Mittwoch, 28. September 2022

Heimatgefühle ?

 


HEIMAT - eine Annnäherung

Erinnerungen: Ostern 1978, Theaterfestval in Avingon. In der wogenden Menschenmenge schrie plötzlich eine Frau meinen Vornamen, begeistert fielen wir uns in die Arme. Sie war aus meiner Geburtsstadt!

Fast an der spanischen Grenze sah ich ein Auto mit einer Eifler Nummer, meine Freude war groß, ich winkte bis hinter den Horizont. Warum freute ich mich über ein Auto mit bekanntem Nummerschild von unbekannten Kreisbewohnern? Warum umarmte ich eine Frau, von der ich kaum mehr wusste als ihren Namen und wo sie wohnte? Und trotzdem: Ich spürte "Heimatgefühle", spüre Verbundenheit mit fremden Menschen, weil sie aus der gleichen Gegend wie ich kamen. Für mich ist dies eine seltsame Entdeckung gewesen! Es hatte nichts mit Rationalität zu tun.

Die "Heimatfilme " meiner Kindheit und Jugend, die meine Mutter liebte, waren für mich der Gipfel des Kitsches. Das Liedgut meines sangesbegeisterten Vaters war mir früher verdächtig, erinnerte mich an das tausendjährige Reich. Meist völlig zu Unrecht, wie ich später feststellte!

Irgendwann war ich mit einer Jugendgruppe zu einem internationalen Treffen in Frankreich. Abends am Lagerfeuer sang jede Gruppe ein Lied aus ihrer Heimat. Es war wunderbar, bis unsere deutsche Gruppe singen sollte. Sie wollten nicht, begannen dann verhalten von den im Wald rasenden Affen zu singen. Das Lied wurde am Ende gegrölt - ich schämte mich.

Ich gehöre zur ersten Generation der "nach dem Krieg" geborenen, der Heimatbegriff war uns lange suspekt. Wir wollten WeltbürgerInnen, mindestens EuropäerInnen sein!

Was ist es, dass mich Heimat fühlen lässt, Vertrautheit mit der Sprachmelodie? Warum freue ich mich in der Ferne, wenn jemand die Eifel als schöne Landschaft lobt? Weshalb ist mir das rheinische Temperament, der Umgang miteinander, soviel müheloser als ein bayrisches oder westfälisches Miteinander?

Alles ist mir von Geburt an vertraut! Inzwischen bin ich dafür, dass der heimische Dialekt auch als Kurs gelehrt wird, damit er nicht ausstirbt, das Kinder Volkslieder lernen sollten(nicht nur die 1. Strophe!).  Wir sollten bei ihnen ein Selbstverständnis fördern, dass ihre Freude an der Herkunft aus einer bestimmten Region Europas fördert. Weitab von jedem nationalistischen Denken dürfen wir dankbar sein für das Empfinden, eine Gegend besonders gut zu kennen. Es ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk. Und es bereichert unser Miteinander, wenn wir uns gegenseitig von unserer Herkunft erzählen.

Wir haben allen Grund zur Freude, es gibt viele weniger angenehme Gegenden in der Welt als dieses Fleckchen Erde in Mitteleuropa!




Samstag, 24. September 2022

Uraltgeschichte, oft recycelt

 


KAIN UND ABEL


Das Feuer brannte lodernd

heller Rauch stieg auf

Freude ergriff Abel

sein Opfer war angenommen

warum sollte er sich

um seinen Bruder kümmern

der so anders war?


Das Feuer glimmte

kein Rauch strebte auf

Kain fühlte sich

menschenseelenallein

er hatte Angst

die wurde Zorn

und er tötete den Bruder.

rgp


Buchempfehlung: Daniela Dröscher, Lügen über meine Mutter, Kiepenheuer & Witsch: Kindheit im Hunsrück der 80- er Jahre, der Vater macht für alle Schwierigkeiten das Übergewicht seiner Frau verantwortlich. Die Geschichte dieser Familie über einige Jahre wird aus der Sicht der Grundschülerin erzählt. Es geht um die Ansprüche an eine Frau, eingefügt ist die heutige Sicht auf diese Zeit. Ein berührender Roman über diese starke Frau und ein Stück Zeitgeschichte in einer Familie.  




