Donnerstag, 28. April 2022

reduzierte abstandsfläche


eigentlich sollte hier ein garten hin. leider ist er zu einer reduzierten abstandsfläche zum nachbarn verkommen. die gestalter halten das für eine gute lösung, schottergärten lehnen sie ab.

wenn ich doch bloß wüsste, woher ich verstand anfordern könnte. die insekten verhungern wie die vögel, aber bienenfreundliche samen sind modern. das regenwasser versickert nicht, sondern trägt über kanäle zum hochwasser bei.

als kind hätte ich mich über diese fläche gefreut, ich wäre mit rollschuhen um die kübel gelaufen. vielleicht hätte die vertiefung auch zum murmelspiel gereicht.

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"Die Schaffung von Wohngegenden mit einer Einteilung der Räume im Freien in halböffentliche, vertraute und familiäre Bereiche nahe der Wohnungen ermöglicht es, die Menschen in der Umgebung besser kennenzulernen. Wer den Außenraum als Bestandteil der persönlichen Wohnumgebung wahrnimmt, wird wachsamer sein und größere Verantwortung für den gemeinsamen öffentlichen Raum empfinden." 

Jan Gehl: Leben zwischen Häusern, JOVIS)


Sonntag, 24. April 2022

Lysistrate und Frauenmacht



" Dieser Krieg wird allmählich zu blödsinnig, um Ware dafür zu finden... Der Kaiser fordert von Zeit zu Zeit eine Million Männer an, um sie umbringen zu lassen; und Kitchener ruft eine weitere Million auf, um sie umzubringen... Warum stehen die Frauen nicht auf und sagen:

 "Wir haben Mühe, diese Männer hervorzubringen; und wenn ihr nicht damit aufhört, sie umzubringen, dann werden wir uns weigern, noch weitere in die Welt zu setzen."  Aber leider sind die Frauen ebenso idiotisch wie die Männer.   - Bernard Shaw am 13. 11. 1914 an Mrs. Patrick Cambell

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Melina Mercouri 1967 beim Athener Militärputsch:

Warum streiken unsere Frauen jetzt nicht wie in Lysistrate?

aus: Rolf Hochhuth, Lysistrate und die Nato, Rowohlt  

Rückseite des Buches: Das Rezept, das Aristophanes den Frauen verschrieb, bewährt sich auch heute: mit Intelligenz und List retten die Weiber einer griechischen Insel ihre Heimat vor dem Zugriff der Armee. 
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wir können auch aus alten geschichten neues lernen. wenn wir alle gut leben wollen, können wir nicht mit alten rezepten und gewohnheiten immer weiter machen und änderungen erhoffen. 


Dienstag, 19. April 2022

urmutter oder fette frau

 

                                          Foto aus:  http://waldviertelleben.blogspot.com/          

sie war eine der menschen aus ihrer familie, die alt wurde. einen liebhaber- künstler hatte sie, der schuf ein abbild, das auch nach 30 000 jahren noch bewunderung hervorruft. sie ist österreichs bekanntester archäologischer fund(1908), die venus von willendorf. vielleicht schuf ein künstler oder eine künstlerin mit dieser statuette auch eine göttin. im orginal ist sie nur elf zentimeter groß. 

würde diese frau heute zum arzt kommen, wäre die forderung zum abspecken/abnehmen/ diät oft das erste, was sie zu hören bekäme. auch wenn ihre blutwerte völlig normal wären und sie einfach nur eine routinekontrolle wollte oder den arm gebrochen hätte. mindestens kleidergrösse 50, wenn nicht mehr. so sieht heute keine gebildete frau mehr aus. aus der nummer mit folgenden gedanken ist diese venus aber wegen ihrer frühen geburt raus: "sicher hat sie zuviel cola getrunken und ißt immer fertiggerichte, keine disziplin, lässt sich einfach gehen. keinen sport, liegt nur faul herum."  die blicke des medizinischen personals sind manchmal ein einziger vorwurf. mit dieser figur ist frau kein gegenüber, sondern "die dicke", aus deren äußerem ohne viel nachdenken schlüsse gezogen werden.

" Die Dicken sind schuld: Sie sind zu oft krank, sie leisten zu wenig, sie haben sich nicht im Griff. Sie kosten die Gesellschaft Geld - und sie tun es mit Absicht. Das ist das herrschende Vorurteil. Politik, Krankenkassen und Pharmaindustrie haben die Übergewichtigen zu Sündenböcken erklärt, weil die Kosten explodieren und das Gesundheitssystem zu kollabieren droht." aus: "Dick, Doof und Arm?" Friedrich Schorb, Droemer Verlag, 2009  /    http://gewichtsdiskriminierung.de/


für mich ist diese venus eine göttin, ein kraftvolles weib, wie viele unserer urahninnen.






Samstag, 16. April 2022

ostergruss, alt und neu

 


Richard von Wilpert (1862-1918)

Nur einmal bringt des Jahres Lauf

Nur einmal bringt des Jahres Lauf
uns Lenz und Lerchenlieder.
Nur einmal blüht die Rose auf,
und dann verwelkt sie wieder;
nur einmal gönnt uns das Geschick
so jung zu sein auf Erden:
Hast du versäumt den Augenblick,
jung wirst du nie mehr werden.

Drum lass von der gemachten Pein
um nie gefühlte Wunden!
Der Augenblick ist immer dein,
doch rasch entfliehn die Stunden.
Und wer als Greis im grauen Haar
vom Schmerz noch nicht genesen,
der ist als Jüngling auch fürwahr
nie jung und frisch gewesen.

