luftwurzeln


halten traeume

gedankensplitter

zerstoßen

den mantel

gewebt aus routine

und angst

durchsichtig geworden

hänge ich schwebend

und richte mich ein.

- roswitha -

und manchmal fliegen einem die wurzeln wie spinnenfäden davon, dann rudert man und fängt sich irgendwann wieder.

"altweibersommer" -zeit ist im augenblick. heute wehen die spinnenfäden ganz schön, es soll ja an die haare älterer frauen erinnern. meine kommen immer in den kompost. manchem anderen würde ich wünschen, dass es wegweht.

hätte ich vor 40 jahren nicht zu träumen gewagt, dass hier oliven, feigen und auberginen reifen.




Mittwoch, 20. Oktober 2021

stachel im kürbis





                                                                           Genau besehn

Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsgläschen
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Dass einem graut. 

- joachim ringelnatz-

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 es kommt wohl auf die perspektive an, bei allem. ich mag jetzt die gewählten vertreterinnen und vertreter im bundestag verhandeln lassen ohne vermutungen und quereinwürfe, ohne eine sensationsheischende presse und nichtssagende interviews.

wenn sie ihre arbeit nicht gut machen sollten wir stachel im getriebe werden, nachdem sie sich sortiert haben und die posten verteilt sind. da lohnt sich vielleicht gelegentlich auch, mit dem vergrößerungsglas die arbeit einzelner zu betrachten und an ihren versprechen vor der wahl zu messen.

gelesen:

 spannung durch einen krimi ohne verbrechen, mit viel sprachgefühl und verständnis für menschen: friedrich ani, süden, tb knaur  

heilkraft in uns finden, den eigenen weg gehen, das beschreibt luisa francia in ihrem buch: kubabas granatapfel, meine reise zur heilung

und immer wieder lese ich bei roger willemsen, diesmal wieder: deutschlandreise, tb fischer


Sonntag, 17. Oktober 2021

Hinterlassenschaft


Skulpturenpark Seckach, Paul A. Wagner
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als der alte mann starb hinterließ er
nur wenige kästen mit dingen
die ihm nun nichts mehr bedeuteten.

was später mit diesen dingen geschah
hatte nichts mit dem mann zu tun
aber viel mit sterben. 

roswitha

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ein feuchtkalter sonntag, aber ich weiß: hinter den wolken scheint die sonne! wir tun gut daran, immer daran zu denken, dass es nicht nur das gibt, was wir sehen. es gibt auch anderes, unserem fokus entrückt, oder auf der rückseite, oder hinter dem berg...

einen guten start in die nächste woche wünsche ich. 
heute habe ich noch ein rätsel:
wer fand es in der finanzverwaltung sinnvoll, bereits kindern eine steuer- id zu geben? ich kenne nur menschen, die die ihrer kinder nicht mehr finden. sollte man bei der geburt vorsorglich einen steuerordner anlegen? schüler/-innen benötigen sie bereits für ihren ferienjob.

 

Dienstag, 12. Oktober 2021

Kontaktsuche


 

Kontaktsuche

Ich bin hinter meiner Schutzmauer,

aber ich sehe alles.

Du bist doch auch hinter deinem Wall.

Werden wir uns näher kommen?

Was könnten wir spüren?

Siehst du mich lachen hinter der Mauer?

Warum ist sie so starr?

roswitha

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ich las in einem blog eine schlimme geschichte über den verbalen übergriff auf einen zwölfjährigen jugendlichen irgendwo in sachsen im zug. das wäre mir vor einigen jahren hier in deutschland undenkbar gewesen. in mehreren städten und gemeinden wollen oder können die bürgermeister/- innen nicht weitermachen, da sie und ihre familien bedroht werden. ich habe die beteuerungen nach der ermordung des hessischen politikers noch im ohr, und sehe trotzdem kein konsequentes und hartes vorgehen gegen diese  gewalttäter. auch verbaler angriff ist gewalt!

wie kommt es, dass diese  entgleisungen so zunehmen? zunächst anonym im netz. und da danach keine spürbare gegenreaktion erfolgte, nun im alltag. 

all dies hat nichts mit freier meinungsaussage zu tun, da mitmenschen niedergemacht werden und ihnen sogar der gewaltsame tod gewünscht wird.  sie finden ihre kontakte zunächst einmal im internet, und ihr denken wird von keinem zweifel getrübt, da sie von gleichgesinnten hören und lesen. 

wie schaffen es die mutigen, gegen diese welle aufzustehen?