 


Mittwoch, 21. September 2022

gute hilfe kann verwirren


 „Die traurige Wahrheit ist, dass das meiste Böse von Menschen gemacht wird, die sich zwischen Böse und Gute nicht entschieden haben.“ — Hannah Arendt

immer noch gibt es montagsdemos bei uns, vielleicht mögen die menschen nicht alleine spazieren gehen. eine demokratie verträgt das. ich hätte da andere ideen zum einbringen in die gesellschaft, ich gehe ja auch nicht mit. 

einige fragen habe ich: abgesehen davon, dass es nun zwei gruppen von kriegsflüchtlingen gibt, werden die flüchtlinge aus der ukraine den hiesigen einwohnern gleichgestellt. sie kommen also in ein versicherungssystem, in das sie nie eingezahlt haben(es geschah ähnlich bereits mit der rentenversicherung mehrmals). die berufstätigen menschen/arbeitgeber zahlen in diese arbeitslosenversicherung ein, freiberufler und beamte nicht. die ukrainier dürfen ihren wohnort frei wählen, obwohl es gerade in den städten große wohnungsnot gibt. in einer kleinstadt in der nähe weigerten sich die frauen mit ihren kindern, in die bereitgestellten unterkünfte zu gehen. sie kamen aus städten und konnten sich das landleben nicht vorstellen. alle menschen aus der ukraine dürfen mit dem öpnv kostenlos fahren, hiesige hilfeempfänger nicht. wegen der großzügigkeit unserer politiker/ -innen kommen noch mehr menschen aus der ukraine, hartz 4 und kindergeld gibt es nicht in jedem nachbarland. die schulen, ohnehin in den letzten jahren sehr belastet, bekommen "einfach" kinder zugeteilt, ebenso die kindergärten. turnhallen sollen wieder zweckentfremdet werden als unterkünfte...
was tragen die verantwortlichen politiker/-innen bei, ausser dem ehrenwerten wunsch zu helfen? es ist falsch, eine turnhalle zu belegen, solange noch wohnungen zur verfügung stehen, auch wenn es in einem dorf ist. zur hilfe gehörte für mich auch eine gewisse stärke, um andere hilfebedürftige nicht den rechten parteien zuzutreiben.
die ukrainer können nichts für diese regelungen. sie wussten auch nicht, dass es hier viele wohnungen gibt, in die man nicht mit hund oder katze einziehen kann. sie versuchen, aus ihrer schlimmen lage das beste zu machen. die unangebrachte härte gegenüber manchen menschen aus anderen teilen der welt ist beim vergleich mit diesen regelungen aber gänzlich unverständlich. 

  

Netzfund, Autor/-in unbekannt:

Eines Tages fragen die Stammesmitglieder ihren Häuptling, wie der nächste Winter wird. Er antwortet: „Sehr lang und kalt! Sammelt Holz.“ Sie sammeln Holz, der Winter kommt und ist ganz mild. Im nächsten Jahr fragen sie wieder wie der Winter wird. Er antwortet: „Sehr lang und kalt! Sammelt Holz.“ Sie sammeln Holz und der Winter wird ganz mild. Das gleiche wiederholt sich auch im dritten Jahr. Im vierten Jahr haben sie die Nase voll. „Unser Häuptling ist nicht weise genug, wir gehen jetzt zu einem Meteorologen.“ Gesagt, getan. „Wie wird der nächste Winter?“ Er antwortet: „Sehr lang und kalt.“ Misstrauisch fragen die Ureinwohner, woher er das wisse. Er antwortet: „Ganz einfach, die Stämme in den Bergen sammeln schon drei Jahre lang wie verrückt Holz…“

„Man kann sagen, dass der Faschismus der alten Kunst zu lügen gewissermaßen eine neue Variante hinzugefügt hat - die teuflischste Variante, die man sich denken kann - nämlich: das Wahrlügen.“ — Hannah Arendt

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/hannah-arendt/
„Man kann sagen, dass der Faschismus der alten Kunst zu lügen gewissermaßen eine neue Variante hinzugefügt hat - die teuflischste Variante, die man sich denken kann - nämlich: das Wahrlügen.“ — Hannah Arendt

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/hannah-arendt/

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/hannah-arendt/

Sonntag, 18. September 2022

Humor und Weisheit


Charles Dickens, Zitat :