Nur einmal blüht die Jugendzeit
und ist so bald entschwunden;
und wer nur lebt vergangnem Leid,
wird nimmermehr gesunden.
Verjüngt sich denn nicht auch Natur
stets neu im Frühlingsweben?
Sei jung und blühend einmal nur,
doch das durchs ganze Leben!

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über 100 jahre ist dieser text alt, mit ihm möchte ich allen hier lesenden ein angenehmes osterfest wünschen. wo und wie immer ihr ostern erlebt, seid in der gegenwart. 
trainiert das vertrauen in euch selbst immer wieder neu, falls es notwendig ist. solange wir leben, haben wir mit uns zu tun. 

Dienstag, 12. April 2022

wünsche


           Sie sagte, sie sei glücklich und froh, ich dürfe sie gerne fotografieren, das freue sie. 


"Denn glücklich ist, wer immer noch was zu wünschen übrig hat. Da muss immer noch ein unerfülltes Restchen bleiben. Gerade so wie bei einem unserer Lieblingsspiele als Kinder, nämlich Zeltbauen. Wir besorgten uns ein paar Wolldecken. Dann organisierten wir noch zwei Besenstiele, eine Wäscheleine, einige Wäscheklammern und damit bauten wir uns ein Zelt. Im Winter in der Wohnung zwischen zwei Stühlen, im Sommer draußen. Das ging stundenlang. Immer krachte etwas zusammen, die Wäscheleine erwies sich als zu kurz, der Dackel meiner Freundin riss den tragenden Besenstiel weg. Und ich kann mich nicht erinnern, dass das Zelt richtig fertig wurde. Es wurde dunkel draußen, wir wurden wir zum Essen gerufen – und unser Zelt blieb ewig unvollendet, wie der Petersdom.

Irgendwann hat dann ein Kind aus der Nachbarschaft ein ganz und gar fertiges, echtes Zelt geschenkt bekommen. Der Aufbau ging ruckzuck – aber das Ergebnis war doch eher langweilig."

Dr. Marita Rödszus- Hecker, Heidelberg, Ev. Kirche / Wort zum Tag

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habt ihr auch solche zelte gebaut, mit alten laken oder wolldecken?  unsere enkelkinder spielten auch mit  meinen tüchern, die wurden zu schleiern oder saris, oder zu zügeln. die welt wird weit, wenn der blick auf die dinge nicht beschränkt ist. 

die bloggerin andrea heinisch hat ein kleines buch herausgebracht, unter anderem auch mit texten über ihre kindheit. sehr genau beobachtete die kleine andrea ihre umwelt. mit viel liebe und einer portion humor erzählt andrea aus ihrer welt. das lesen in diesem buch weckt auch in mir erinnerungen, die zum teil ähnlich, aber auch ganz anders sind.

Das Buch heißt:  "Als die Zukunft noch uns gehörte",  ISBN 978-3-99129-807-6, www.mymorawa.com, Wien 


Freitag, 8. April 2022

nur eine entenfeder

 


Freudiger Augenblick


Regenwasser tropft

und tropft, wird Pfütze.

Eine große Pfütze

unter dem kaputten Kandel.


Das Kind fixiert die Pfütze,

nimmt Anlauf

und hüpft mit beiden Füssen

mitten hinein.


Es spritzt, die Mutter schreit auf,

das Kind kreischt vor Freude.

Die Pfütze ist nun fast

leer, die Schuhe nass.


- das hat mich sehr amüsiert. die mutter beachtete das kind nicht und es wartete darauf, dass seine mutter einmal hinschaute. es hatte eine große feder entdeckt und wollte sie zeigen. nun unterbracht die mutter schnell ihr telefonat und schimpfte mit dem kleinen mädchen. sie zog es von der pfütze weg, nicht einmal die feder durfte es aufheben.

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- ich las im woody guthrie buch den text von peace call, friedensaufruf, ins deutsche übersetzt von harry rowohlt. gibt es auf you tube zu hören.

die letzte strophe geht so:

"ich werde mein Haus vom Unkraut der Angst befreien

und mich meinen Freunden zuwenden;

mit meinem Lächeln des Friedens werde ich euch alle begrüßen;

ich werde arbeiten, ich werde kämpfen, ich werde tanzen und singen

vom Frieden und vom Geist der Jugend: Frieden! 

alles hört auf mein Kommando; die Trompete schmettert: Frieden!

Freiden, Frieden, Frieden... "

stärken wir unsere hoffnung, sehnen wir frieden herbei, tragen wir freude in die welt und gute gedanken.




Dienstag, 5. April 2022

ermahnung eines ureinwohners

                              

  

Weißt du, dass Bäume
reden? Ja, sie
reden. Sie sprechen
miteinander, und sie sprechen
zu dir, wenn du zuhörst.
Aber die weißen Menschen
hören nicht zu.
Sie haben es nie der Mühe
wert gefunden, uns Indianer
anzuhören, und ich fürchte,
sie werden auf die anderen
Stimmen in der Natur nicht
hören. Ich selbst habe viel
von den Bäumen erfahren:
manchmal etwas über das
Wetter, manchmal über
Tiere, manchmal über den
Großen Geist.    

-Tatanga Mani-

ich möchte am liebsten nichts hören als den gesang der vögel, oder die stimmen der bäume. und die stimmen der menschen, denen ich zuhören kann in echt, nicht in radio oder tv.


 

Veränderungen

                                               Kunstpark Seckach   Marie von Ebner-Eschenbach Das eilende Schiff, es kommt ...