"Erst im Laufe der Jahre dämmerte ihr, dass die Neurose in diesem Land an der familiären Tagesordnung ist; die Auseinandersetzung mit den Eltern therapeutisch gehätschelt wird bis ins Greisenstadium der Mütter und Väter hinein. "
Zitat aus : Elke Schmitter, Inneres Wetter, C.H. Beck 2021
ein lesenswertes buch: eine schwester überredet ihre beiden geschwister, gemeinsam den vater zu dessen 77. geburtstag zu besuchen. die geschwister inklusive der lebenspartner mit sehr unterschiedlichen lebensvorstellungen, alle um die fünfzig, treffen sich nach längerer zeit wieder. mit viel wortwitz und hervorragender beobachtungsgabe erzählt uns elke schmitter dieses familientreffen.
manchmal schon geriet ich in diskussionen darüber, was im leben eines menschen wohl schiefgelaufen sei, weil er oder sie "so" sei. ich denke, egal wie es war in kindheit und jugend, unsere aufgabe beim erwachsenwerden ist auch, selbst für unser leben verantwortung zu übernehmen. es gibt keine perfekten eltern, auch wir sind es nicht. berechtigter zorn auf fehlverhalten oder schmerz müssen/ sollten zur sprache kommen(therapie). aber daran festhalten und es als entschuldigung für alles mögliche bei über fünfzig jahre alten menschen zu hören macht mich ungeduldig. geht es hier auch um eigene erwartungen an das leben, das nicht so läuft wie gewollt? muss immer jemand schuld sein, oder kann es auch eine reihe von zufällen geben?
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das zweite Buch, das ich empfehlen möche: Martin Kordic, Jahre mit Martha, S. Fischer-Verlag,2022
SWR2 : „Faszinierende Liebesgeschichte, Einwanderergeschichte, (Anti-)Bildungsroman, Machtverhältnisse, Familiengeschichte, Popkultur & Südosteuropa - all das - und noch so viel mehr ist dieser Text für mich“, meint Buch-Blogger und Buchhändler Florian Valerius über den Roman von Martin Kordić.
eine sehr ungewöhnliche, zarte und bewegende liebe zwischen einem studenten und einer professorin. fesselnd geschrieben, mit viel anregungen, auch eigene vorstellungen zu überdenken.