„Der Humor nimmt die Welt hin, wie sie ist, sucht sie nicht zu bessern und zu bekehren, sondern sie mit Weisheit zu ertragen, da sie doch nur eine närrische Welt ist und bleiben wird.“

 

leider bin ich immer noch nicht so weise, dass ich manche entscheidungen einfach ertrage. obwohl niemand von den entscheiderinnen und entscheidern auf mich hört. es gibt zustände die ich für unbegreiflich halte. 

dazu gehört der umgang mit schulen: luftreinigungsgeräte fehlen immer noch, es sollte weniger geheizt werden( fenster auf oder zu?), manche erwägen nach sehr wenig sportunterricht in zwei jahren tatsächlich, die turnhallen wieder mit flüchtlingen zu belegen, lehrerinnen und lehrer wurden vor den ferien entlassen, nun wieder gesucht...

verwaltung: die grundsteuerreform wurde gesetzlich vorgeschrieben seit jahren. dann kommt der termin und zunächst klappt mal garnichts. inzwischen meint auch der zuständige minister es brauche länger als erwartet, bis alle daten vorliegen. die bürger/- innen verzweifeln z.t. beim ausfüllen, während in den finanzämtern die kapazitäten zum bearbeiten der eingänge fehlen. 

obwohl fast 50 % des stromverbrauches aus erneuerbaren energien kommt, wird der strompreis teuerer wegen des gaspreises. da entstehen die bekannten "übergewinne", die in nachbarländern bereits abgeschöpft werden, während hier noch über finanzielle hilfen für konzerne nachgedacht wird. da ist es plötzlich nicht mehr wichtig, als eu zu reagieren. gewinne sind privat, mit verlusten wird die allgemeinheit belastet. Hilfe brauchen wg. des gaspreises handwerkerbetriebe, aber nicht die tochterfirma von enbw. 

ich gehe jetzt in mich und arbeite daran weisheit zu erlangen und trotzdem biss zu behalten.


Mittwoch, 14. September 2022

Erinnerung an eine Freundin

 

 


Einmal ist es so

dass wir gar nichts vermögen

außer uns hinzulegen

und zu sterben.

So ist es.


schrieb Elisabeth über den Tod


                                                         1928 Chemnitz - 2006 Schefflenz

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Zum Jahrestag und Geburtstag:


sie schimpft wie ein Rohrspatz bayrisch

sie ist laut

und schleicht leise durch den Wald

um Tiere zu beobachten


sie fotografiert um ihre Erinnerungen

zu bebildern

wirft dann alles in den Müll

und sammelt neu:


Aufzeichnungen, Bilder, vierblättrige Kleeblätter,

getrocknete Blüten, Bierfilze...


Elisabeth:

je größer die Verzweiflung wurde

je mehr schrumpfte der Körper

übrig blieben bis zuletzt

der Humor und die Fähigkeit

lauter zu lachen als alle

meine anderen Freundinnen

Samstag, 10. September 2022

Suchen


 " Sie war unterwegs! Endlich tat sie das, wovon sie als Kind geträumt und was sie in ihren Zwanzigern aufgegeben hatte.Tief in ihrem Innern war sie ganz aufgewühlt vor Aufregung, denn ihr Traum wurde nun tatsächlich wahr. Sie konnte es selbst kaum glauben. Es passiert so leicht, dass man sein Leben mit Dingen verbringt, für die man kein bisschen brennt, und dass man dabeibleibt, auch wenn man gar nicht will und es einem nicht guttut... Sie reiste zur anderen Seite der Welt. Ncht nur das Schiff hatte den Anker gelichtet, sondern auch sie selbst."                                                                                               aus: Miss Bensons Reise, Autorin Rachel Joyce, Fischer Krüger, 2020

Eine Frau möchte einen goldenen Käfer auf der anderen Seite der Welt entdecken. Vorangestellt ist dem Roman ein Zitat von Sophokles: "Suche, und du wirst finden. Ungesuchtes bleibt unentdeckt." Mit Humor und feinfühliger Sprache erzählt sie von einer eigentlich unmöglichen Frauenfreundschaft. Noch habe ich etwa die Hälfte des Leseabenteuers vor mir und bin gespannt auf den Fortgang dieser wirklich ungewöhnlichen Geschichte.