Samstag, 9. Oktober 2021

herbstfeste


 Friedrich Hebbel

Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

-    und am nachmittag dekorierten wir den hof und ein gemütliches zusammensein bei leckeren getränken und zwiebelkuchen, bretzeln und apfelkuchen begann. endlich menschen aus mehreren haushalten im gespräch miteinander.
früh schon schleicht sich die kälte an die füße, noch halten wir aus, aber dann ist abendruhe. eine auszeit, die hoffnung auf mehr machte.

wir singen: ade nun zu guten nacht...
                                                                                                         

Montag, 4. Oktober 2021

null bock auf kochen

                                                                  

 am sonntag kam im zdf "planet e" mit einem bericht über die kochgewohnheiten in deutschland. es wurde von tiefgeforenen spiegeleiern, vorgekochten pellkartoffeln und fertiggerichten berichtet. sie sind in minutenschnelle in der mikrowelle zubereitet, weil sie "zeit sparen". kochkisten- pakete mit allen bereits vorbereiteten zutaten für ein essen gibt es in allen preisklassen, von der fertigpizza bis zum angeblich "gehobenen menue".  allen vorbereiteten nahrungsmitteln gemeinsam ist ein immer größer werdender berg an plastikverpackungen und pappe(pakete), ebenso die zunahme von straßenverkehr(zustellung).

fasziniert hörte davon, wie menschen diese essgewohnheiten erklärten: keine zeit, ein anstrengender beruf und mangelnde ideen wurden oft genannt. aber auch die unfähigkeit zu kochen oder eine grundsätzliche unlust, sich mit der nahrungszubereitung zu beschäftigen.

irgendwo las ich, gerade in deutschland gäbe es eine fülle von kochsendungen. und gleichzeitig nehmen sich viele familien kaum noch zeit zum gemeinsamen essen. 

ich denke die kinder brauchen dringend anleitung, damit sie eine kompetenz in der nahrungszubereitung bekommen. und die freude an gutem, frisch zubereitetem essen nicht ganz verlernen, falls sie die einmal hatten.

meinen enkelkinder habe ich einfache regeln mitgegeben: wenig von dingen kaufen, für die reklame gemacht wird, wenn keine zeit zum kochen ist einfach ein paar stücke obst und nüsse essen und sich auf ein gutes essen später freuen, ein grundsätzliches mißtrauen gegenüber langen zutatenlisten.  

 https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-null-bock-auf-kochen-100.html

 

Freitag, 1. Oktober 2021

weg der träume

                            Kunstverein Mosbach, Ausstellung Palimpseste , Jochen Fischer, bis 31.10.21


Menschen, die auf sich achten, gehen achtsamer mit anderen Menschen um. Menschen, die auf sich hören, sich ernst nehmen und Zeit für sich in Anspruch nehmen, diese Menschen werden harmonischer.

Sie haben keine Leere in sich, die ausgefüllt werden muss mit Konsum, übersteigertem Machtstreben und Ehre. Sie brauchen keine Fassaden, sondern begegnen uns als lebendige Menschen, unvollkommen und fehlbar.

Darum brauchen wir Menschen einander: Um uns gegenseitig das Fehlende zu ersetzen, statt die Fehler der anderen zu bekämpfen. Zuhörend und handelnd können wir über uns und unsere Mitmenschen nachdenken.

Menschen brauchen Menschen, um lebendig zu bleiben, um zu wachsen und die eigene Facette in die Welt zu bringen.

Ich beanspruche Macht für die ich Verantwortung übernehmen kann, will Streiten für Dinge, für die sich das Streiten lohnt. Hoffnung und Vision einer Welt, wie sie auch sein könnte, lassen mich nicht ruhen. 

                                                       _________________________________

- ich las vergangenen Monat unter anderen: Ulrike Edschmid, Ein Mann der fällt, Suhrkamp TB, Stadtskizzen und Alltag eines Paares in Berlin, vor und nach der Wende, bewegt meine Gedanken immer noch, sehr zu empfehlen, finde ich.

- Friedrich Ani, Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels, ein Krimi, den ich wegen der Sprachschöpfungen von Herrn Ani ganz besonders finde, und ich mag diesen eigensinnigen Kauz von Kommissar.




 

Veränderungen

                                               Kunstpark Seckach   Marie von Ebner-Eschenbach Das eilende Schiff, es kommt ...