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muss ich ausdrücklich betonen, dass wir kein land in der südhalbkugel der erde sind? wir leben nicht in einer diktatur, wir können uns frei bewegen und haben in der regel kleidung und nahrung und ein zuhause. wenn etwas fehlt, wird von vielen menschen und institutionen geholfen. verbesserungswürdig wäre manches sicher, aber wir sind alle teil des ganzen. manches verhalten von mitmenschen kann ich nicht verstehen: ruppiges und respektloses verhalten, rücksichtsloses agieren, boshaftigkeit und anonyme beschimpfungen im netz und alltag sind nicht hinnehmbar. 

probleme können wir nur gemeinsam lösen, wenn wir verteilungskämpfe und profilierungsreden der politiker/- innen zulassen, wird die krise wachsen. wenn wir zulassen, dass manche menschen mit weniger finanziellem spielraum den rechten parteien in die arme getrieben werden, schadet es allen demokratinnen und demokraten. zuversicht sollten wir verbreiten.

es braucht jede und jeden meiner leser: bitte helft mit klarem standpunkt und freundlichkeit in eurem umkreis, damit die mutlosigkeit nicht wächst. 

Ich möchte nochmal den Kommentar meiner Oma(geb. 1890) zur Tagesschau erzählen: Sie war schon alt und wunderte sich, wieso immer für genau fünfzehn Minuten Nachrichten am Tag passieren. Nach meiner Erklärung, dass Menschen die Nachrichten aussuchen, die sie für wichtig halten, war sie enttäuscht. Sie sagte, dann bestimmen ja die unsere Welt. 




Mittwoch, 7. September 2022

ein film und mehr


endlich eine komödie mit verstand, mit zwischentönen, denkanstössen und viel liebe zu der verschiedenartigkeit der menschen. nicht einfach hohles plappern, sondern wunderbare gespräche, bilder und musik, alles was mut machen kann ohne das schwere im leben auszuklammern.

also: Master Cheng in Pohjanjoki des finnischen Regisseurs Kaurismäki bei ARTE, gibt es in der Mediathek bis 06.10.22.

 " Es ist erstaunlich, wie anders ich das Leben sehe, wenn ich nur eine Nacht gut geschlafen habe."  sylvia plath

heute spüre ich wie die positive verstärkung eines guten buches oder eines solchen filmes mir helfen, die alltagsaufregungen einfach laufen zu lassen. sie sind außerhalb meines einflusses. manche dinge, die ich vor 40 jahren schon wollte, scheinen immer noch die gesellschaft zu spalten.

wie in diesem film müssen wir auch in der EU lernen, miteinander zu leben, aufeinander zu achten. unser kleiner planet erde braucht achtsamkeit, wie wir untereinander. 

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                                                        KONTAKTSUCHE

ich bin hinter meiner schutzmauer, aber ich sehe alles.

du bist doch auch hinter deinem wall. werden wir uns näherkommen?

was könnten wir spüren? siehst du mich lachen hinter der mauer?

warum ist sie so starr?      RGP

Sonntag, 4. September 2022

straßenfest- sonntag mit männerwagen

 zwei ältere männer in einem überdimensionalen kinderwagen fuhren ganz leise und grinsend durch die stadt - ich musste lachen, alle anderen auch.

Unter Zeiten

Das Perfekt und das Imperfekt

tranken Sekt.

Sie stießen aufs Futurum an

(was man wohl gelten lassen kann).

 Plusquamper und Exaktfutur blinzten nur.

aus: Galgenlieder, Christian Morgenstern


ich glaube die beiden großen kinder hatten auch sekt getrunken, sie waren einfach stillvergnügt und die menschen mit ihnen. manchmal ist es einfach freude zu bereiten.

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Einer der ersten großen Verkünder der sozialistischen Ideale, der Franzose Charles Fourier, hat vor hundert Jahren die denkwürdigen Worte geschrieben:

"In jeder Gesellschaft ist der Grad der weiblichen Emanzipation (Freiheit) das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation." 

zitiert von Rosa Luxemburg (1871 - 1919) 

diese erkenntnis ist für mich logisch, keine gesellschaft kann auf eine hälfte ihrer bevölkerung verzichten, um eine ganze zu sein. frauen und männer ergänzen einander, es braucht beide teile, um ganz zu sein.







Veränderungen

                                               Kunstpark Seckach   Marie von Ebner-Eschenbach Das eilende Schiff, es kommt ...